Lateinamerika verurteilt israelischen Angriff auf Iran

Von Mexiko bis Venezuela: Lateinamerikanische Regierungen reagieren mit scharfer Kritik auf die israelischen Bombardierungen im Iran. Nur der argentinische Präsident Milei stellt sich hinter Israel

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Rettungskräfte im Einsatz am Ort eines israelischen Angriffs auf ein Wohngebäude in Teheran
Rettungskräfte im Einsatz am Ort eines israelischen Angriffs auf ein Wohngebäude in Teheran

Mexiko-Stadt et al. Der israelische Angriff auf den Iran hat international für Aufsehen gesorgt. In Lateinamerika stößt die Militäraktion auf breite Ablehnung. Regierungen von Mexiko bis Venezuela verurteilten die Bombardements und riefen zu Deeskalation und Diplomatie auf. Nur Argentiniens Präsident Javier Milei stellt sich hinter Israel.

Mexikos Präsidentin Claudia Sheinbaum bekräftigte die "Vocación pacifista" (friedliche Berufung) ihres Landes. Die Regierung werde "immer den Frieden im umfassenden Sinne fördern", so Sheinbaum mit Blick auf die Angriffe. Mexiko werde in dem Konflikt nicht Partei ergreifen, sondern auf Dialog setzen.

Die brasilianische Regierung verurteilte die israelische Offensive "aufs Schärfste". Die Angriffe verletzten die Souveränität des Iran, seien ein "klarer Verstoß gegen das Völkerrecht" und drohten die gesamte Region in einen Konflikt von großem Ausmaß zu stürzen – mit "hohem Risiko für Frieden, Sicherheit und die Weltwirtschaft", erklärte das brasilianische Außenministerium.

Boliviens Staatschef Luis Arce sieht in dem Angriff eine "Provokation", die das "Risiko größerer Instabilität" in der Region berge. Er sprach dem "Brudervolk und der Regierung des Iran" seine "tiefe Solidarität" aus. Zuvor hatte sich auch der ehemalige Präsident Evo Morales zu Wort gemeldet und das Vorgehen Israels als "Völkermordanschlag" Israels bezeichnet.

Kubas Staatschef Miguel Díaz-Canel verurteilte die Angriffe "aufs Schärfste", weil sie "auf unverantwortliche Weise" die Spannungen im Nahen Osten erhöhten und "den internationalen und regionalen Frieden und die Sicherheit mit unvorhersehbaren Folgen" gefährdeten. Er rief dazu auf, "die Barbarei zu stoppen" und das Völkerrecht zu achten.

In einer Stellungnahme des kubanischen Außenministeriums heißt es, die Angriffe Israels und "die Kriegsdrohung gegen die Islamische Republik Iran" stellten einen Verstoß gegen die Charta der Vereinten Nationen und das Völkerrecht dar.

"Die aggressive Politik des Staates Israel und seine verwerflichen und unverantwortlichen Handlungen sind nur möglich durch die militärische, finanzielle, logistische und politische Unterstützung, die ihm die Regierung der USA gewährt, wodurch die regionale und internationale Stabilität und Sicherheit noch stärker gefährdet werden, mit unvorhersehbaren Folgen für die Menschheit", so das Dokument weiter.

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Zudem warnt die kubanische Regierung vor der Gefahr einer weiteren Eskalation in der Region und einer Ausweitung des Konflikts. Die internationale Gemeinschaft und insbesondere der Sicherheitsrat und die Generalversammlung der Vereinten Nationen müssten "ihrer vorrangigen Verantwortung für die Wahrung des Weltfriedens und der internationalen Sicherheit nachkommen und dieser Aggression und der Straflosigkeit", mit der Israel handle, ein Ende setzen.

Venezuela sprach in einer offiziellen Erklärung von einer "kriminellen Aggression", die einen "eklatanten Verstoß gegen das Völkerrecht" darstelle. Die Bombardierungen seien eine "Kriegshandlung", die sich in die lange "Liste der Verbrechen der Regierung von Benjamin Netanjahu" einreihe, deren "Zerstörungsmaschinerie jenseits jeder Legalität" agiere.

Nicaraguas Präsidentenpaar Daniel Ortega und Rosario Murillo bezeichneten die Militäraktion als "feigen Angriff", der alle Gesetze und Normen des internationalen Zusammenlebens verletze. Israel setze die Welt "schwer und unverantwortlich" einer Kriegsgefahr von "unkalkulierbaren Ausmaßen und Konsequenzen" aus.

Argentiniens Präsident Javier Milei stellte sich hingegen hinter Israel. Bei einer Preisverleihung in Madrid erklärte er: "Wenn es ein Volk gibt, das gelernt hat, was Freiheit bedeutet, dann ist es das jüdische Volk. Es ist interessant, dies an einem Tag wie heute zu sagen, denn Israel akzeptiert die Existenz anderer Länder, aber der Iran akzeptiert die Existenz Israels nicht". Zuvor hatte Milei Israel einen viertägigen Besuch abgestattet und die Verlegung der argentinischen Botschaft nach Jerusalem angekündigt..

Das Außenministerium Uruguays erklärte, dass man "die gefährliche militärische Eskalation" mit "großer Sorge" verfolge und rief "alle Parteien dazu auf, Zurückhaltung zu üben und Maßnahmen zu vermeiden, die die Region weiter destabilisieren könnten".

Die Angriffe haben im Iran laut Medienberichten bislang mindestens 78 Todesopfer gefordert, darunter sechs Atomwissenschaftler. Mehr als 300 Menschen wurden verletzt. Unter den Zielen war die Urananreicherungsanlage Natanz. Der Iran reagierte mit dem Abschuss von Drohnen und Raketen auf israelisches Gebiet, die größtenteils abgefangen werden konnten.

UN-Generalsekretär António Guterres rief beide Seiten zur "größten Zurückhaltung" auf, während mehrere Mitglieder des UN-Sicherheitsrates von einer klaren Verletzung des Völkerrechts sprachen.