Mexiko: Bewohner aus zapatistischem Dorf in Chiapas gewaltsam vertrieben

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Das Menschenrechtsnetzwerk RED TDT ruft zu einer Eilaktion für die Betroffenen der Vertreibung in der Zapatistischen Region Moisés y Gandhi auf
Das Menschenrechtsnetzwerk RED TDT ruft zu einer Eilaktion für die Betroffenen der Vertreibung in der Zapatistischen Region Moisés y Gandhi auf

Ocosingo/Tuxtla Gutiérrez. Eine bewaffnete Gruppierung hat Bewohner des kleinen zapatistischen Dorfes La Resistencia in der Gemeinde Ocosingo vertrieben. Dies gab Menschenrechtswerk Red TDT bekannt. Bei diesem Angriff am 19. Januar mussten 28 Personen fliehen, darunter auch zehn Kinder. Die gewaltsame Aktion wurde von rund 40 Mitgliedern der Regionalen Organisation der Kaffeebauern von Ocosingo (Orcao) begangen, die Schusswaffen, Macheten und Stöcke mit sich führten.

Im Dorf La Resistencia, in der autonomen zapatistischen Region "Moisés y Gandhi" gelegen, wurde die autonome Grundschule zerstört, 15 Häuser aus Blech und Holz vernichtet, Schulbücher verbrannt und ein Dorfladen ausgeraubt. Unter den geraubten Gütern sind Tiere, eine Entkernungsmaschine für Kaffee und andere Arbeitsgeräte. Gärten sowie Lebensmittel wurden zerstört.

Das mexikanische Red TDT (Red Nacional de Organismos Civiles de Derechos Humanos "Todos los Derechos para Todas, Todos y Todes") dokumentierte Tage zuvor die Einweihung eines regionalen Regierungsgebäudes der Orcao durch den Gemeinderat von Ocosingo. Dieses befindet sich an der strategischen Straßenkreuzung von Cuxuljá, wo vormals die Zapatistas einen wichtigen Treffpunkt ihrer autonomen Strukturen innehatten. 

Das Netzwerk, das 87 Menschenrechtsorganisationen in 23 mexikanischen Bundesstaaten umfasst, zeigte sich besorgt darüber, dass der mexikanische Staat solche Aktionen "zulässt oder gar deckt". In einer Eilaktion vom 3. Februar fordert es die Behörden auf, eine sorgfältige Untersuchung der Ereignisse durchzuführen, um "diesem Klima der Gewalt ein Ende zu bereiten".

Zwischen der BAEZLN (Unterstützungsbasis der Zapatistischen Armee der Nationalen Befreiung) und der Orcao schwelt seit Jahren ein Konflikt um ein Stück Land, das die beiden Organisationen im Zuge des Aufstands von 1994 gemeinsam besetzten. Im Jahr 2001 akzeptierte die Orcao die Regierungsprogramme der Landprivatisierung, während ihre zapatistischen Nachbar:innen eine Parzellierung des ehemaligen Großgrundbesitzes verweigerten und weiterhin auf die Fortführung von kollektiver Landwirtschaft bestehen.

2020 sind in der Ortschaft Cuxuljá zwei Lagerhallen der BAEZLN ausgeraubt und anschließend niedergebrannt worden. Seither kam es durch Angriffe der Orcao auf die Zapatistas immer wieder zu Vertreibungen, Entführungen und Verletzten.