Petro ruft zu Friedenstreffen bei 80. UN-Vollversammlung gegen "die Barbarei" auf

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Gustavo Petro setzt sich für Dialog und friedliche Konfliktlösungen ein
Gustavo Petro setzt sich für Dialog und friedliche Konfliktlösungen ein

Bogotá. Kolumbiens Präsident Gustavo Petro hat im Vorfeld der bald beginnenden 80. UN-Generalversammlung zu einem parallelen Großtreffen für den Weltfrieden aufgerufen. Ziel sei es, "der Barbarei Einhalt zu gebieten" und einen "ersten Dialog der Menschheit" anzustoßen, erklärte er auf X.

In seiner Botschaft richtet sich Petro an ein breites Spektrum internationaler Akteure. Dazu zählen neben einzelnen Staaten aus Europa sowie China, Russland und Indien auch Organisationen wie die G77 oder die Arabische Liga. Außerdem spricht er progressive Persönlichkeiten in den USA direkt an, wie die Gouverneure von Kalifornien, New York und Illinois.

Nicht einbezogen wurden dabei Großmächte des Globalen Nordens wie Deutschland und die USA, die im Nahostkonflikt tendenziell die Sicherheit Israels in den Vordergrund stellen. Petro verweist hingegen auf Irland, Norwegen oder Spanien, die in der Palästina-Frage von dieser Linie abweichen. Auch Israel nennt er nicht, lässt aber die Einladung offen "für alle zusammen, die sich mit uns treffen wollen."

Petro gilt als Kritiker der israelischen Regierung. Deren Luftschlag in Doha am 9. September war offenbar ausschlaggebend für die zwei Tage später folgende kolumbianische Initiative. In seinem Posting auf X verweist er zudem auf eine Absprache mit dem Emir von Katar.

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Der kolumbianische Präsident formuliert seinen Vorschlag als Ergänzung zur in New York stattfindenden Generalversammlung der Vereinten Nationen. Bereits bei der 79. Sitzung hatte er die Wirkungslosigkeit des internationalen Gremiums kritisiert, das sich in seiner Gründungs­charta die Gewährleistung des Weltfriedens und die Wahrung der Menschenrechte zur Aufgabe gemacht hat: "In diesem Saal hängt die Kommunikationskraft eines Präsidenten davon ab, wie viele US-Dollar er in seinem Budget hat, wie viele Kampfflugzeuge er zur Verfügung hat und letztlich von der Kapazität seines Landes, die Menschheit zu vernichten", sagte er damals. "Wir reden hier, aber uns wird nicht zugehört", klagte er als Stimme des Globalen Südens (amerika21 berichtete).

Petro wendet sich dabei der internationalen Bühne zu, während innenpolitisch die Bilanz seines Friedensprojekts von Menschenrechtsorganisationen als "kritisch" eingestuft wird. 2022 war der Ex-Guerillero mit dem Versprechen in die Präsidentschaft gewählt worden, im vom bewaffneten Konflikt betroffenen Kolumbien für "totalen Frieden" zu sorgen.

Nachdem Gespräche hierzu mit der ELN bereits Anfang des Jahres eingestellt wurden, erfuhr das Land unlängst eine Reihe von Angriffen durch Ex-Farc-Splittergruppen (amerika21 berichtete). Auch ein konservativer Präsidentschaftskandidat erlag im August seinen Verletzungen, nachdem er auf einer Wahlkampfveranstaltung in Bogotá Opfer eines Attentats geworden war. Es bleibt offen, ob in den verbleibenden acht Monaten bis zu den nächsten Präsidentschaftswahlen der "totale Frieden" bedeutende Fortschritte erzielen kann.