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US-Militärpräsenz in der Karibik: Venezuela antwortet mit umfassendem Militärmanöver

Umfragen melden starken Rückhalt für Maduros Regierung. In den USA lehnt eine Mehrheit ein militärisches Eingreifen in Venezuela ab

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Venezolanisches Militär bei dem Manöver Caribe Soberano 200
Venezolanisches Militär bei dem Manöver Caribe Soberano 200

Caracas. Als Antwort auf die erhöhte Militärpräsenz der US-Streitkräfte nahe der venezolanischen Hoheitsgewässer (amerika21 berichtete) hat das venezolanische Militär in der vergangenen Woche auf der Insel La Orchila ein mehrtägiges Militärmanöver durchgeführt.

Die ca. 43 Quadratkilometer große Karibikinsel liegt knapp 180 Kilometer vor der Küste von La Guaira nahe der venezolanischen Hauptstadt Caracas und ist bis auf eine Militärbasis unbewohnt. An der dreitägigen militärischen Übung Caribe Soberano 200 haben nach Angaben von Venezuelas Verteidigungsminister Vladimir Padrino López 2.500 Soldat:innen, 22 Flugzeuge und Hubschrauber, zwölf Kriegs- und 20 kleinere Schiffe teilgenommen. Ebenso wurden Artilleriegeschütze, Flugabwehrradars und Raketen russischer Bauart erprobt. Russland ist der engste strategische Partner Venezuelas und hat umgehend seine Unterstützung für Venezuela bekräftigt (amerika21 berichtete).

Zwar lobte Padrino das Manöver nach Abschluss als "nahezu vollständig", bestand jedoch angesichts der Bedrohung durch den US-amerikanischen Truppenaufmarsch darauf, die Anstrengungen zu verdoppeln. Zuvor hatte Padrino das Vorgehen der US-Marine in der Karibik gegenüber den Medien scharf verurteilt. "Dies ist ein nicht erklärter Krieg und wir sehen gerade, wie Menschen  – Drogenschmuggler oder nicht –  im karibischen Meer hingerichtet wurden, ohne Recht auf Verteidigung".

Am Samstag fanden dann landesweit erstmals militärische Trainingsübungen statt, um die Zivilbevölkerung im Umgang mit Waffen zu schulen. Diese Ausbildungstage sollen ab sofort im Wochenrhythmus stattfinden, sagte der Verteidigungsminister in der Ankündigung.

Expert:innen äußerten, dass die militärischen Übungen und die Vorbereitungen in erster Linie Propagandazwecken dienten, um der eigenen Bevölkerung Einsatzbereitschaft und Stärke der Streitkräfte nachzuweisen. Die Ansammlung von so viel militärischem Material auf La Orchila wäre leicht auszuschalten und diene kaum der asymmetrischen Kriegsführung, von der die venezolanische Regierung spreche, behauptet die im US-amerikanischen Exil lebende Ex-Majorin der venezolanischen Luftwaffe, Raynell Martínez, gegenüber AFP.

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Nach einer Umfrage von Dataviva von Anfang September steht ein überwiegender Teil der Bevölkerung hinter der Militarisierung  der Gesellschaft zur Landesverteidigung. Fast 90 Prozent sprechen sich für die Souveränität Venezuelas und gegen eine Intervention aus. Ebenfalls sind neun von zehn Befragten überzeugt, dass die Bodenschätze des Landes das Hauptziel der USA sind. Daher sind auch 77 Prozent bereit, ihr Land gegen eine Invasion zu verteidigen. Das Vertrauen in die Regierung Nicolás Maduro ist nach den von Dataviva erhobenen Daten auf 70 Prozent gestiegen. Neben der äußeren Bedrohung könnten 7,71 Prozent Wirtschaftswachstum für das erste Semester 2025 dafür ausschlaggebend sein.

Hingegen scheint die von den USA unterstützte Gallionsfigur der Opposition, María Corina Machado, im Moment deutliche Ablehnung zu erfahren und kommt nur noch auf acht Prozent Zustimmung. Machado hatte die internationale Gemeinde immer wieder zur Unterstützung beim Sturz von Maduro aufgerufen

In den USA selbst scheint es dagegen eher geringe Unterstützung für ein militärisches Eingreifen in Venezuela zu geben. Zwar ist man in Washington zum Einsatz "aller Machtmittel" zur Bekämpfung des Drogenschmuggels bereit, und knapp 50 Prozent der von YouGov Anfang September Befragten sehen Venezuela als unfreundlichen oder feindlichen Staat. Gleichzeitig lehnen fast zwei Drittel eine militärische Intervention in Venezuela ab. Auch ein Sturz Maduros mithilfe des US-Militärs kommt für über 50 Prozent der Befragten nicht infrage. Weitere 26 Prozent gaben an, in der Frage überhaupt keine Meinung zu haben.

Venezuela hatte vergangene Woche den Sicherheitsrat der UNO aufgerufen, den militärischen Aktionen der USA sofort Einhalt zu gebieten und die politische und territoriale Souveränität des Landes und der gesamten Karibik zu achten. Der UN-Botschafter des Landes, Alexander Yañez, wies auf den Bruch der UN-Charta hin, den der US-amerikanische Truppenaufmarsch in der Karibik bedeute. Die Stabilität der gesamten Hemisphäre und die Menschenrechte des venezolanischen und anderer Völker seien dadurch bedroht.