Mexiko: Mutmaßlicher Mafiaangriff in Chiapas fordert mindestens einen Toten

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Einheimische aus Pantelhó in traditioneller Tracht
Einheimische aus Pantelhó in traditioneller Tracht

Tuxtla Gutiérrez. In der indigenen Gemeinde Pantelhó im mexikanischen Bundesstaat Chiapas ist am 25. März eine örtliche Kommission angegriffen worden. Laut der Staatsanwaltschaft wurde eine Person dabei getötet. Anwohner vermuten, dass es sich bei den Tätern um Mitglieder einer Mafiagruppe handelt. Nach Angaben von Gemeindemitgliedern gab es bei dem Angriff sechs Tote und drei Verletzte, berichtete die Tageszeitung La Jornada.

Das Attentat ereignete sich am Morgen in der Nähe der Wasserquelle im Hauptort Pantelhó. Das Stadtviertel Los Naranjos befand sich mehrere Tage ohne Leitungswasser. Daraufhin wollte eine Kommission, bestehend aus Mitgliedern der lokalen Wasserbehörde und den Vorstehern des Stadtviertels, die Trinkwassereinrichtung überprüfen. Dabei gerieten sie in den Hinterhalt.

"Wir wissen, dass die Quelle, die zwei Kilometer vom Hauptort Pantelhó entfernt ist, neben der Ranch von José Herrera liegt, und dass sie bei ihrer Ankunft beschossen wurden", erklärten Anwohner im Interview mit der Tageszeitung La Jornada. Sie vermuten deshalb die Täterschaft im Umfeld der Familie Herrera . 

Die chiapanekische Staatsanwaltschaft bestätigte am Abend des 25. März jedoch nur einen Toten und einen Verletzten und kündigte eine Strafverfolgung an. Die Behörden von Pantelhó baten tags zuvor das Militär um Begleitung in der heiklen Mission, dieses lehnte jedoch ab.

Die Herrera-Familie regierte Pantelhó während 20 Jahren mit eiserner Hand und ist gemäß lokalen Aktivisten für zahlreiche Morde verantwortlich. Die unter dem Namen "Los Herrera" bekannte Gruppe verlor ihre Vorherrschaft, nachdem die Selbstverteidigungsgruppe namens "El Machete" sie im Sommer 2021 vertrieb.

José Herrera sitzt zurzeit in Untersuchungshaft. Ihm wird vorgeworfen, den Mord am Staatsanwalt für indigene Gerichtsbarkeit, Gregorio Pérez Gómez, in Auftrag gegeben zu haben. Der Staatsanwalt untersuchte den Mord am indigenen Menschenrechtsverteidiger und Pazifisten Simón Pedro Pérez López (amerika21 berichtete), als er selber Opfer eines Anschlags wurde.

Erst am 23. März hatten sich mehrere tausend Bewohner der 86 Dörfer der im Hochland von Chiapas gelegenen Tsotsil-Gemeinde Pantelhó in einer Versammlung darauf geeinigt, für die nächste Amtszeit einen indigenen Gemeinderat zu bilden. Dies nach ihren Gebräuchen und Sitten, unabhängig von politischen Parteien, die oft von der organisierten Kriminalität unterwandert seien. Nachdem am 12. März bei einem Anschlag auf eine Familie zwei Minderjährige ermordet wurden, beschloss die Gemeindeversammlung ebenfalls, dass die Voraussetzungen für die am 2. Juni stattfindenden Gouverneurs- und Präsidentschaftswahlen in Pantelhó nicht gegeben seien. Sie werden daher an den Wahlen nicht teilnehmen.