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Gemeinde in Mexiko blockiert Mine von Equinox Gold wegen Vertragsbruch

Bewohner werfen kanadischem Unternehmen vor, sich nicht an Vereinbarungen zu halten. Goldmine Los Filos seit einer Woche lahmgelegt

Der bestreikte Zugang zur Mine Los Filos

Der bestreikte Zugang zur Mine Los Finos
Der bestreikte Zugang zur Mine Los Finos

Chilpancingo, Guerrero. Wegen der Missachtung von Vertragsbedingungen haben "ejidatarios" aus Carrizalillo im südmexikansichen Bundesstaat Guerrero ihren Vertrag mit dem kanadischen Bergbauunternehmen Equinox Gold beendet und blockieren seit einer Woche den Zugang zur Mine Los Filos.

"Ejido" beschreibt eine kollektivistische Organisationsform für die Nutzung von zugesprochenen Landflächen. Die "ejidatarios" sind  berechtigt, dieses Land individuell oder gemeinschaftlich zu nutzen.

Am 3. April 2019 hatten sich die "ejidatarios" von Carrizalillo zum ersten Mal in ihrer Geschichte zu einer Verpachtung ihrer Landflächen entschlossen. Nach einer langen Phase des Dialogs schlossen sie mit der Firma Leagold Mining Corporation ‒ die mittlerweile von Equinox Gold aufgekauft worden ist ‒ Verträge, die das Minenprojekt Los Finos bis 2025 legitimieren sollten.

In einem Kommuniqué vom 3. September erklärten die "ejidatarios" jetzt, dass sie sich von dem Geschäft Verbesserungen erhofften, die die zu erwartenden Schäden für Gesundheit und Umwelt durch die Minenarbeiten lindern sollten. Während sich das kanadische Bergbauunternehmen während der Verhandlungen noch sehr respektvoll gezeigt habe, änderte sich das nach Angaben der Landbesitzer in den letzten Monaten und eingereichte Beschwerden blieben unbeachtet. Demnach begann der Streit wegen Diskrepanzen aufgrund von Missachtungen der vertraglich festgelegten Vereinbarungen und fehlender Transparenz bei den Geschäftsabläufen und gipfelte"in Diskriminierungen und rassistischen Äußerungen" ihnen gegenüber.

In einem Bericht der mexikanischen Tageszeitung La Jornada heißt es, dass "fast 70 Prozent der Vertragsbedingungen nicht eingehalten wurden".

Als Konsequenz erklärten die "ejidatarios" sämtliche Aktivitäten der Mine Los Filos ab dem 3. September für beendet. Mehr als 200 Familien blockieren seitdem den Zugang. Los Filos ist eine der größten Goldminen Mexikos, 1.500 Arbeiter fördern dort täglich rund 800 Unzen Gold.

Die Zone um Carrizalillo in der Region Eduardo Neri gilt als stark vom Bergbau betroffen. Gesundheitsschäden wie vermehrte Krebsdiagnosen, Atemwegserkrankungen oder Fehlgeburten sind die Folge. Seit 2010 verfügen die Einwohner über kein sauberes Trinkwasser mehr.

Zuletzt beklagten die "ejidatarios" die fehlenden Sicherheitsmaßnahmen beim  Umgang mit der Corona-Pandemie. Nachdem Carrizalillo und die angrenzende Region Mezcala nach eigenen Angaben lange ohne einen einzig positiv getesteten Covid-19 Fall verblieben, änderte sich das mit der Wiederaufnahme der Bergbauaktivitäten nach einer Phase des Lockdowns. Am vierten Tag nach der Rückkehr der Bergbauarbeiter gab es 21 positive Fälle in der Region. Das stelle ein hohes Gesundheitsrisiko dar. In ihrem Kommuniqué machen die "ejidatarios" die fehlenden Schutzmaßnahmen der Bergbaufirmen dafür verantwortlich.

Mexikos Präsident Andrés Manuel López Obrador (Amlo) hat inzwischen signalisiert, seine Regierung werde sich in den Fall einschalten, um zwischen den "ejidatarios" und dem kanadischen Unternehmen zu vermitteln. In einer Pressekonferenz am 8. September stellte er in Aussicht, dies auch in die Bestreikungen anderer Minenprojekte in den Bundesstaaten Sonora, Chihuahua, Durango und Oaxaca zu tun.

In ihrer Antwort baten die "ejidatarios" in Carrizalillo den Präsidenten, sich nicht in den Konflikt einzumischen. Dies sei Sache des Ejido und des Unternehmens, "aus dem einfachen Grund: Wir werden nicht zulassen, dass dieses kanadische ausländische Unternehmen die mit uns unterzeichneten Verträge verletzt und gegen sie verstößt." Und direkt an Amlo gerichtet: "Wir bitten Sie jedoch, wachsam zu sein und diejenigen zu bestrafen, die uns als Mexikaner missachten".

Gleichzeitig signalisierten sie Bereitschaft, sich bei ernst gemeintem Interesse zu einer Neuverhandlung mit der Bergbaufirma direkt zusammen zu setzen. "Unser Kampf ist einfach, die Vereinbarung wurde wegen Nichteinhaltung gekündigt, und wenn dieses Unternehmen nun daran interessiert ist, sie zu erneuern, sind wir bereit, aber nicht um den Preis rassistischer Verachtung und Arroganz", heißt es in dem Brief weiter.