Kolumbien: Gemeinderat wegen Kritik an Wasserlieferungen an Coca-Cola bedroht

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Javier Cifuentes engagiert sich gegen die Erteilung einer neuen Wasserkonzession für die Produktionsanlage von Manantial Mineralwasser
Javier Cifuentes engagiert sich gegen die Erteilung einer neuen Wasserkonzession für die Produktionsanlage von Manantial Mineralwasser

La Calera/Bogotá. Javier Cifuentes Gutiérrez aus der Gemeinde La Calera nördlich der kolumbianischen Hauptstadt Bogotá hat von einer unbekannten Person Morddrohungen erhalten. Der Vorfall ereignete sich nur einen Tag, nachdem die Bevölkerung und Organisationen der Zivilgesellschaft die Regionale Entwicklungsgesellschaft des Departamentos Cundinamarca (Corporación Autónoma Regional de Cundinamarca, Car) aufgefordert haben, die Wasserkonzession von Coca-Cola aufzuheben.

Cifuentes ist Vertreter der Zivilgesellschaft und des indigenen Volkes der Myskas. Die Drohungen seien wegen seines Einsatzes für das Wasser, für das Leben und für das Territorium der Gemeinde La Galera erfolgt, deren natürlichen Ressourcen wegen der industriellen Verwendung von Wasser und wegen Immobilienprojekten unter Druck steht.

Das Anwaltskollektiv José Alvear Restrepo und Menschenrechts- und Umweltorganisationen prangerten die Drohungen gegen Cifuentes an und fordern die zuständigen Stellen auf, sofort Untersuchungen aufzunehmen, um die Verantwortlichen zu identifizieren und zur Rechenschaft zu ziehen. Zusätzlich müssten sofort Maßnahmen getroffen werden, um das Leben von Cifuentes und der Führungspersonen der Vereinigung der "Veredas de la Calera" zu schützen. Die Car wird aufgefordert, die Drohungen öffentlich zurückzuweisen.

Die Wasserkonzession zugunsten von Coca-Cola wurde erstmals im Jahre 1983 vergeben, mehrmals verlängert und endete im Dezember 2024. Die abgelaufene Konzession erlaubte die Entnahme von bis zu 3,23 Litern Grundwasser pro Sekunde. Die Abfüllanlage entnimmt täglich bis zu 279.000 Liter Wasser, was jährlich 101,8 Millionen Litern entspricht (amerika21 berichtete). Heute bezieht Coca-Cola durch die INDEGA S.A. – früher Manantial – weiterhin Wasser auch für die Produktion des Manantial-Mineralwassers, trotz Ablauf der Konzession wird weiter Wasser entnommen.

Ohne Moos nix los

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Das Gesuch um eine Verlängerung wurde im Mai 2024 eingereicht. Im Oktober 2024 sprachen sich der Bürgermeister und die Bevölkerung gegen eine Neuerteilung der Konzession aus. Aufgrund dieser Situation und der anhaltenden Krise in der Wasserversorgung von Bogotá und den angrenzenden Gemeinden fordern Vertreter:innen der lokalen Bevölkerung und Menschenrechtsorganisationen von der Car wegen fehlender Umweltstudien die sofortige Suspendierung der Wasserkonzession. Zudem fordert die Gemeinschaft dringend die Einberufung einer öffentlichen Anhörung zu den Auswirkungen einer möglichen Verlängerung auf die Umwelt und die betroffenen Gemeinschaften.

Im Weiteren wurden Gesuche an die Disziplinarbehörde und die Ombudsstelle eingereicht, um den administrativen Prozess bei der Prüfung der Konzession zu überwachen und die Industrieanlage bis zur Klärung der Umwelteinwirkungen sofort stillzulegen. 

Die Car erklärte indes gegenüber den Medien, dass sie die Entscheidung über die Wasserkonzession bald treffen werde.