Kolumbien: Bewaffnete Konflikte und Vertreibungen trotz Waffenstillstand

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Mahnwache von Gemeindemitgliedern im Stadtzentrum von Samaniego am Abend des 7. August
Mahnwache von Gemeindemitgliedern im Stadtzentrum von Samaniego am Abend des 7. August

Samaniego, Nariño. Tagelange Zusammenstöße zwischen Farc-Dissidenten und der Guerilla Nationale Befreiungsarmee (ELN) haben jüngst zur Vertreibung von mehr als tausend Menschen geführt. Sie flohen aus den Dörfern El Decio, El Llano, Vergel, San Antonio, Betania, Buenavista, San Diego und El Palacio in das Stadtzentrum von Samaniego im Departamento Nariño, um dort Schutz zu suchen.

Die Gemeinden prangern zudem an, dass im Weiler Oso San Agustín und in der Nähe der Schule Simón Álvarez Sprengsätze angebracht wurden, so dass die Kinder dort sich nicht mehr frei bewegen können.

Der indigene Rat von La Montaña berichtete ebenfalls von Vertreibungen und erklärte: "Seit Anfang August ist eine neue Gruppe in unserem Gebiet präsent. Das hat zu Konfrontationen zwischen diesen Gruppen geführt und die normale Entwicklung des täglichen Lebens beeinträchtigt".

Der aus der Region stammende Senator, Robert Daza, verbreite in den Sozialen Netzwerken eine Erklärung der betroffenen Gemeinden, in der sie ein sofortiges Eingreifen der nationalen und der Regionalregierung sowie von Institutionen wie der Einheit für Opfer, dem Büro des Ombudsmanns und der Generalstaatsanwaltschaft verlangen, um die humanitäre Krise zu beenden.

Gemeindemitglieder demonstrierten im Stadtzentrum von Samaniego und hielten am Abend des 7. August eine Mahnwache mit der Forderung nach Einstellung der Feindseligkeiten ab.

Der Hochkommissar für den Frieden der Regierung, Danilo Rueda, rief die bewaffneten Gruppen zu einem 36-stündigen Waffenstillstand auf, um einen humanitären Korridor zu schaffen. "Die bewaffneten Auseinandersetzungen, die Schikanen gegen die Einwohner und die Verstöße gegen das humanitäre Völkerrecht müssen dringend beendet werden", betonte er.

Diese Konflikte treten wenige Tage nach Beginn des 180-tägigen Waffenstillstandes zwischen Armee und ELN auf, von dem sich die Gemeinden Erleichterung erhoffen. Die ELN ist zwar die größte noch aktive Guerillagruppe, dutzende andere bewaffnete Gruppen, im Wesentlichen der organisierten Kriminalität, belasten jedoch ein Land auf der Suche nach Frieden weiter mit Gewalt.

Das Zentralkommando der ELN hatte alle Strukturen der Guerilla angewiesen, ab dem 3. August "die Offensivaktionen gegen die Streitkräfte, die Polizei und die Sicherheitsorgane des kolumbianischen Staates einzustellen". Alle Kommandeure und Kämpfer wurden aufgefordert, "diesen Waffenstillstand strikt einzuhalten und das gesamte Verteidigungssystem aufrechtzuerhalten, um die Sicherheit und Integrität der Truppe sowie ihrer Territorien zu schützen und zu bewahren".

Pablo Beltrán, Leiter der ELN-Delegation bei den Friedensgesprächen, erklärte bei der Veranstaltung mit Präsident Gustavo Petro zum Beginn des Waffenstillstands, dass Gruppen, vor allem Paramilitärs, mit denen die ELN im offenen Konflikt steht, nicht in diesen Waffenstillstand einbezogen sind, "nicht, weil wir es nicht wollen, sondern weil es keine Fortschritte gibt" bei den Verhandlungen mit diesen Gruppen und ihrer Auflösung.

In ihrem Kommuniqué betonten die vertriebenen Gemeinden nun, die staatlichen Behörden müssten sicherstellen, dass die erzielten Fortschritte im Friedensprozess nicht von anderen bewaffneten Akteuren ausgenutzt würden, um Gebiete zu übernehmen und damit die Zivilbevölkerung in Gefahr bringen.

"Wir unterstützen die Verhandlungen mit den Aufständischen und fordern die Bekämpfung und Zerschlagung der paramilitärischen Strukturen und des organisierten Verbrechens, so dass der Frieden mit Veränderungen und sozialer Gerechtigkeit in unseren Territorien zur Realität wird", heißt es abschließend.