Der Kampf der Mapuche gegen die Privatisierung der Quellen des Flusses Río Chubut

In Argentinien lässt der Staat zu, dass ausländisches Kapital sich das Wasser aneignet – entgegen bestehender Gesetze

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"Die Gemeinschaft Cayunao widersetzt sich" der Privatisierung der Quellen des Chubut-Flusses
"Die Gemeinschaft Cayunao widersetzt sich" der Privatisierung der Quellen des Chubut-Flusses

Im argentinischen Patagonien, dem angestammten Territorium der Mapuche, wird zunehmend Land privatisiert und an ausländisches Kapital verkauft. Der englische Multimillionär Joe Lewis versperrt seit Jahren den öffentlichen Zugang zu dem See Lago Escondido (Versteckter See). Ganz in der Nähe werden gerade die Quellen des Chubut-Flusses abgesperrt. Das Kapital scheint hier aus den Arabischen Emiraten zu kommen.

"Es geht hier nicht nur um die Verteidigung der Mapuche-Territorien. Es geht um die Quellen des Flusses, der durch die ganze Provinz Chubut fließt. Das geht alle an", sagt Soledad Cayunao, die sich denjenigen, die die Quellen privatisieren und einzäunen wollen, in den Weg stellt. Dies ist der Bericht eines Augenzeugen, der sechs Tage in der Gegend verbracht hat, über die Verteidigung des Territoriums.

Soledad Cayunao muss 15 Kilometer durch das Tal des Chubut-Flusses wandern, der hier in der Kordillere der Provinz Río Negro entspringt, um zu dem Platz zu kommen, an dem ihre Familie traditionell im Sommer ihr Vieh hütet. Diese 38-jährige Mapuche-Frau steht jetzt an der Spitze der Verteidigung der Flussquellen. In diesen Tagen haben Arbeiter eines benachbarten Großgrundbesitzes die Zäune bis in die Gipfel hochgezogen und damit nicht nur die traditionellen Sommerweiden der Gemeinschaft Lof Cayunao, sondern auch die von mehreren anderen Familien sowie die Flussquellen eingehegt.

Seit Jahren beschweren sich viele Gemeinschaften und Organisationen über die Ausbreitung der Latifundien in dieser Gegend. Schon den zweiten Sommer stellt sich Soledad mit ihrem Compañero und ihren Kindern den Zaunziehern in den Weg. Sie mussten bereits zusehen, wie große gemeinschaftliche und freie Flächen privatisiert wurden.

"Sie roden die Felder, trocknen die Quellen aus, die Wasserquellen, die Sümpfe. Sie zerstören das Gleichgewicht, das hier existiert", sagt Soledad. "Es ist sehr traurig, was hier passiert, denn als kleines Kind ging ich immer dorthin. Ich war frei, ich wusste, wie man angelt. Jetzt kann ich das nicht mehr. Ich kann nur von außerhalb hineinsehen. Ich kann nicht hineingehen, weil sie meine Leute vertrieben haben."

Das Wasser dort zu verteidigen, wo es entspringt, an einem so weit entfernten und abgelegenen Ort, ist eine mehr als mühsame Aufgabe. Diese Ecke des Chubut-Tals liegt in Luftlinie 40 Kilometer nordöstlich von El Bolsón und 65 Kilometer südlich von Bariloche in der Provinz Río Negro. Aber in der Kordillere gibt es keine geraden Linien. Um dorthin zu gelangen, muss man von Osten her durch das Tal von El Maitén in der Provinz Chubut fahren. Von dort aus fährt man eine Stunde mit dem Auto auf einer holprigen Schotterpiste, bis man das Gebiet erreicht, in dem die Menschen im Winter leben und ihr Vieh weiden, und das sich bereits auf fast 1.000 Metern Höhe befindet. Von dort aus geht Soledad zu Fuß weiter und steigt durch eine Pinienplantage auf, die 2021 teilweise abgebrannt ist. Dann geht sie zum Fluss hinunter und wandert einige Kilometer am Ufer entlang zwischen Steintürmen und der typischen Vegetation der Trockensteppe. Der Weg führt vom Fluss weg und einen stärker bewaldeten Berghang hinauf, vorbei an verschiedenen Arten von Südbuchen.

Das Tal ist riesig, und es ist nicht nur dieses Gebiet, das in Privatbesitz überführt wurde. Von der Höhe aus ist das bereits abgeholzte Gebiet zu sehen, von dem Soledad erzählt. Man sieht die Lichtungen des gerodeten Waldes und die dunklen Stellen, wo die ursprüngliche Vegetation durch Kiefernplantagen ersetzt wurde.

Auf dem Bergkamm sind Stangen, Holz- und Eisenpfosten aufgestapelt. Alles bereit für die weitere Einzäunung. Hier in mehr als 1600 Metern Höhe hat die Gemeinschaft Lof Cayunao ein Lager auf ihrer angestammten Sommerweide aufgeschlagen, um sich der Umzäunung in den Weg zu stellen. Jeden Tag konfrontieren sie die Arbeiter mit ihrer Forderung, kein weiteres Territorium einzuzäunen.

An diesem abgelegenen Ort erfordert der Widerstand gegen die Macht einen ganz anderen Einsatz. Es gibt keine Telefonverbindung und keine schnelle Hilfe, aber ständige Schikanen. Diese Entfernungen bedeuten ein großes Risiko für Soledad und diejenigen, die sie begleiten.

Drohungen und Enteignungen im Februar

Anfang Februar sahen sie sich mit einer Gruppe von mehr als zehn Reitern konfrontiert, die sie von ihren Pferden aus einschüchterten. Nachts zogen diese mehrmals am Lager vorbei, um sie zu erschrecken. Im August 2022 war der türkische Journalist Sadik Celik mit Soledad in dem Gebiet unterwegs. Er wurde von einem Angestellten angegriffen, der das Pferd schlug, so dass es scheute während Celik am Steigbügel festhing. Soledad hat Morddrohungen erhalten. Angesichts solcher Gewalt im Notfall nicht rechtzeitig Hilfe rufen zu können, ist ein nicht zu unterschätzendes Problem.

Am 25. Februar verließ Soledad den Ort, um an der Enthüllung eines Wandgemäldes in El Bolsón teilzunehmen, das Casimiro Huenelaf gewidmet ist, einem lokalen Mapuche-Anführer, der vor zwölf Jahren starb. Als ihr Compañero Pablo zur Sommerweide aufstieg, entdeckte er auf dem Weg neue Schilder: Zutritt verboten, Privateigentum. Als er an ihrem Platz ankam, war da nichts mehr. "Sie haben uns alles weggenommen", sagt er wütend. "Die Plastikplane, das Isoliermaterial, die Decken. Die Töpfe, den Wasserkessel, das ganze Essen. Alles haben sie mitgenommen. Sogar den Spaten."

Um Soledad Bescheid zu sagen, die am nächsten Tag hinaufkommen wollte, musste er bis zur vereinbarten Zeit warten. So sieht der Widerstand in den Bergen aus. Soledad muss vom Winterquartier aus eine halbe Stunde laufen, um an einen Ort zu gelangen, an dem sie mit Pablo per Funk-Handy kommunizieren kann. Diesmal hatte er die schlechte Nachricht zu überbringen. Soledad kehrte zum Winterquartier zurück, und da es keinen Sattel gab, machte sie sich mit der ungesattelten Stute auf den Weg, um die acht Kilometer entlang der Straße nach El Maitén zurückzulegen, zu einem Ort mit Empfang, wo sie telefonieren und den Überfall auf ihr Lager melden konnte. Als sie den Rückweg antrat, war es schon Nacht.

Die "Bewegung indigener Frauen und Queers für das Buen Vivir" macht schon länger über ihre sozialen Netzwerke und die indigene Nachrichtenagentur Telúrica auf die Situation aufmerksam. "Eine Gruppe von Personen, vor allem Mapuche-Frauen, leisten Widerstand gegen die Zäune, die illegal um das Gebiet der Quellen des Chubut-Flusses gezogen werden, der 800 Kilometer bis zum Meer fließt. Die Behörden von Rio Negro reagieren nicht auf den Antrag, das Leben derjenigen zu schützen, die den Chubut-Fluss schützen. Der Staat lässt zu, dass ausländisches Kapital sich das Wasser aneignet. Aber es steht im Gesetz: Niemand darf sich Lagunen oder die Quellen von Flüssen und Seen aneignen", heißt es in einer Erklärung. Und weiter: "Die Schützer:innen des Chubut-Flusses sind stundenlang zu Fuß aufgestiegen. Durch solidarische Unterstützung hatten sie Decken und Schlafsäcke, Material für die Errichtung einer Hütte und Lebensmittel bekommen. Nun wurde ihnen das alles geraubt."

Seit dem 6. Februar fordern sie einen Dialog. "Der Staat ist verantwortlich für das, was ihnen passieren könnte. Bislang haben die zuständigen Stellen nicht reagiert", warnt die Bewegung.

Brandstiftung als Vorgeschichte

Es ist nicht das erste Mal, dass Landbesitzer das Eigentum der Dorfbewohner:innen angreifen. Zuvor befand sich an dem Ort, an dem Lof Cayunao dieses Lager unterhielten, eine Blockhütte, die von Mitgliedern der Gemeinschaft Kom Kiñe Mu (Wir sind alle eins) genutzt wurde. Dies ist eine historische Mapuche-Gemeinschaft von mehreren Familien in der Gegend, darunter auch Verwandte von Soledad. Im Dezember 2019 zeigte sie an, dass Angestellte der Hazienda die Gemeinschaftshütte angezündet hatten. Soledads Bruder hat sie dabei gefilmt, wie sie Holzscheite in das Feuer warfen. Die Anzeige blieb folgenlos; die Straffreiheit für das Abbrennen von Mapuche-Häusern blieb bestehen. Im folgenden Jahr, als die Bevölkerung wegen der Pandemie eingesperrt war, rückten die Hazienda-Besitzer weiter vor. Im Winter 2020 stand an der Stelle, an der sich früher die Gemeinschaftshütte befunden hatte, eine neue mit Blech verkleidete Hütte.

Ein ungleicher Kampf

Als sie nach dem Raubüberfall das nächste Mal nach oben ging, traf Soledad auf Andrés Saint Antonin, den Vorarbeiter des Trupps. Außerdem waren dort drei Angestellte, zwei Anwälte und drei Polizisten. Laut der Erklärung der Gemeinschaft hetzte Saint Antonin "getreu seinem gewalttätigen Macho-Stil das Pferd auf Soledad Cayunao, ohne dass die anwesende Polizei etwas dagegen unternahm". Sie hatte Glück: Sie blieb unverletzt. Die Polizei schaute sich die Überwachungskameras an, die sie offensichtlich in dem Gebiet aufgestellt hatte.

Die Unterschiede sind eklatant, sowohl was die Gewalt als auch was die technischen Mittel betrifft. Während Soledad mit den Angestellten spricht, um ihnen zu sagen, dass sie das Gebiet der Gemeinschaft nicht einzäunen dürfen ("Wir wissen, dass sie nur Angestellte sind", sagt sie), üben die Landbesitzer Gewalt gegen sie aus. Während Soledad nachts lange Wege zurücklegt, um einen einzigen Anruf machen zu können, installiert die Polizei ferngesteuerte Kameras, die Dutzende Kilometer vom Strom- und Handynetz entfernt sind.

Ein historischer Kampf mit Verbindungen zum See Lago Escondido

Das Gebiet ist seit langem umkämpft. In den ersten Jahren des 21. Jahrhunderts kaufte Miguel Guajardo, Bürgermeister der benachbarten Stadt El Maitén in Chubut, 14.698 Hektar öffentliches Land. Er hatte nie an dem Ort gewohnt, an dem zu dieser Zeit bereits viele indigene Familien lebten. Dieser Verkauf wird zumindest als irregulär und unrechtmäßig angesehen. Diese Auffassung wird auch in einer Klage des Indigenen Beirates (Consejo Asesor Indígena) vertreten, einer historischen Mapuche-Organisation in der Provinz Río Negro.

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Soledad Cayunao berichtet über den Kampf ihrer Gemeinschaft
Soledad Cayunao berichtet über den Kampf ihrer Gemeinschaft

2009 kaufte der Unternehmer Marcelo Mindlin das Land von Guajardo und erwarb am selben Tag zwei benachbarte Grundstücke mit insgesamt mehr als 19.000 Hektar unberührter Berglandschaft. Mindlin ist der Geschäftsführer von Pampa Energía, einem der umsatzstärksten Unternehmen des Landes, und ein historischer Partner des Engländers Joe Lewis. Lewis gehört zu den 500 reichsten Menschen der Welt und ist in der Region als Besitzer von 11.000 Hektar rund um den gesamten See Lago Escondido bekannt. Die Sommerweide von Lof Cayunao liegt nur 35 Kilometer östlich des Sees.

Ebenfalls 2009 erhob der Indigene Beirat eine Kollektivklage gegen die Provinz, mit der ursprüngliches Land mehrerer Gemeinschaften eingefordert wurde, unter anderem das der Gemeinschaft Kom Kiñe Mu. Die Klage wird seit 14 Jahren verschleppt. Bis heute hat die Provinz Río Negro nicht eingestanden, von Mapuche-Familien bewohntes Land auf irreguläre Weise an Dritte veräußert zu haben.

Die Weitergabe von Besitztiteln zwischen weit entfernten Geschäftsleuten macht es manchmal schwierig zu erkennen, wer hinter den Geschehnissen in dem Gebiet steht. 2010 zeigte die Gemeinschaft Kom Kiñe Mu den Bau eines Zauns um ein Gebiet an, das sich später als exklusives Jagdrevier herausstellte. Es wird Teufelseck (Rincón del Diablo) genannt, nach einem Bach, der durch das Gebiet fließt. Er mündet in den Foyel-Fluss, von dort in den Manso-Fluss und schließlich in den Pazifik. Der andere Hauptwasserlauf ist ein namenloser Bach, der zweite Nebenfluss des Chubut-Flusses, der in den Atlantik mündet. Das Gelände liegt also direkt an der Wasserscheide. Dort wird eine Population von Rothirschen gehalten, eine exotische Art, die die einheimische Flora zerstört, und zwar nur zu dem Zweck, dass Multimillionäre in den Ferien kommen und sie jagen können.

Die Anzeige wegen der Einzäunung blieb ebenso folgenlos wie die wegen der abgebrannten Hütte und wie die kollektive Klage um das Land. Mangels irgendeiner Antwort auf die Forderungen beschloss Soledad, direkten Widerstand zu leisten. "Ich war verzweifelt. Ich musste zusehen, was passierte, und ich konnte das Gebiet nicht verteidigen", sagt sie. Dann beschloss sie, dass sie doch etwas tun könnte, und im Frühjahr 2021 begann sie, sich mit ihrer Familie den Drahtziehern in den Weg zu stellen.

Für die jüngsten Ereignisse und die neuen Zäune, die sich immer weiter ausbreiten, sind bereits neue Besitzer verantwortlich. 2017 verkaufte Mindlin an das neu gegründete Unternehmen Diuna Inmobiliaria S.A.. Das sichtbare Gesicht ist seither Hugo Alberto Barabucci, ein Polopferdezüchter in der Provinz Santa Fe. Aber neben Barabucci gehören zum Vorstand des Unternehmens ein in der Region bekannter Akteur und ein weiterer, der noch ganz neu in der Szene ist. Der bekannte ist Nicolás Van Ditmar, historischer Manager von Hidden Lake und rechte Hand von Joe Lewis in Argentinien. Der Neuling ist Matar Suhail Ali Al Jabhoumi Al Dhaheri, bei dem alles darauf hindeutet, dass er der eigentliche Eigentümer ist (der Urkunde zufolge lief die Zahlung über eine Bank in Abu Dhabi), während Barabucci der Hauptstrohmann ist.

Al Dhaheri ist ein Unternehmer und Multimillionär aus den Vereinigten Arabischen Emiraten. Informationen über solche Personen sind schwer zu bekommen, aber Medienquellen zufolge handelt es sich um eine Vertrauensperson der königlichen Familie von Abu Dhabi, die das Land regiert. Al Dhaheri ist auch Eigentümer des Bau- und Immobilienunternehmens Kopaonik, benannt nach dem höchsten Berg Serbiens, wo er für mehr als 70 Millionen Dollar einen luxuriösen Skihotelkomplex gebaut hat. Aufgrund seiner Geschäfte in Serbien erhielt Al Dhaheri 2016 die serbische Staatsbürgerschaft.

Als Al Dhaheri 2017 das Jagdrevier kaufte, war er Teil eines größeren Einfalls arabischen Kapitals in die Kordillere von Río Negro. Und das war kein Zufall: In jenem Jahr reisten Mauricio Macri und Alberto Weretilneck, damals Präsident des Landes und Gouverneur von Río Negro, gemeinsam in die Arabischen Emirate. Im selben Jahr kaufte der Schwager des derzeitigen Emirs von Katar (die Vereinigten Arabischen Emirate, Katar, Saudi-Arabien, Bahrain, Oman und Kuwait sind allesamt absolute Monarchien) zusammen mit dem ehemaligen argentinischen Tennisspieler Gastón Gaudio das exklusive Skigebiet Baguales Mountain Reserve. Baguales liegt nur 30 Kilometer nördlich vom Teufelseck. Das ebenfalls riesige Gelände dazwischen gehört der Burco-Gruppe, einem Unternehmen belgischen Ursprungs. Und auf der anderen Seite der Landstraße Ruta 40 liegt das Gut von Joe Lewis. Auch dort hat Al Dhaheri von Mindlin 679 Hektar Land gekauft, das an das Gelände von Lewis am Ufer des Foyel-Flusses grenzt. Das ist an sich schon eine Menge Land, aber im Vergleich zu den fast 20.000 Hektar, die er am Teufelseck besitzt, wirkt es eher klein.

Es ist sehr undurchsichtig, was hier passiert. Im Oktober 2022 landete ein Militärflugzeug der Vereinigten Arabischen Emirate in Bariloche. Tagelang wurde darüber spekuliert, was es dort zu suchen hatte. Schließlich wurde bekannt, dass es Ausrüstung für eine Satellitenstation brachte, die auf der Hazienda von Al Dhaheri installiert werden sollte, aber zu welchem Zweck, das kam nie raus.

Das muss alle etwas angehen

Währenddessen sind Soledad, Pablo und eine Handvoll Menschen, die gekommen sind, um ihren Widerstand zu unterstützen, auf dem Land unterwegs. Einige Menschen sind aus Solidarität gekommen, darunter auch von der "Bewegung indigener Frauen und Queers", die den Kampf von Soledad mit einer Kampagne bekannt machen wollen.

"Ich bin mit ihnen auf den Berg gestiegen", schrieb die Mapuche-Weychafe (Kriegerin) Moira Millán. "Ich habe die extreme Müdigkeit, die Kälte der Nacht, den fehlenden Schlaf, die Schmerzen in den Füßen und so viel Mangel am eigenen Leib erfahren, aber ich habe auch die Kraft und die Liebe der Mapuche erfahren und konnte so die hartnäckige Entscheidung verstehen, das Leben zu verteidigen, das im Piuke (Herz) dieses Lofs (Gemeinschaft) lebt. Ich war verändert, als ich von diesem Gipfel hinuntergestiegen bin, und ich hatte die Gewissheit, dass es an der Zeit ist, den Chubut-Fluss zu retten, und dass es möglich ist, dies zu erreichen. Wir müssen nur unsere Sinne wecken, die Einheit unserer Gedanken, und wir müssen handeln ohne Ausreden, von kleinen Aktionen bis zu solchen, die uns den Berg erklimmen lassen."

Aber während der Fall Lewis landesweit bekannt geworden ist, während Aktivist:innen, Organisationen aus dem ganzen Land und argentinische Flaggen zusammenkommen, um den Zugang zum See Lago Escondido zu fordern, scheint der Chubut-Fluss nicht auf die gleiche Resonanz zu stoßen. Hier, an der Quelle des Flusses, scheinen die Feinde weit weg zu sein oder im Dunkeln, anders als im Fall Lewis, wo es viel mehr Informationen gibt. Hier, wo neben dem Schutz des Flusses auch die Rechte des Mapuche-Volkes verteidigt werden, ist der Kampf viel einsamer.

"Es geht nicht nur darum, das Mapuche-Territorium zu verteidigen", sagt Soledad. "Es geht um die Quellen des Wassers, des Flusses, der ganz Chubut durchfließt. Das muss alle etwas angehen."