Ecuador gewalttätigstes Land Lateinamerikas im Jahr 2023

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In einigen Vierteln von Guayaquil liegt die Mordrate bei 114 pro 100.000 Einwohner und ist damit eine der höchsten der Welt
In einigen Vierteln von Guayaquil liegt die Mordrate bei 114 pro 100.000 Einwohner und ist damit eine der höchsten der Welt

Quito. Ecuador hat das Jahr 2023 als das gewalttätigste Land Lateinamerikas beendet. Dies geht aus Statistiken hervor, die eine gewaltsame Todesrate von über 40 pro 100.000 Einwohner ausweisen.

Fast jede Stunde stirbt in Ecuador ein Mensch durch kriminelle Gewalt. Bis zum 17. Dezember gab es insgesamt 7.497 Morde, wie lokale Medien wie Ecuavisa und Teleamazonas berichteten.

In Vierteln wie Nueva Prosperina im Süden von Guayaquil, der Hauptstadt der Küstenprovinz Guayas, liegt die Mordrate bei 114 pro 100.000 Einwohner und ist damit eine der höchsten der Welt.

Im vergangenen Jahr erschütterten mehrere politische Morde das Land, darunter der am Präsidentschaftskandidaten Fernando Villavicencio, der bei einer Wahlkampfveranstaltung in Quito erschossen wurde, und der am Bürgermeister von Manta, Agustín Intriago.

Hinzu kommen die anhaltenden Massaker in den Gefängnissen. Nach Angaben des Ständigen Komitees zur Verteidigung der Menschenrechte (Comité Permanente por la Defensa de los Derechos Humanos, CDH) wurden in den letzten 12 Monaten 89 Häftlinge getötet.

Kämpfe zwischen kriminellen Banden um die Kontrolle von Gefängnissen, Schießereien in städtischen Gebieten, mitten in der Nacht explodierende Fahrzeuge, Schüsse auf staatliche Einrichtungen, Bombendrohungen und sogar ein mit Sprengstoff gefesselter Wachmann haben Ecuador im Jahr 2023 in die Schlagzeilen gebracht.

Als Ursachen für die Gewalt nennen Experten den zunehmenden Drogenhandel und die Wirtschaftskrise, die zu einem Mangel an Arbeitsplätzen und Chancen geführt hat, vor allem für junge Menschen, die in der Kriminalität eine Möglichkeit sehen, ein Einkommen zu erzielen.

Der ehemalige Präsident Guillermo Lasso, der bis zum 23. November letzten Jahres im Amt war, hatte wiederholt den Ausnahmezustand ausgerufen.

Angesichts dieser Situation fordert die Bevölkerung konkrete und dringende Maßnahmen vom derzeitigen Regierungschef Daniel Noboa, der während seines Wahlkampfes den sogenannten Phönix-Plan zur Beendigung der Gewalt vorgestellt hat.

Etwas mehr als einen Monat nach seinem Amtsantritt und seinen Erklärungen, dass die Strategie bereits umgesetzt sei, machen immer wieder kriminelle Handlungen Schlagzeilen.

Ein Beispiel dafür sind mehrere bewaffnete Überfälle, die in der Nacht vom 29. Dezember, in verschiedenen Vierteln der Stadt Esmeraldas, Hauptstadt der gleichnamigen Küstenprovinz an der Grenze zu Kolumbien, gemeldet wurden.

Zu den Versprechungen von Präsident Noboa im Rahmen des Plan Fénix gehören der Bau von zwei Mega-Gefängnissen und die Abschiebung von rund 1.500 ausländischen Häftlingen.

Während der Staatschef von einem "signifikanten Rückgang" der gewaltsamen Todesfälle in Konfliktregionen wie Durán und Machala spricht, häufen sich in den sozialen Netzwerken Berichte über eine erschreckende Gewalt.