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Hat der Präsident von Ecuador Verbindungen zu Drogengeschäften?

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Die Familie von Präsident Daniel Noboa soll mit dem Kokainhandel in Verbindung stehen
Die Familie von Präsident Daniel Noboa soll mit dem Kokainhandel in Verbindung stehen

Quito. Nach Recherchen des Journalisten Andrés Duran soll der ecuadorianische Präsident Daniel Noboa Verbindungen zum Kokainhandel haben. Duran zufolge haben die nationalen Behörden seit 2020 in drei Fällen in der Hafenstadt Guayaquil Kokain in Bananencontainern beschlagnahmt, die von der Firma Noboa Trading exportiert werden sollten.

Mitglieder von Noboas Familie, darunter seine Tante Isabel Noboa Pontón, sind Anteilseigner:innen an diesem Unternehmen.

"Dies ist der erste dokumentierte Fall in der Geschichte Ecuadors, in dem eine Präsidentenfamilie in den Kokainhandel verwickelt sein soll. Die Familie Noboa kontrolliert den gesamten Exportkreislauf von Bananen, von der Aussaat über die Ernte bis hin zum Transport und den privaten Häfen", sagte Duran im Interview mit Revista Raya.

Ecuador hat sich in den letzten Jahren zu einem der wichtigsten Umschlagplätze für Kokain entwickelt. Laut Telesur enthalten nach einem Bericht der Europäischen Kommission 57 Prozent der Bananenlieferungen aus Ecuador nach Europa Kokain.

In diesem Kontext soll die Staatsanwaltschaft gegen fünf Personen ermittelt haben, darunter auch Maria Moreno. Moreno ist Präsidentin von Noboas Partei der Nationalen Demokratischen Aktion und darüber hinaus Aktionärin und Vorstandsmitglied von mehreren Unternehmen, zu denen Noboa Verbindungen hat.

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Noboa hat jedoch Ende vergangener Woche in einem Interview bekannt gegeben, dass die Ermittlungen gegen vier der fünf Personen, darunter Moreno, eingestellt werden sollen. Nur gegen einen Beschuldigten, Ángel Alvario Mariscal, wird offenbar eine Anklage vorbereitet.

Die Affäre liefert Munition für Luisa González, Noboas Konkurrentin in der anstehenden Stichwahl um die Präsidentschaft. Während einer TV-Debatte am 23. März hatte González Noboa auf seine mutmaßlichen Verbindungen angesprochen (amerika21 berichtete). "Ich bin nicht der Eigentümer des Unternehmens, aber Mitglieder meiner Familie sind in diesem Unternehmen tätig. Noboa Trading hat in jedem einzelnen Fall kooperiert und sich vor der Staatsanwaltschaft dazu geäußert", hatte der Präsident geantwortet.

Duran hat jedoch Zweifel an dieser Kooperation mit den Ermittlungsbehörden geäußert. Er prangert an, dass es zwischen Regierung und Wirtschaft eine Komplizenschaft gebe. Duran zufolge wurden mehrere Staatsanwält:innen von dem Fall abgezogen. Einer von diesen berichtete von Einschüchterungsversuchen, als er an dem Verfahren arbeitete.

Gestärkt wird Durans These auch dadurch, dass José Luis Rivera Baquerizo, ein Angestellter von Noboa Trading nach dem Drogenfund 2020 verhaftet, aber nach der Verteidigung durch Edgar José Lama wieder freigelassen wurde. Lama ist heute Gesundheitsminister unter Noboa.

Duran selbst ist offenbar inzwischen aus Ecuador geflohen: "Aufgrund von Drohungen gegen mich musste ich das Land verlassen. Es soll einen Plan geben, mich zu töten" schrieb er am 23. März auf X. Die Staatsanwaltschaft "hat mich, anstatt meine Sicherheit zu erhöhen, aus dem System für Opfer und Zeugen ausgeschlossen."