Regierung in Brasilien startet großes Finanzierungsprogramm für nachhaltige Landwirtschaft

brasilien_plano_safra_27-6-23.jpg

Lula und seine zuständigen Minister bei der Vorstellung des Plano Safra 2023/2024
Lula und seine zuständigen Minister bei der Vorstellung des Plano Safra 2023/2024

Brasília. Präsident Luiz Inácio Lula da Silva hat mit dem neuen "Plano Safra 2023/2024" (Ernteplan) das bisher größte Investitionsvorhaben für nachhaltige landwirtschaftliche Entwicklungsprojekte in der Geschichte Brasiliens angekündigt.

Der Ernteplan stellt 364 Milliarden Reais (circa 69 Milliarden Euro) an Investitionen bereit. Im Vergleich zum Vorjahr wächst der Etat um 27 Prozent. Mit dem finanziellen Anreiz für mittlere und große Landwirtschaftsbetriebe sollen ökologisch nachhaltige Produktionssysteme gestärkt werden.

Der Staatschef betonte, dass der Plan nicht auf der Abholzung von Wäldern, sondern auf der Wiederherstellung von 30 Millionen Hektar degradierter Flächen basiere, um einen Beitrag zum Kampf gegen den Klimawandel zu leisten. Den Agrarsektor forderte er auf, ebenfalls die Natur zu respektieren und sich von Ideologien zu verabschieden ‒ zugunsten der Ziele einer nachhaltigen wirtschaftlichen Entwicklung.

"Diejenigen, die glauben, dass die Regierung im Rahmen des Plano Safra mehr oder weniger tun wird, weil sie ein Problem mit der Agrarindustrie hat, irren sich. Eine verantwortungsvolle Regierung tut so etwas nicht" und sei "nicht so kleinlich, Menschen zu beleidigen und ihren Hass zu schüren. Dieses Land wird nur funktionieren, wenn alle gewinnen", erklärte er. Die Regierung stelle kollektive Interessen über persönliche, so Lula.

Auch Umweltministerin Marina Silva warb für ein nachhaltiges Entwicklungsmodell, das Wirtschaftswachstum, soziale Inklusion und Umweltschutz kombiniert. "Die Regierung hat gemeinsam daran gearbeitet, praktikable Mechanismen zu finden, damit diese wichtige Politik zur Unterstützung des brasilianischen Agrarsektors angemessene Instrumente enthält, um die ländlichen Produzent:innen zu ermutigen, sich dem Übergang zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft anzuschließen", sagte sie.

Finanzminister Fernando Haddad verwies auch auf die Beteiligung Brasiliens am Weltmarkt: "Es wird sehr wichtig sein, dass unsere Produktion an die neuen internationalen Anforderungen angepasst wird, damit wir im Ausland nicht den Markt für Produkte verlieren, die dort willkommen sind."

Zu den konkreten Maßnahmen des Ernteplans gehören unter anderem niedrigere Zinssätze für mittelständische Betriebe, die landwirtschaftliche Maschinen und Geräte erwerben wollen. Produzent:innen, die als nachhaltig geltende landwirtschaftliche Praktiken anwenden und vom ländlichen Umweltregister (CAR) erfasst werden, können unter bestimmten Bedingungen eine Reduzierung von bis zu einem Prozentpunkt des Zinssatzes erhalten.

Alexandre Schenkel, Präsident des Brasilianischen Verbands der Baumwollproduzenten (Abrapa), nahm als Vertreter der landwirtschaftlichen Produzent:innen an der Zeremonie teil und bewertet den Plano Safra positiv: "Kredite sind eine der wichtigsten Voraussetzungen für die Rentabilität unserer Tätigkeit und ermöglichen es uns, technologische Innovationen, Nachhaltigkeit und Qualität in die Produktion zu bringen." Man müsse die Finanzierungsinstrumente stärken, so Schenkel.

Kritische Stimmen des Agrarsektors bemängeln, die Zinssätze seien im Vergleich zum Vorjahr beibehalten und für große Produzenten sogar leicht angehoben worden.

Der Plano Safra wurde während Lulas erstem Mandat eingeführt und bietet seit 2003 jährlich Zugang zu differenzierten Kreditlinien mit niedrigeren Zinssätzen und längeren Laufzeiten an, von denen 30 Prozent des Agrarsektors profitieren.

Der Ernteplan für kleine Landwirtschaftsbetriebe erfolgt separat. Kleinproduzent:innen sollen für 2023 und 2024 75 Milliarden Reais (circa 14 Milliarden Euro) an Investitionen erhalten.