Bogotá. Der ehemalige Anführer von kolumbianischen Paramilitärs, Salvatore Mancuso, ist nach Verbüßung einer 16-jährigen Haftstrafe wegen Drogenhandels in den USA nach Kolumbien zurückgekehrt. Kolumbien hatte seine Auslieferung beantragt.
Mancuso gilt als einer der blutigsten Anführer der so genannten Vereinigten Selbstverteidigungskräfte Kolumbiens (AUC), die mehr als zwei Jahrzehnte lang Bauerngemeinschaften massakrierten, die der Unterstützung der linken Guerilla beschuldigt wurden. Seine früheren Komplizen fürchten nun mögliche Enthüllungen: hohe Militärs, politische Persönlichkeiten, Geschäftsleute, die ihn finanzierten, Gouverneure von Departementos sowie der damalige Präsident Álvaro Uribe Vélez.
Er werde nach seiner Ankunft in Kolumbien vor der aus dem Friedensabkommen von 2016 entwickelten Übergangsjustiz die Ursprünge des Paramilitarismus enthüllen und sich den Aufgaben als "Friedensvermittler" widmen, kündigte Mancuso an. Für diese Funktion wurde er vor drei Monaten von Präsident Gustavo Petro benannt.
Mancuso wurde 2004 mit dem Catatumbo-Block demobilisiert. 2008 wurde er wegen Drogenhandels an die USA ausgeliefert und saß im Bundestaat Georgia im Gefängnis. Von dort aus machte er bereits Aussagen, die die enge Zusammenarbeit zwischen Paramilitärs und Sicherheitskräften sowie die Verwicklung von Politikern und Geschäftsleuten in die Ausbreitung des Paramilitarismus belegen sollen.
Um den "totalen Frieden" in Kolumbien zu erreichen und weitere Aufklärung über den Paramilitarismus zu erlangen, hatte der Präsident des Landes Mancuso zu einem "Friedensvermittler" ernannt (amerika21 berichtete). Dieser Status war zuvor nur Mitgliedern von Farc-Dissidenten und anderen Gruppen mit politischem Charakter zugestanden worden.
Seine Einbindung in den Friedensprozess soll dazu beitragen, die Beziehungen zwischen den paramilitärischen Strukturen und der Regierung von Uribe abschließend aufzuklären. Der Ex-Paramilitär könne eine Schlüsselrolle dabei spielen, den Kreislauf der Gewalt zu beenden, erklärte Petro.
Noch vor seiner Rückkehr hatte der ehemalige Chef der Todesschwadronen ausgesagt, dass Uribe auf seinem Landsitz an der Karibikküste zahlreiche Treffen veranstaltete, bei denen Paramilitärs, hochrangige Armeeoffiziere und Regionalfürsten Militäraktionen gegen einfache, unbewaffnete Bauern planten, die sie beschuldigten, Kollaborateure der aufständischen Kräfte zu sein.
Mancuso zufolge zielten die Morde und Massaker nicht nur darauf ab, die Dorfbewohner in Angst zu versetzen, sondern verfolgten auch das alte, von den USA in Vietnam angewandte Konzept, "den Fischen das Wasser abzugraben".
Salvatore Mancuso wurde 1964 als Sohn italienischer Einwanderer aus Neapel in der nördlichen Viehzüchterstadt Montería geboren, wo die landbesitzenden lokalen Größen bis Anfang der 1970er Jahre als Feudalherren alles bestimmten. Dann kamen die Guerillafronten der Nationalen Befreiungsarmee ELN, der Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens Farc und der Volksbefreiungsarmee in die Region.
Mancuso soll sich Ende der 1990er Jahre der AUC angeschlossen haben und war zu Beginn des neuen Jahrhunderts bereits einer ihrer führenden Köpfe. Im Jahr 2000 führte er die Invasion der Region Catatumbo an der Grenze zu Venezuela an, die mit mehr als 300 Paramilitärs und mit offensichtlicher Komplizenschaft der Streitkräfte durchgeführt wurde.
Die Besetzung von Catatumbo ist in der jüngeren Geschichte Kolumbiens als einer der blutigsten Überfälle der Paramilitärs mit 13 Massakern und mindestens 200 getöteten Bauern bekannt. Eine Untersuchung des Centro Nacional de Memoria Histórica berichtete, dass "die gesamte Bevölkerung von Catatumbo zu Feinden und militärischen Zielen erklärt wurde".
Im Jahr 2022 gab der ehemalige Chef der Paramilitärs während einer virtuellen Anhörung in den USA die Koordinaten mehrerer Orte an der Grenze an, an denen sich Massengräber befanden. Er enthüllte außerdem, dass die meisten Toten der AUC in Krematoriumsöfen verbrannt worden waren.
Mancusos Ankunft im Land fiel mit der Nachricht zusammen, dass auf dem Friedhof von Cúcuta, der wichtigsten Grenzstadt zu Venezuela, in der Nähe der Region Catatumbo, mehr als zweitausend Leichen in Plastiksäcken gefunden wurden, die vor Jahren unrechtmäßig vergraben worden waren.
Erste Untersuchungen der Einheit für die Suche nach vermissten Personen (UBPD) deuten darauf hin, dass es sich bei mindestens 211 der Leichen um vermisste Personen handelt. Diese Zahl könnte erheblich ansteigen, da im ersten Jahrzehnt der 2000er Jahre 4.000 Vermisste in der Region gemeldet wurden.