San Salvador. Der Präsident von El Salvador, Nayib Bukele, hat "falsche Touristen" mit kolumbianischer Staatsbürgerschaft eindringlich aufgefordert, sofort das Land zu verlassen, "denn unsere Gefängnisse warten auf sie". Bukele zielte mit diesen Worten auf ein kriminelles Netzwerk der Geldwäsche, das mutmaßlich vor allem von kolumbianischen Drogenhändlern aufgebaut worden ist.
Die salvadorianischen Medien berichteten jüngst über die Ermittlungen und Festnahmen im Zusammenhang mit dem System "gota a gota" (tropfenweise), das von kolumbianischen Banden zum Waschen von Drogengeldern und betrügerischen Geschäften in dem mittelamerikanischen Land organisiert worden sein soll.
Den Ermittlungen nach verbreitete sich eine 1998 von Kolumbien aus entwickelte Geldwäschestruktur bereits über ganz Lateinamerika. In El Salvador kam das System zwischen 2013 und 2014 an und soll von Kreisen genutzt werden, die mit dem Drogenhandel und anderen kriminellen Aktivitäten von Mexiko bis Chile in Verbindung stehen.
Die "gota a gota"-Methode zeichnet sich dadurch aus, dass sie relativ einfach zu erweitern ist, da es kein formelles Verfahren und keine Dokumentation wie bei Finanzinstituten gibt. Sie ist sehr gefragt bei Menschen, die eine schnelle und einfache Lösung für ihre Geldprobleme suchen, die aber auch schutzlos unter Druck geraten, sobald sie die "Kredite" mit hohem Zinsaufschlag nicht zurückbezahlen können.
Schätzungen zufolge halten sich rund 400 kolumbianische "falsche Touristen" im Land auf. Nach Angaben der Generalstaatsanwaltschaft wurden in einer ersten Aktion in den letzten Tagen 105 Kolumbianer, zwei Guatemalteken, ein Argentinier und zwei Salvadorianer festgenommen. Die Behörden beschlagnahmten Bargeld, Kraftfahrzeuge, Mobiltelefone und Computer.
Das Außenministerium von El Salvador erklärte, dass das kolumbianische Konsulat in El Salvador über den Ort informiert worden ist, an dem 63 Kolumbianer festgehalten werden, die angeblich illegale Gelddarlehen zu hohen Zinssätzen vergaben und darüber hinaus kolumbianische Staatsbürger betrogen haben. Die Inhaftierten würden regelmäßig von Konsularbeamten ihres Landes aufgesucht, um ihre Rechtslage zu überprüfen und anderen Beistand zu leisten.
Inzwischen ist das Thema dadurch zum Politikum geworden, dass Medien früheren Regierungen vorwerfen, diese kriminellen Strukturen unbeachtet gelassen zu haben. Zudem formulierte Bukele mit seinen Tweets indirekt eine Herausforderung an den kolumbianischen Amtskollegen Gustavo Petro, der unlängst eine akzentuierte Kritik an den Methoden der Kriminalitätsbekämpfung in El Salvador äußerte (amerika21 berichtete).
Die peruanische Zeitung La República nennt es "erwähnenswert, dass bis heute keine Stellungnahme der kolumbianischen Behörden vorliegt", obgleich ein schwerer Schlag gegen kriminelle Organisationen auf internationaler Ebene stattgefunden habe.