Kolumbien: Eilmaßnahmen zum Schutz indigener und Afro-Gemeinschaften verfügt

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Afrokolumbianische Gemeinschaften - wie hier in Chagres - kämpfen gemeinsam mit Indigenen um ihre Existenz und ihre Traditionen
Afrokolumbianische Gemeinschaften - wie hier in Chagres - kämpfen gemeinsam mit Indigenen um ihre Existenz und ihre Traditionen

Bogotá. Die kolumbianische Sondergerichtsbarkeit für den Frieden (JEP) hat dringende Schutzmaßnahmen für indigene und afrokolumbianische Gemeinschaften in den Departamentos Cauca und Valle del Cauca verhängt. Diese sollen dem drohenden physischen und kulturellen Verschwinden entgegenwirken.

Laut Richter Raúl Eduardo Sánchez besteht in der Region eine anhaltende Sicherheitskrise, die das Überleben dieser Bevölkerungsgruppen gefährdet. Die Entscheidung basiert auf Berichten aus interkulturellen Dialogen, die in Santander de Quilichao stattfanden.

Zu den dokumentierten Menschenrechtsverletzungen zählen gezielte Tötungen, gewaltsame Rekrutierung, Vertreibung, Einschränkung der Bewegungsfreiheit sowie kulturelle Zerstörung. Zudem wurden Drohschreiben verbreitet, Angehörige indigener und afrokolumbianischer Gruppen ermordet, Frauen systematisch angegriffen und Auseinandersetzungen zwischen legalen und illegalen bewaffneten Gruppen beobachtet.

Die JEP erließ am 4. Juni verbindliche Anordnungen an verschiedene staatliche Stellen, darunter die Ministerien für Verteidigung, Inneres, Umwelt, Gesundheit, Bildung, Landwirtschaft, das Familieninstitut (ICBF), die Landrückgabebehörde, die Nationale Schutzeinheit, das Büro des Hohen Friedenskommissars, die Sonderbehörde für enteignetes Eigentum (SAE) und die Statistikbehörde DANE sowie regionale Verwaltungen.

Die Maßnahmen wurden in Absprache mit indigenen und afrokolumbianischen Organisationen getroffen und konzentrieren sich auf vier Bereiche: persönliche Sicherheit, Schutz ethnischer Rechte, Verhinderung von Rekrutierungen und Maßnahmen zur allgemeinen Sicherheit.

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Insgesamt sind 129 kollektive Rechtssubjekte anerkannt, darunter 45 indigene Völker, 67 afrokolumbianische Gemeinderäte und acht Opferorganisationen, die zusammen über 180.000 Opfer repräsentieren. Betroffen sind 19 Gemeinden im Norden des Cauca und Süden des Valle del Cauca, darunter Santander de Quilichao, Toribío, Suárez, Caloto, Palmira und Jamundí.

Zu den konkreten Maßnahmen gehören der Ausbau von Frühwarnsystemen, Schutzmaßnahmen für gefährdete Personen, Unterstützung durch lokale Schutzwachen sowie die Übergabe enteigneter Ländereien zur Stärkung territorialer Sicherheit und Ernährungssouveränität. Das Familieninstitut (ICBF) soll Programme zur Verhinderung von Kindersoldaten ausweiten. Zudem wurden Maßnahmen zur kulturellen Wiederbelebung und Verbesserung der Wasser- und Wohnversorgung angeordnet.

Die betroffenen Regionen sind stark vom bewaffneten Konflikt betroffen. Dort operieren Paramilitärs, Farc-Dissidenten, die ELN-Guerilla sowie kriminelle Gruppen, die um die Kontrolle von Koka-Anbaugebieten und Drogenrouten kämpfen.

Die JEP, gegründet auf Grundlage des Friedensabkommens von 2016 zwischen Regierung und Farc-Guerilla, sieht in der aktuellen Lage einen dringenden Handlungsbedarf. "Die Unsicherheit in den Gemeinden hat sich seit Inkrafttreten des Friedensabkommens weiter verschärft", betonte Richter Sánchez.