Vertreterin von Indigenenbewegung aus Honduras auf Rundreise in Europa

Informationen in Italien, Österreich und Deutschland über die prekäre Lage der Menschenrechte in Honduras

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Bertha Cáceres
Bertha Cáceres

Die Feministin Bertha Cáceres vom indigenen Volk der Lenca, Gründerin und Koordinatorin des Rates der indigenen Völker von Honduras (COPINH), befindet sich von 5. bis 28. Juni auf Rundreise in Italien, Österreich und Deutschland. In diesem Zuge finden zahlreiche öffentliche Veranstaltungen statt.

Bertha Cáceres ist in Honduras und vermehrt auch international anerkannt für ihren Einsatz für Menschenrechte, insbesondere der Rechte der indigenen Völker, Frauenrechte und die Erhaltung der Biodiversität. In Anerkennung dafür wird ihr am 16. Juni 2012 in Eichstätt der Shalom-Preis für Gerechtigkeit und Frieden verliehen. Die seit 1981 vergebene Auszeichnung zählt als einer der höchstdotierten Menschenrechtspreise in Deutschland.

COPINH ist die größte indigene Organisation in Honduras. Rund 500 indigene Gemeinden im Südwesten des Landes, in denen etwa 45.000 Personen leben, gehören der Bewegung an. Diese sind konstanten Eingriffen in ihren Lebensraum ausgesetzt, sei es durch Staudammprojekte, Abholzung, Tagebauminen, Privatisierung von Wäldern und natürlichen Ressourcen oder durch Repression von Seiten des Staates.

Das Ziel von COPINH ist deshalb die Selbstbestimmung und Selbstverwaltung der indigenen Dörfer. Die Schwerpunkte sind die Erhaltung ihres Lebensraums und ihrer Kultur, mehr Entscheidungsfreiheit und Autonomie, Ausbildung, Recht auf Land und Gemeingüter, Umweltschutz, Frauen- und Jugendarbeit. Über Demonstrationen, Besetzungen, autonome Radiostationen, kommunale Versammlungen zur demokratischen Entscheidungsfindung sowie Vernetzung mit sozialen Bewegungen und Nichtregierungsorganisationen auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene konnte COPINH schon mehrere Erfolge erzielen. Infolge des Militärputsches 2009 war COPINH tragendes Element der Nationalen Widerstandsfront gegen des Staatsstreich (FNRP).

Die gewaltsamen Eingriffe in die Lebensräume indigener Völker haben sich in den letzten Jahren vermehrt zugespitzt. Dies paradoxerweise häufig unter einem klimafreundlichen Mantel: Zur Erzeugung "sauberer" Energie gibt es einen Boom an Staudamm- und Windparkprojekten, Agrartreibstoffproduktion, und sogenannten klimafreundlichen Projekten im Zuge des Kyoto-Protokolls (CDM), welche jedoch einem marktförmigen und stark zentralisierten Zugang zu natürlichen Ressourcen folgen.

Green Economy ist das Schlagwort, unter welchem diese scheinbar klimafreundliche Wachstumsstrategie im Juni auf dem Rio+20-Gipfel in Brasilien diskutiert wird. Zwanzig Jahre nach dem legendären Rio-Gipfel, bei dem das Konzept der Nachhaltigen Entwicklung zum politischen Diskurs wurde, ist nun Green Economy das neue große Thema. Die Aufrechterhaltung des aktuellen Wirtschaftssystems durch grüne Technologien ist aufgrund der Finanzkrise sehr attraktiv. Kapital sucht neue Investitionsmöglichkeiten und findet diese in Landwirtschaft, Infrastruktur und Umweltschutz.

Viele Beispiele dieser Green Economy finden sich in Honduras wieder. In den Veranstaltungen, die im Rahmen der Rundreise von Bertha Cáceres stattfinden, wird der Kampf von COPINH gegen die Privatisierung, Inwertsetzung und Finanzialisierung der natürlichen Ressourcen und gegen die Menschenrechtsverletzungen thematisiert. Auch das Freihandelsabkommen, das Europa aktuell mit Zentralamerika abschließt, wird Thema sein. Neben den Diskussionsveranstaltungen finden auch Treffen mit europäischen sozialen Bewegungen, sowie Lobbying-Gespräche und Pressetermine statt.

Weitere Informationen: http://hondurasdelegation.blogspot.com und http://akshalom.landlos.de

Veranstaltungen im Rahmen der Rundreise:

Turin

Treffen mit No-Tav-Bewegung
Wann? 7. Juni, 19:00
Preso L’Osteria La C redenza in V.Fontan 16, Bussoleno

Bozen

Konferenz mit Kulturprogramm
Wann? 10. Juni, 10-17:00

Wien

Veranstaltung: "CO₂lonialism – im Zeichen des Klimawandels - Indigener Widerstand gegen den Ausverkauf von Wasser, Wald und Land"
Wann? Mittwoch 13. Juni, 19:30 Uhr
Wo? TÜWI Baracke, Peter-Jordan Straße 76, 1190 Wien

Eichstätt

Fotoausstellung "Gegen die Unsichtbarkeit" zum Widerstand in Honduras
Wann? 11. Juni bis 1. Juli
Wo? Foyer der Zentralbibliothek, Eichstätt

Shalompreisvergabe an Bertha Cáceres mit anschließendem Fest
Wann? Samstag, 16. Juli, 19:00 Uhr
Spiegelsaal der Residenz, Residenzplatz Eichstätt

München

Veranstaltung mit Bertha Cáceres
Wann? Montag 18. Juni, 19:30 Uhr
Wo? EineWeltHaus, Schwanthaler Str. 80, Raum 211

Düsseldorf

Veranstaltung "Honduras: Grundrecht auf Land und Wasser – der Kampf der indigenen Selbstbestimmung"
Wann? Mittwoch 20. Juni, 19:30 Uhr
Wo? Buchhandlung BiBaBuze, Aachenerstraße 1, Düsseldorf-Bilk (direkt am S-Bahnhof)

Münster

Veranstaltung
Wann? Donnerstag 21. Juni,

Hamburg

Veranstaltung "Recht auf … Land, Stadt, Fluss – Der Kampf um Selbstbestimmung und indigene Autonomie in Honduras"
Wann? Samstag, 23. Juni, 20:00 Uhr
Wo? GWA/Kolibri St. Pauli, Hein-Kollisch-Platz 12

Berlin

Veranstaltung: "Menschenrechte in Honduras – und der europäische Freihandelsvertrag mit Zentralamerika"
Wann? Dienstag 26. Juni, 18:00 Uhr
Wo? Haus der Demokratie und Menschenrechte, Robert Havemannsaal, Greifswalderstr. 4, 10405 Berlin