Indigene Anführerin bei Angriff von Landmiliz und Polizei in Brasilien getötet

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Brasiliens Ministerin für indigene Völker, Sônia Guajajara, besucht Häuptling Nailton Muniz Pataxó und andere Verletze Indigene im Krankenhaus
Brasiliens Ministerin für indigene Völker, Sônia Guajajara, besucht Häuptling Nailton Muniz Pataxó und andere Verletze Indigene im Krankenhaus

Brasília/Salvador de Bahia. Am 21. Januar ist die indigene Anführerin und Schamanin Maria de Fátima Andrade ("Nega") erschossen worden. Präsident Luiz Inácio Lula da Silva solidarisierte sich mit den Indigenen und versprach umfangreiche Aufklärung.

Rund 200 Landbesitzer und Polizisten hatten die Gemeinschaft der Pataxó Hã-Hã-Hãe in Südbahia im Gebiet von Caramuru-Catarina Paraguassu überfallen. Der Bruder der Ermordeten, Kaziken Nailton Muniz Pataxó, kam mit Schussverletzungen ins Krankenhaus. Ein weitere Person ist von Schüssen getroffen worden. Sieben Indigene wurden verletzt.

Zwischen 2016 und 2022 sind im brasilianischen Bundesstaat Bahia im Nordosten Brasiliens insgesamt 56 indigene Pataxó ermordet worden.

Präsident Lula schrieb auf X, er werde "die Bundesregierung zur Verfügung zu stellen, um dem Gouverneur von Bahia und den indigenen Völkern zu helfen, eine friedliche Lösung zu finden." Sônia Guajajara, Ministerin für indigene Völker, ist vor Ort gereist. Sie nahm an der Totenwache für "Nega" Pataxó teil und besuchte den Kaziken Nailton Pataxó im Krankenhaus.

Die Farmer und Polizisten sollen sich verabredet haben, um die Pataxó-Gemeinschaft von einem Stück Land zu vertreiben. Die Farmer gehören der Bewegung "Invasão Zero" (Null Invasion) an. Sie umstellten einen Teil des Geländes mit ihren Pick-ups und Geländewagen. Die Militärpolizei soll den Weg für die bewaffnete ländliche Miliz auf das Gelände überhaupt erst frei gemacht haben.

Augenzeugen sagten aus, dass es bei dem Überfall zu einer Art Jagd auf die Pataxó-Gemeinschaft gekommen sei, bei der die tödlichen Schüsse abgefeuert wurden. Innerhalb der Gruppe der Indigenen befanden sich auch ältere Menschen und Kinder. Die Polizei habe als Sicherheitsdienst für die Fazendeiros agiert und ebenfalls geschossen, die Angreifer hätten gelacht.

Inzwischen sind zwei beteiligte Personen festgenommen worden: Der 19-jährige Sohn eines Landbesitzers und ein Polizist im Ruhestand. Die Anschuldigungen lauten auf Mord und versuchter Mord. Jeronimo Rodrigues, Gouverneur des Bundesstaates Bahia, hat eine "rückhaltlose Aufklärung" des Verbrechens versprochen.

Der ultrarechte Ex-Präsident Jair Bolsonaro (2019 -2022) hatte auf Seiten von Großgrundbesitzern und Agrobusiness gestanden. Lula da Silva unterstützt dagegen die Indigenen bei ihrem Kampf um ihr angestammtes Land.

Der Angriff soll eine Reaktion auf ein Gerichtsurteil gewesen sein, das die Pataxó, die das Land für sich beanspruchen, gewonnen haben. Das Demarkationsverfahren ist allerdings von der Indigenen-Behörde Funai noch nicht eingeleitet worden.

Die Konfrontation zwischen Landbesitzern und indigenen Gruppen, die Anspruch auf das Land ihrer Vorfahren erheben, wird immer gewalttätiger, seit sich Brasiliens landwirtschaftlicher Gürtel weiter Richtung Amazonien ausbreitet.