Brasilien: Sechs zugelassene Pestizide führen zu Krebs und anderen schweren Krankheiten

bespruehen_pestizide.jpg

Lula unterzeichnete trotz monatelanger Proteste das Gesetz 14.785, das sogenannte "Giftpaket"
Lula unterzeichnete trotz monatelanger Proteste das Gesetz 14.785, das sogenannte "Giftpaket"

Brasília. Mindestens sechs der zwischen 2020 und 2022 zehn meistverkauften Pestizide in Brasilien verursachen schwere Krankheiten, so Sonia Hess, emeritierte Professorin der Bundesuniversität von Santa Catarina. Dazu gehören Krebs und Veränderungen des endokrinen Systems.

Das brasilianische Portal Rede Brasil Atual listet die sechs Pestizide und die Krankheiten, die sie laut Hess verursachen, wie folgt auf:

Das Insektizid und Akarizid "Acephat" ist laut Studien aus dem Jahr 2017 schädlich für menschliche Spermien. Eine Studie aus dem Jahr 2016 bringt es mit der Entstehung von Typ-2-Diabetes, Hyperglykämie, Fettstoffwechselstörungen, DNA-Schäden und Krebs in Verbindung.

Das Herbizid Atrazin könnte verschiedene Krebsarten wie Magenkrebs, Non-Hodgkin-Lymphom, Prostatakrebs, Schilddrüsenkrebs sowie Missbildungen bei Embryonen verursachen.

Das Fungizid Chlorthalonil soll zu Störungen des Hormonsystems führen.

Das Insektizid Chlorpyrifos kann verschiedene Krebsarten wie Hirn-, Lungen-, Darm-, Leukämie- und Weichteilsarkome auslösen. Es verursacht auch schwere akute Vergiftungen, Parkinson, Asthma, Unfruchtbarkeit, Geburtsfehler, sexuelle Funktionsstörungen, Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung, Autismus und Entwicklungsverzögerungen sowie Schädigungen des zentralen Nervensystems.

Die Internationale Agentur für Krebsforschung stuft Glyphosat seit 2015 als potenziell krebserregend ein. Das Herbizid wurde vor allem mit der Entstehung von Non-Hodgkin-Lymphomen und neuerdings auch mit Leukämie bei Kindern in Verbindung gebracht.

Das Fungizid und Akarizid Mancozeb verursacht Schilddrüsenkrebs.

Die Umwelt- und Gesundheitssituation in Brasilien ist aufgrund des intensiven Pestizideinsatzes bereits sehr ernst. Kürzlich hat Präsident Luiz Inácio Lula da Silva trotz Protesten von Wissenschaftlern und Umweltverbänden das Gesetz 14.785 verabschiedet. Es liberalisiert den Import, die Produktion und die Vermarktung von Pestiziden und es wird befürchtet, dass sich die Lage weiter verschärfen wird.

Lula legte zwar gegen 14 Artikel des Gesetzes sein Veto ein, um, wie er sagte, eine "angemessene Balance zwischen den Anforderungen der Produzenten, der Gesundheit und der Umwelt" zu garantieren. Laut Greenpeace reicht dies jedoch nicht aus, um die Menschen vor den schlimmsten Folgen des Gesetzes zu schützen. 

Brasilien ist der weltweit größte Verbraucher von Pestiziden. Unter dem ultrarechten Präsidenten Jair Bolsonaro (2019-2022) wurden 2.181 neue Pestizide zugelassen, durchschnittlich 545 pro Jahr. Auch 2023 unter Präsident Lula wurden noch 505 neue Pestizide zugelassen, darunter krebserregende und bestäuberzerstörende. Es wird erwartet, dass diese Zahl aufgrund der Liberalisierung weiter steigen wird.

Im Jahr 2022 haben 232 Unternehmen mit registrierten Pestizidprodukten insgesamt 6.266 Selbstauskünfte und Berichte über ihre Produktion, Einfuhr, Vermarktung und Ausfuhr von Pestiziden bei der Umweltbehörde Ibama gemeldet.