Brasilien: Regierung Lula startet Alphabetisierungsplan für Kinder

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Lula und Santana bei der Vorstellung des Programms
Lula und Santana bei der Vorstellung des Programms

Brasília. Brasiliens Staatspräsident Luiz Inácio Lula da Silva (PT) und Bildungsminister Camilo Santana (beide PT) haben den Aktionsplan "Compromisso Nacional Criança Alfabetizada" (etwa: "Nationale Verpflichtung Alphabetisiertes Kind") vorgestellt.

Damit sollen in den nächsten 2,5 Jahren rund drei Milliarden Reais für Maßnahmen zur Förderung der Alphabetisierung im Grundschulalter zur Verfügung gestellt werden.

Ziel des Plans ist es, zu gewährleisten, dass alle Kinder bis zum zweiten Grundschuljahr (also mit sieben bis acht Jahren) lesen und schreiben können. Nach Erhebungen des staatlichen Bildungsforschungsinstituts INEP trifft das bisher auf rund 55 Prozent der Kinder in Brasilien zu. Ein Teil der Maßnahmen soll den jetzigen Dritt- und Viertklässlern zu Gute kommen, um die Lernrückstände aus der Corona-Pandemie auszugleichen.

Das Programm ist in fünf Maßnahmenpakete unterteilt: Verwaltung und Leitung, Ausbildung, Infrastruktur und Pädagogik, Anerkennung guter Praktiken auf Kommunal- und Landesebene in Zusammenarbeit mit der Unesco sowie Struktur der Bewertungssysteme.

Minister Santana forderte die Bundesstaaten und Kommunen eindringlich auf, sich an dem neuen "föderativen Pakt" zu beteiligen und die zusätzlichen Mittel zu nutzen.

"Wir haben eine Verpflichtung gegenüber den Kindern unseres Landes. Wenn ein Kind nicht früh lesen und schreiben lernt, steigt das Risiko von Sitzenblieben, Schulabbruch und beruflichem Misserfolg", betonte er. Bisher beenden nur rund 65 Prozent der eingeschulten Kinder die achtjährige Pflichtschulzeit. "Eine frühe Alphabetisierung", so Santana, "bedeutet Hoffnung und Qualität für unsere Jugend".

Staatspräsident Lula kritisierte bei der Vorstellung des Aktionsplans die Bildungs- und Schulpolitik seiner Amtsvorgänger: "Unser Rückstand in der Alphabetisierung ist weder den Lehrkräften noch den Familien geschuldet, sondern dem kläglichen Versagen des Staates in den vergangenen Jahren."

Unter seinen Vorgängern Michel Temer und Jair Bolsonaro wurden die öffentlichen Mittel für das Schulwesen eingefroren und der "föderative Pakt" aufgekündigt.

"Mehr als eine Million Kinder wurden während ihrer Alphabetisierung alleine gelassen", sagte Lula zudem in Anspielung darauf, dass Bolsonaro die Schulen während der Corona-Pandemie ersatzlos geschlossen hatte.