Volkswagen lehnt Urteil in Brasilien zu Zwangsarbeit ab

4096px-volkswagen_sp2_june_2017_02.jpeg

Volkswagen ist auch in Brasilien für schöne Autos bekannt. Aber auch für Arbeitsrechtsverletzungen.
Volkswagen ist auch in Brasilien für schöne Autos bekannt. Aber auch für Arbeitsrechtsverletzungen.

Wolfsburg. Volkswagen hat auf den Offenen Brief der Brasilieninitiative Freiburg und des Dachverbands der Kritischen Aktionär:innen reagiert. Darin hatten die Initiativen den Vorstand aufgefordert, ein brasilianisches Gerichtsurteil zu akzeptieren, das die Tochtergesellschaft VW do Brasil wegen sklavenarbeitsähnlicher Zwangsverhältnisse auf der Rinderfarm Vale do Rio Cristalino zwischen 1974 und 1986 verurteilt (amerika21 berichtete). Sie appellierten, keine Berufung gegen das Urteil einzulegen, sondern Verantwortung zu übernehmen.

In seiner Antwort vom 18. September stellt der Konzern jedoch klar, dass VW do Brasil die Verteidigung "vor höheren Gerichten fortsetzen" werde, um "Gerechtigkeit und Rechtssicherheit zu erreichen". Gleichzeitig verweist VW auf seine "72-jährige Tradition", auf die Einhaltung aller Gesetze und auf ein "unerschütterliches Bekenntnis zu gesellschaftlicher Verantwortung".

Das Urteil, auf das sich der Offene Brief bezieht, war am 29. August in Redenção im Bundesstaat Pará gefallen. Das Arbeitsgericht verurteilte VW do Brasil zu einer Strafzahlung von 165 Millionen Reais (rund 25 Millionen Euro). Zudem muss das Unternehmen individuelle Entschädigungspläne für die Opfer vorlegen, Präventionsmaßnahmen gegen Zwangsarbeit einführen und öffentlich Verantwortung übernehmen sowie um Entschuldigung bitten.

Keine Werbung, keine Paywall, aber trotzdem Nachrichten aus Lateinamerika?

Das geht nur mit den Spenden unserer Leserinnen und Leser. Unterstützen Sie uns jetzt.

Kritische Aktionär:innen werfen VW vor, das Urteil zu verharmlosen. Christian Russau vom Dachverband der Kritischen Aktionär:innen weist darauf hin, dass Volkswagen in seiner Antwort lediglich von einer "Untersuchung" spreche, obwohl es sich um ein vollstreckbares Urteil handle: "Worte können verharmlosend eingesetzt werden, Worte können aber auch verräterisch sein."

Auch die Brasilieninitiative kritisiert die Verzögerungstaktik. "Ich bin der Meinung, dass letztlich das Urteil bestätigt wird. Angesichts der Beweislage ist eigentlich nichts anderes vorstellbar. Schändlich am VW-Verhalten ist letztlich, dass durch die Verzögerung immer weniger Landarbeiter:innen am Leben sein werden", sagt Günther Schulz auf Anfrage von amerika21.

Für die Initiativen ist damit klar, dass Volkswagen mit der Berufungsankündigung nicht nur eine historische Aufarbeitung verweigert, sondern auch in Kauf nimmt, dass die überlebenden Opfer weiter auf Anerkennung und Entschädigung warten müssen.