Guadalajara. Das Kollektiv "Licht der Hoffnung für die Verschwundenen" im Bundesstaat Jalisco hat bekanntgegeben, dass ihr Mitglied Teresa González Murillo nach einem Attentat verstorben ist.
Am 27. März versuchten drei bewaffnete Männer, die Aktivistin aus ihrem Haus in Guadalajara zu verschleppen. Als ihnen dies nicht gelang, schossen sie mehrfach auf sie und verletzten sie am Kopf. González Murillo wurde fünf Tage lang auf der Intensivstation eines Krankenhauses behandelt, bis sie am 2. April ihren Verletzungen erlag.
Am 15. März, also keine zwei Wochen vor dem Attentat, mahnte Teresa González Murillo auf einer Kundgebung anlässlich der Funde von menschlichen Überresten in einem Anwesen der organisierten Kriminalität (amerika 21 berichtete) in Teuchitlán, Jalisco : "Wir sind Tausende, die Gerechtigkeit und Aufklärung unserer Verschwundenen fordern". Sie erklärte, die Kollektive würden "unermüdlich in jedem einzelnen der Narco-Gräber" weiter nach ihren Angehörigen suchen.
Teresa González suchte ihren Bruder Jaime González Murillo, der seit September 2024 in Guadalajara, der Hauptstadt Jaliscos, verschwunden ist.
Mit Stand 21. März 2025 gelten in Mexiko gemäß dem landesweiten Register 125.061 Personen als vermisst. Die Fälle von gewaltsamem Verschwindenlassen begannen seit 2007 anzusteigen, als Präsident Felipe Calderón den "Krieg gegen die Drogen" erklärte. Davor war das Verschwindenlassen in Mexiko vor allem eine Praxis der Armee zur Aufstandsbekämpfung gewesen.
Angesichts der Straflosigkeit und der Untätigkeit der Behörden haben sich die Angehörigen in zahlreichen Kollektiven organisiert und die Suche nach ihren verschwundenen Familienmitgliedern selber in die Hand genommen. Obwohl sie betonten, dass es ihnen in erster Linie nicht um Gerechtigkeit gehe, sondern darum, zumindest die Überreste der Verschwundenen zu finden, begeben sie sich damit oft in Gefahr.
Keine Werbung, keine Paywall, aber trotzdem Nachrichten aus Lateinamerika?
Das geht nur mit den Spenden unserer Leserinnen und Leser. Unterstützen Sie uns jetzt.
Das Kollektiv von González Murillo fordert von den Behörden eine restlose Aufklärung des Mordes und verlangt, dass sowohl ihre Arbeit als Aktivistin in der Suche ihres Bruders wie auch ihre Rolle als Anführerin von fliegenden Händlern in Guadalajara als mögliche Tatmotive untersucht werden müssten. Auch müssten die Behörden die Sicherheit aller Kollektive in Jalisco gewährleisten, weil diese die Suche nach den Vermissten "ohne Angst fortsetzen wollen".
Wenige Stunden nach dem Tod von González Murillo gab die Staatsanwaltschaft von Jalisco bekannt, das Motiv für den Angriff sei nur der Raub von Bargeld gewesen. Bisher habe sie keine Hinweise darauf, dass der Angriff im Zusammenhang mit ihrer Tätigkeit im Kollektiv stehe, so die Behörde in einer unüblich schnellen Reaktion auf das Geschehen.
Zwischen 2021 und 2025 sind in Mexiko insgesamt zwölf Angehörige von Vermissten getötet worden. Eine weitere Aktivistin, Lorenza Cano aus Guanajuato, wird zudem nach einem Überfall auf ihre Familie seit über einem Jahr vermisst.
Nach den Ereignissen von Teuchitlán versprach Präsidentin Claudia Sheinbaum, die Problematik der Verschwundenen mit verschärften Gesetzen anzugehen.
Die Kollektive ihrerseits bedauern, dass die Regierung keinen direkten Dialog mit ihnen suche.