Tote und Verletzte bei Bombenanschlag in Hauptstadt von Kolumbien

Bogota. Am Samstagnachmittag haben in dem Einkaufszentrum Centro Andino in der kolumbianischen Hauptstadt Bogotá bisher nicht identifizierte Täter eine Bombe gezündet und damit drei Frauen getötet. Mehrere Personen wurden schwer verletzt. Die Ermittlungen laufen in alle Richtungen.  

Präsident Juan Manuel Santos sicherte unmittelbar nach dem Besuch des Tatorts die Ergreifung der Verantwortlichen zu. Mit den potentiellen Tätern werde es „keinen Waffenstillstand und keine Milde“ geben. Er werde sich jedoch direkter Beschuldigungen enthalten. Mit der Erwähnung des Waffenstillstandes bekräftigte der konservative Politiker jedoch indirekt erste Anschuldigungen gegen die linksgerichteten ELN-Rebellen.

Der Bürgermeister von Bogotá, Enrique Peñalosa, hatte bereits wenige Minuten nach Bekanntwerden des Tathergangs die Guerillagruppe Nationale Befreiungsarmee (ELN) beschuldigt. Die Rebellen wiesen jede Verantwortung für den Anschlag jedoch umgehend zurück und bekräftigten über soziale Medien wie Twitter und Facebook, sie lehnten Anschläge gegen Zivilpersonen ab. Sie teilten den Schmerz über den Verlust von Menschenleben und solidarisierten sich mit den Opfern. Zudem bat die ELN politische Akteure um Besonnenheit, die nicht belegbare Beschuldigungen aussprechen.

Die ELN verhandelt zurzeit mit der Regierung Santos über einen Waffenstillstand. Vertreter der Gruppierung äußerten die Vermutung, dass Feinde des Friedensprozesses die bereits erreichten Ergebnisse der Verhandlungen "in Fetzen reißen" wollten.

Nicolás Rodríguez und Antonio García aus der Verhandlungsgruppe der ELN hatten erst einige Wochen zuvor in einem Interview mit der Zeitschrift Semana und der Tageszeitung El Espectador ihre generelle Zurückweisung terroristischer Anschläge gegen die Zivilbevölkerung geäußert. Zudem hatte sie auch jegliche Beteiligung am Drogengeschäft zurückgewiesen. Erst vor wenigen Monaten ereignete sich ein Anschlag gegen Polizisten in Bogotá, der der ELN zugeschrieben wird.

Auch die Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens (Farc) verurteilten den Bombenanschlag. "Wir teilen den Schmerz der Angehörigen der Opfer des terroristischen Anschlags", gab ein Mitglied der Führungsebene bekannt. Die Verantwortung für diese "Terrorstrategie"  wies er den "Feinden des Friedens" zu.

Kolumbianische Medien berichten im Kontext des Anschlags von bereits zuvor bekanntgewordenen Drohungen seitens einer paramilitärischen Drogenbande namens Clan del Golfo, die nach eigenen Angaben auf Methoden der Kartelle unter Pablo Escobar zurückgreifen wollen. Sie kündigten in den letzten Monaten eine Welle des Terrors gegen die Bevölkerung an. Diese und andere paramilitärische Gruppe haben das Machtvakuum in den Zonen ausgenutzt, aus denen sich die Farc zurückgezogen haben und konnten so erneut erstarken. Erst im Mai gab der Vize-Verteidigungsminister zu, dass ein erhöhtes Risiko für Anschläge seitens der Paramilitärs gegen staatliche Institutionen in den Großstädten bestehe. Jedoch wurde bisher nicht davon ausgegangen, dass sie sich gegen Zivilpersonen richten könnten.

Laut dem Nachrichtenmagazin Semana trägt die Tat eher die Handschrift von Drogenkartellen. Der Ort, eine Damentoilette, habe absichtlich vor allem auf unbeteiligte Zivilpersonen, Kinder und Neugeborene abgezielt. Eine solch "niederträchtige" Strategie passe eher zu Paramilitärs und Drogenbanden.

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