Teuchitlan. Nach einem anonymen Hinweis am 5. März hat das Kollektiv Jaliscos Suchende Krieger (GBJ) auf einer Ranch in Teuchitlán versteckte Krematorien entdeckt. Die Funde deuten auf Verbrechen des Jalisco-Kartells Neue Generation (CJNG) hin.
Das GBJ hat sich im vergangenen Jahr gegründet. "Wir sind eine Suchgruppe für vermisste Personen im Bundesstaat Jalisco und unterstützen aufrichtig die Gesellschaft. Der Schmerz und die Liebe zu den Vermissten bewegen uns dazu, sie zu suchen", heißt es in ihrer Selbstdarstellung.
Auf der Ranch Izaguirre, etwa eine Autostunde von der Hauptstadt Jaliscos entfernt, stießen die Suchenden auf Kleidung, über 200 Paar Schuhe, Notizbücher, Fotos, Ausweise, Zeitschriften und Patronenhülsen. Diese Funde legen nahe, dass das CJNG dort ein Zwangsarbeits- und Vernichtungslager betrieben hat. Überlebende berichten von brutalen Haftbedingungen, in denen sie zu harter Arbeit gezwungen wurden – Widerstand wurde mit dem Tod bestraft.
Mexikos Präsidentin Claudia Sheinbaum gab bekannt, dass Generalstaatsanwalt Alejandro Gertz Manero die Ermittlungen leiten werde. Den lokalen Behörden warf sie Versagen und Unwissenheit vor.
Der Bürgermeister von Teuchitlán, José Asunción Murguía Santiago, sowie die örtliche Staatsanwaltschaft hatten zuvor erklärt, keine Hinweise auf Verbrechen oder Krematorien auf der Ranch gefunden zu haben. Aus Aufzeichnungen, die die Organisation Mexikaner gegen die Korruption und die Straffreiheit (MCCI) einsehen konnte, geht jedoch hervor, dass die Nationalgarde das Verteidigungsministerium bereits 2019 über die Entdeckung von verbrannten Leichen und verstreuten Schuhen informiert hatte. Diese wurden im selben Gebiet von Teuchitlan entdeckt, in der sich die Ranch der CJNG befindet.
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Am 21. März 2020 soll zudem ein Kommissar von Teuchitlán die Nationalgarde über Bestechungsangebote einer kriminellen Gruppe informiert haben, die Ermittlungen in dem Gebiet verhindern wollte. Trotzdem wurde die Bearbeitung des Falls auf Herbst 2024 verschoben. Bei einer Razzia im vergangenen September wurden zehn Personen festgenommen sowie Sturmgewehre und Handfeuerwaffen, Munition und vier Fahrzeuge beschlagnahmt. Jedoch angeblich ohne weitere Erkenntnisse zu gewinnen.
Der anonyme Anrufer hatte am 5. März die Standorte von drei Krematorien beschrieben, die inzwischen unter Betonplatten und Pflastersteinen ausgegraben wurden.
An den Untersuchungen beteiligten sich das Sekretariat für Nachrichtendienste und Personensuche, die staatliche Kommission für Personensuche sowie das Institut für forensische Wissenschaften von Jalisco. Mithilfe elektromagnetischer Bodenscans suchen Ermittler:innen nach weiteren möglichen Krematorien auf dem Gelände.
Die Sprecherin des UN-Hochkommissariats für Menschenrechte, Liz Throssell, forderte die staatlichen Behörden Mexikos am Freitag dazu auf, "gründliche, unabhängige, unparteiische und transparente Untersuchungen" sicherzustellen und die Angehörigen der Opfer aktiv in den Aufklärungsprozess einzubeziehen.