Peru / Politik

Prognosen: "Technisches Unentschieden" bei Präsidentschaftswahlen in Peru

Rechte Keiko Fujimori liegt laut Nachwahlbefragungen leicht vor Linkskandidat Pedro Castillo. Wahlsieger:in könnte erst nach mehreren Tagen feststehen

wahlen_peru_2021.jpg

Noch ist unklar, wem die Mehrheit der Peruaner:innen am Sonntag ihre Stimme gab
Noch ist unklar, wem die Mehrheit der Peruaner:innen am Sonntag ihre Stimme gab

Lima. "Technisches Unentschieden" – das sagen die ersten Wahlprognosen für die Präsidentschaftswahlen in Peru. Laut Nachwahlbefragungen liegt die Rechtspopulistin Keiko Fujimori mit 50,3 Prozent der Wähler:innenstimmen leicht vor dem Sozialisten Pedro Castillo (49,7 Prozent). Bis zum amtlichen Ergebnis könnte es noch Tage dauern.

Klar ist bereits: Castillo konnte große Mehrheiten in den Anden-Departamentos erzielen, während die Bewohner:innen der Hauptstadt Lima sowie anderer Großstädte an der Küste mehrheitlich für Fujimori stimmten.

Die Situation ähnelt den Wahlen 2016, bei denen Keiko Fujimori gegen den Wirtschaftsliberalen Pedro Pablo Kuczynski antrat. Damals hatten die Prognosen am Abend der Stichwahl einen Wahlsieg Fujimoris mit 51,1 Prozent vorhergesagt. Kuczynski wurden 48,9 Prozent zugeschrieben. Nach Auszählungen gewann er trotzdem die Wahlen mit lediglich 42.597 Stimmen Vorsprung (amerika21 berichtete).

Der Wahltag verlief ruhig – mit kleineren Zwischenfällen. So berichteten die Bewohner:innen eines Altenheims der nordperuanischen Stadt Piura, sie seien von der Heimverwaltung zu einer Abstimmung für "Keiko" gezwungen worden. Die Verwaltung des Heims dementierte die Aussagen. Immer wieder hatte es im Vorfeld der Wahlen Berichte über Unternehmer:innen gegeben, die ihren Angestellten mit Kündigung drohten, sollten diese für Castillo stimmen. Auch waren in manchen Betrieben allgemeine Gehaltsboni für den Fall eines Wahlsiegs Fujimoris versprochen wurden.

Ein weiterer Fall, der Aufmerksamkeit auf sich zog, war der eines vermeintlichen Wahlbeobachters von Castillos Partei "Freies Peru" (PL), der dabei erwischt wurde, wie er Stimmzettel manipulierte. Der Vorfall ereignete sich brisanter Weise in einem Stadtteil Limas, in dem PL gute Chancen eingeräumt wurden. Die Partei distanzierte sich von den Geschehnissen und gab an, die Person nicht zu kennen. Kurz darauf konnte der Verdächtige als Mitglied der Rechtspartei "Allianz für den Fortschritt" identifiziert werden.

Linkspolitikerin Indira Huilca kommentierte den Betrugsversuch:  "Der Infiltrierte war aus der Partei [des Fujimori-Verbündeten César] Acuña, und in den etablierten Medien erwähnt man das nicht. Das organisierte Verbrechen ist zu allem bereit."

Die Kandidat:innen selbst begingen den Wahltag mit dem traditionellen Wahltagsfrühstück mit der Presse. Während Castillo in seinem Heimatort Tacabamba im Kreis seiner Familie frühstückte und Essen an Schaulustige sowie Medienvertreter:innen verteilte, posierte Fujimori mit ihrem Team im Limaer Armenviertel San Juan de Lurigancho. Vor den Augen der Slum-Bewohner:innen nahmen sie ihr Frühstück an einer reich gedeckten Tafel zu sich.

Aussagen der Kandidat:innen zum Wahlergebnis gab es am Abend noch nicht.