Zwangsvertreibungen aufgrund bewaffneter Konflikte haben in Kolumbien zugenommen

kolumbien_defensoria_del_pueblo.jpg

Die Ombudsstelle legte ihren Bericht "Dinámicas de Movilidad Humana Forzada 2022-2023" vor
Die Ombudsstelle legte ihren Bericht "Dinámicas de Movilidad Humana Forzada 2022-2023" vor

Bogotá. Das Büro der kolumbianischen Ombudsstelle hat ermittelt, dass die Zwangsvertreibung von Zivilisten aufgrund der Verschärfung des bewaffneten Konflikts zwischen Guerilla und Streitkräften und der Zusammenstöße bewaffneter Gruppen im Jahr 2023 im Vergleich zum Vorjahr um sieben Prozent zugenommen hat.

Dies geht aus einem Bericht hervor, der Anfang der Woche in der lokalen Presse veröffentlicht wurde. Demzufolge kam es zu 154 Massenvertreibungen, von denen 54.665 Menschen betroffen waren.

Der Norwegische Flüchtlingsrat (NRC) hat zudem kürzlich mitgeteilt, dass in den ersten beiden Januarwochen 2024 rund 3.000 Menschen in der Pazifikregion wegen bewaffneter Zusammenstöße Opfer von Zwangsvertreibungen geworden sind.

Der Ombudsmann, Carlos Camargo, informierte, dass 17 kolumbianische Departamentos von massiven Vertreibungen betroffen waren, wobei Nariño mit 9.445 Familien und 23.483 Personen am stärksten betroffen war. Es folgten Chocó, Valle del Cauca, Antioquia, Cauca und Bolívar.

50 Prozent der Vertreibungen sind laut Camargo auf Zusammenstöße zwischen illegalen bewaffneten Gruppen zurückzuführen, die um die Kontrolle von Gebieten kämpften. Es sei in erster Linie die Zunahme der illegalen Anpflanzungen, die zu einem Anstieg der Gewalt in verschiedenen Gebieten und territorialen Auseinandersetzungen zwischen diesen Gruppen geführt habe.

Es gehe nicht nur darum, zu reagieren und sich um die Opfer zu kümmern, sondern auch darum, an der Prävention zu arbeiten, damit es keine weiteren Vertriebenen gebe, heißt es in einer Pressemitteilung der Behörde weiter. Letzteres sei Aufgabe der Regierung.

Die gewalttätigen Aktionen illegaler bewaffneter Gruppen in den Gebieten, die die Gemeinschaften betreffen, müssten gestoppt werden. Dazu gehörten die Ausbreitung des Drogenanbaus, territoriale Streitigkeiten, Morde, Entführungen, Erpressung, Menschenhandel, Zwangsrekrutierung von Kindern und Jugendlichen, Bedrohung von sozialen Führern und Menschenrechtsverteidigern und Morde an Friedensunterzeichnern, betonte Camargo.

Der Ombudsmann stellte die Gespräche zwischen der Regierung von Gustavo Petro und der Nationalen Befreiungsarmee (ELN) sowie dem Zentralen Generalstab (EMC) der Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens, einer Dissidentengruppe der ehemaligen Farc-Guerilla, in Frage. Der Waffenstillstand mit diesen Gruppen habe die Gefährdung der Menschenrechte im Land erhöht, sagte er.

Die Regierung argumentiert ihrerseits, dass der Waffenstillstand zu einem Rückgang der Angriffe, Tötungen und Verletzungen bei den Streitkräften geführt habe.

Die Hauptlast trägt jedoch weiterhin die Zivilbevölkerung, die im Kreuzfeuer der Auseinandersetzungen um illegale Einnahmen und territoriale Kontrolle steht.

Unterdessen haben die Delegationen der Regierung und der ELN Anfang der Woche vereinbart, die bilaterale Waffenruhe bis zum 5. Februar zu verlängern. Die Entscheidung wurde im Rahmen des sechsten Zyklus der Friedensgespräche in der kubanischen Hauptstadt Havanna getroffen.