Peru / Politik

Knapper Wahlsieg für Pedro Pablo Kuczinski in Peru?

Rund 95 Prozent der Wahlzettel ausgezählt. Kuczinski erreicht bisher 50,14 Prozentpunkte, Fujimori 49,86. Endgültiges Ergebnis erst zum Wochenende erwartet

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Bei den diesjährigen Präsidentschaftswahlen in Peru entscheidet jede Stimme
Bei den diesjährigen Präsidentschaftswahlen in Peru entscheidet jede Stimme

Lima. Der neoliberale Ökonom Pedro Pablo Kuczynski hat mit hoher Warscheinlichkeit die Stichwahl um das Präsidentschaftsamt in Perú mit einem hauchdünnen Vorsprung gewonnen. Nach offizieller Auszählung von 95 Prozent der Stimmen durch die nationale Wahlbehörde ONPE erreicht Kuczynski von der Partei "Peruanos por el Kambio" (PPK) derzeit 50,14 Prozentpunkte, seine Konkurrentin Keiko Fujimori von der Fuerza Popular (PK) kommt auf 49,86. Laut ONPE ist die Chance auf einen Wahlsieg Fujimoris nur noch schwindend gering.

Der 77-Jährige Ex-Banker war schon in früheren Regierungen als Minister tätig. unter anderem als Energieminister in der Regierung Fernando Belaunde Terrys (1980-1985) sowie als Wirtschafts- und Finanzminister, später als Premierminister für die Regierung Alejandro Toledos (2001-2006). Nach Protesten gegen die Privatisierung der Wasserversorgung musste er 2002 zurücktreten. Darüber hinaus arbeitete er für den Internationalen Währungsfond und die Weltbank. Er besitzt neben der peruanischen auch die US-amerikanische Staatsbürgerschaft und gilt als konservativ und neoliberal.

Kuczynski mahnte Zurückhaltung an, bevor die amtlichen Endergebnisse bekannt gegeben werden: "Wir haben noch nicht gewonnen, wir müssen die offiziellen Ergebnisse abwarten. Aber ich bin mir sicher, dass die ONPE morgen Nacht ihr Urteil zugunsten der Demokratie und der PPK veröffentlicht." Gleichzeitig bekräftigte er, sich für "Demokratie, Dialog, Transparenz, Pflichtbewusstsein und Fortschritt" einzusetzen, da dies das Einzige sei, "das uns vor der Korruption, dem Drogenhandel, dem Scheitern rettet".

Fujimori zeigte sich weiterhin optimistisch und hält die derzeitigen Wahlergebnisse für ein "technisches Unentschieden", es fehlten noch Stimmen aus dem Ausland sowie den ländlichen Gebieten, in denen sie die Gunst vieler Wähler inne hat. Mariano Cucho, Chef der ONPE, erklärte dagegen in einem Interview, dass alle Stimmen wahrscheinlich erst bis zum Wochenende ausgezählt werden können, es sei jedoch äußerst unwahrscheinlich, dass Fujimori ihren Kontrahenten Kuczynski noch einholen könne.

Den ersten Wahlgang Mitte April hatte Fujimori noch mit deutlichem Abstand auf den Kandidaten der PPK mit rund 39 zu 21 Prozentpunkten für sich entscheiden können. Auch Meinungsumfragen vor der Wahl sahen die Tochter des Ex-Diktators Alberto Fujimori vorn, wenngleich sich 15 Prozent zu diesem Zeitpunkt noch unsicher waren, wen sie letztendlich wählen werden.

Die Präsidentschaftskandidatin des Linksbündnisses "Frente Amplio", Veronika Mendoza, die in der ersten Wahlrunde mit 19 Prozent der Stimmen den dritten Platz belegt hatte, rief ihre Anhänger im Vorfeld dazu auf, Kuczynski zu wählen, um den Sieg Fujimoris und damit die befürchtete Rückkehr des Fujimorismo zu verhindern. Sie bekräftigte jedoch auch, inhaltlich mit keinem der beiden Kandidaten übereinzustimmen: "Ob nun Herr Kuczynski das Rennen macht oder Frau Fujimori – wir stellen in jedem Fall die Opposition, denn beide haben eine ganz andere politische Vision als wir. Wir werden uns so oder so gegen den Angriff auf die Demokratie, die Arbeitsrechte und den Umweltschutz stellen und zu verhindern versuchen, dass die Korruption völlig aus dem Ruder läuft."