Kolumbien / Politik

Kolumbien: Linkspartei FARC zieht sich aus Wahlkampf zurück

Ex-Guerillaorganisation führt gesundheitliche Probleme des Kandidaten Rodrigo Londoño und fehlende Sicherheitsgarantien im Wahlkampf an

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Farc-Spitzenkandidat Rodrigo Lodoño beim Wahlkampf in Kolumbien
Farc-Spitzenkandidat Rodrigo Lodoño beim Wahlkampf in Kolumbien

Bogotá. Am gestrigen Donnerstag hat in Kolumbien die Linkspartei die FARC in einer Pressekonferenz bekanntgegeben, auf die Präsidentschaftskandidatur zu verzichten und sich aus dem Wahlkampf zurückzuziehen. Grund dafür sei der Gesundheitszustand des Kandidaten der Ex-Guerillaorganisation Rodrigo Londoño alias "Timochenko", der sich am Tag zuvor einer Operation am offenen Herzen unterzogen hatte. Trotz des positiven Verlaufs des Eingriffs sei Londoño nicht in der Lage, den Wahlkampf für die Partei "Alternative revolutionäre Kraft des Volkes" (Fuerza Alternativa Revolucionaria del Comun) mit derselben Abkürzung der Guerillaorganisation "Revolutionäre Streitkräfte Kolumbiens” (FARC) zu bestreiten.

Gleichzeitig machten die Vertreter der FARC-Partei deutlich, dass sie Einfluss auf die öffentliche Debatte und den Wahlkampf nehmen und eine Stimme für die Implementierung des Friedensvertrags sein wollten. Ob sich die Partei einem der anderen Präsidentschaftskandidaten anschließen und diesen bei der Wahl unterstützen wird, steht noch nicht fest. Imelda Daza, der Vize-Kandidat Londoños gewesen wäre, gab bekannt, dass mehrere der Kandidaten, die den Friedensprozess unterstützten, zur Auswahl stünden. Zu diesen Präsidentschaftskandidaten zählen Gustavo Petro, Ex-Bürgermeister Bogotás und Kandidat der linken Wahlbewegung Menschliches Kolumbien (Colombia Humana), Humberto de la Calle, Ex-Vizepräsident und Verhandlungsführer der kolumbianischen Regierung im Friedensprozess, Piedad Córdoba, Kandidatin der linken Partei Macht der Bürger (Poder Ciudadano), sowie Sergio Fajardo, Kandidat der konservativen Koalition Kolumbiens (Coalición Colombia). Letzterer gab allerdings bereits bekannt, keine Unterstützung der FARC anzunehmen, da er keinerlei Affinität zu der Ideologie der Organisation habe.

In ihrer Stellungnahme üben die FARC deutliche Kritik an den Umständen des Wahlkampfes und begründen den Rückzug ihrer Kandidatur ebenfalls mit den ungleichen Bedingungen für die Partei sowie fehlenden Sicherheitsgarantien. So waren die FARC bereits im Februar gezwungen, ihre Wahlkampagne auszusetzen, da ihr Präsidentschaftskandidat während seiner Auftritte gewalttätigen Angriffen ausgesetzt war. Die Vertreter der Ex-Guerillaorganisation klagen zudem die verspätete Finanzierung ihrer Kampagne an. Die staatliche Finanzierung sei zwar vor einigen Tagen eingetroffen, unterliege jedoch bestimmten Einschränkungen der zuständigen Bank, sodass keine selbstständige Verwaltung der Wahlkampfmittel möglich sei. Auch sei ihnen jegliche legale nicht-staatliche Finanzierung untersagt. Die Wahlkampagne der FARC wird wie im Friedensvertrag vereinbart durch proportionale Abgaben der anderen Parteien finanziert.

Während der Pressekonferenz riefen die Vertreter der FARC erneut dazu auf, am kommenden Sonntag bei den Wahlen des Kongresses und des Senats für die Kandidaten der roten Rose, dem Symbol der FARC-Partei, zu stimmen. Im Friedensvertrag werden der Organisation je fünf Sitz im Senat und Kongress für die nächsten beiden Legislaturperioden zugesichert, sofern diese nicht ausreichend Stimmen erhalten sollte.