Regierung schließt Waffenruhe mit ehemaliger Farc-Gruppe EMC in Kolumbien

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Camilo Posso, Leiter der Friedensdelegation der Regierung, beim Treffen mit der EMC-Farc in Suárez, Cauca
Camilo Posso, Leiter der Friedensdelegation der Regierung, beim Treffen mit der EMC-Farc in Suárez, Cauca

Suárez, Cauca. Die Regierung von Kolumbien und die Gruppe EMC-Farc, die aus abtrünnigen Mitgliedern der ehemaligen Farc-Guerilla besteht, haben am Dienstag einen zehnmonatigen Waffenstillstand vereinbart. Der Waffenstillstand soll parallel zum Beginn des offiziellen Friedensdialogs zwischen den Delegationen beider Parteien am 8. Oktober beginnen.

Nicht nur die staatlichen Sicherheitskräfte und die bewaffneten Kräfte der EMC dürfen sich gemäß der getroffenen Vereinbarung nicht gegenseitig angreifen, sondern auch die Zivilbevölkerung. Sie verpflichten sich dazu, sich an die Regeln des humanitären Völkerrechts und an das "Abkommen über die Achtung der Zivilbevölkerung" zu halten. Dieses soll am 8. Oktober verkündet werden.

Die beiden Delegationen trafen sich vom 17. bis 19. September zum zweiten Mal, dieses Mal in der vom bewaffneten Konflikt besonders betroffenen Gemeinde Suárez im Departamento Cauca. Dort wurde nun der Fahrplan für den Friedensprozess erarbeitet, der "die bewaffnete Konfrontation beenden und einen umfassenden, stabilen und dauerhaften Frieden mit sozialer und ökologischer Gerechtigkeit zum Ziel haben soll".

Der Leiter der Friedensdelegation der Regierung, Camilo González, hob die historische Bedeutung dieses Waffenstillstands hervor, da es bisher noch nie einen so langen Waffenstillstand mit diesen Merkmalen gegeben habe.

Im Hinblick auf die bevorstehenden Regionalwahlen im Oktober verpflichtete sich die EMC-Farc, "die freie Ausübung des Wahlrechts und der Wahlkampagnen zu respektieren".

In dem gemeinsamen Kommuniqué gaben die beiden Friedensdelegationen einen Zeitplan bekannt. Demnach werden sie bis zum 8. Oktober den Start des Runden Tisches vorbereiten und an der Planung der Mechanismen zur Überprüfung des Waffenstillstands (MVMV) arbeiten. In der Zeit bis zum 11. November sollen dann die MVMV-Kommissionen im ganzen Land eingerichtet werden.

Die Friedensdelegierten bedankten sich in ihrer Mitteilung bei der Wache der Indigenen, Afrokolumbianer:innen und Kleinbäuer:innen, die die Gespräche in Suárez begleitet haben. Ebenso dankten sie den Vertreter:innen von Norwegen, Irland, Venezuela, der Schweiz und der Europäischen Union, die dem Treffen beiwohnten. In ihren Dank schlossen sie auch die Begleitung durch den Vertreter des Generalsekretärs der Vereinten Nationen, die Unterstützungsmission der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS), die kolumbianische Bischofskonferenz und den Ökumenischen Rat der Kirchen ein.

Einen Tag nach der Verkündung des Waffenstillstands wurde in der Region, in der das Treffen der Delegationen stattfand, ein Autobombenanschlag auf eine Polizeistation verübt. Dabei wurden zwei Menschen getötet und fünf verletzt. Laut Präsident Gustavo Petro war das Attentat eine Reaktion auf die staatliche Offensive im Micay-Tal. Er machte die EMC-Farc für den Anschlag verantwortlich und ordnete eine verstärkte Militär- und Polizeipräsenz vor Ort an.