Mexiko: Neue Datenbank soll bei Identifizierung von Verschwundenen helfen

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Angehörige von Verschwundenen bei einem Treffen der Organisation FUNDEM (Vereinigte Kräfte für unsere Verschwundenen im Coahuila und Mexiko-Stadt)
Angehörige von Verschwundenen bei einem Treffen der Organisation FUNDEM (Vereinigte Kräfte für unsere Verschwundenen im Coahuila und Mexiko-Stadt)

Mexiko-Stadt. Die Nationale Forensische Datenbank (BNDF) Mexikos ist seit dem 29. Mai dieses Jahres in Betrieb. Es handelt sich dabei um ein technologisches Instrument zur Identifizierung von gewaltsam verschwundenen Personen. In Mexiko gibt es 52.000 noch nicht identifizierte sterbliche Überreste und 110.000 Vermisste.

Die BNDF soll Informationen aus den Datenbanken der Bundesstaaten und des Zentralstaats mit forensischen und genetischen Informationen zusammenführen. Dazu gehören das Nationale Register von Massengräbern und geheimen Gräbern, die Nationale Genetische Datenbank, das Nationale Register von Festnahmen, das Nationale Register von Folterverbrechen und die Datenbank des Fingerabdruck-Identifikationssystems.

Dennoch gäbe es noch Unklarheiten hinsichtlich des Schutzes personenbezogener Daten sowie der genauen Funktionsweise der Datenbanken miteinander, kritisiert die Nationale Kommission für die Suche nach vermissten Personen (CNB).

Die BNDF nimmt ihre Arbeit wegen verschiedener Versäumnisse vier Jahre später als geplant auf. 2017 wurde das Allgemeine Gesetz über das Verschwindenlassen verabschiedet. Artikel 119 sieht vor, dass die damalige Generalstaatsanwaltschaft eine nationale Datenbank mit forensischen Daten erstellt.

Das Menschenrechtszentrum Miguel Agustín Pro Juárez und die CNB fordern die Regierung und die aktuelle Generalstaatsanwaltschaft auf, endlich einen zuverlässigen Mechanismus einzurichten, bei dem die noch nicht identifizierten 52.000 Toten und die 110.000 Verschwundenen in ganz Mexiko registriert werden und so zu ihrer Identifizierung genutzt werden kann. Eine Datenbank allein sei keine Lösung. Die wirkliche Herausforderung sei die Zuverlässigkeit der darin enthaltenen Information sowie das technologische Know-how, sagte Karla Quintana, Beauftragte der CNB.

Angehörige der Verschwundenen beklagen, dass die bisher zugänglichen Datenbanken falsche Informationen über die Opfer enthalten: "Familien und Menschenrechtsorganisationen haben Versäumnisse der Behörden beim Speichern von Informationen über ihre vermissten Angehörigen angeprangert. Sie warnen auch davor, dass die gefundenen sterblichen Überreste oft fehlerhaft dokumentiert sind".

Laut der Bewegung Für Unsere Verschwundenen in Mexiko befinden sich 60 Prozent der noch nicht identifizierten sterblichen Überreste in Massengräbern und öffentlichen Friedhöfen. Sieben Prozent befinden sich in gerichtsmedizinischen Einrichtungen, fünf Prozent in Universitäten mit gerichtsmedizinischen Abteilungen und nur ein Prozent in staatlichen gerichtsmedizinischen Einrichtungen.

Ein weiteres Problem besteht darin, sicherzustellen, dass die Datenbanken nur von Angehörigen der Opfer genutzt werden können, um Datenmissbrauch zu verhindern.

In Mexiko sind 110.000 Personen als vermisst gemeldet. Laut der Organisation "Wohin Gehen Die Verschwundenen?" verschwindet jede Stunde ein Mensch. Damit übertrifft die aktuelle Regierung von Andrés Manuel López Obrador die Vorgängerregierungen von Enrique Peña Nieto (2012–2018) und Felipe Calderón (2006–2012). Seit Dezember 2018 sind bis zum 24. Mai dieses Jahres 42.029 Personen verschwunden.