Quito. Verfolgt von zehn Millionen Zuschauer:innen haben sich der ecuadorianische Präsident Daniel Noboa und seine Herausforderin Luisa González ein Rededuell geliefert. Die etwas über zweistündige Debatte am vergangenen Sonntag drehte sich um die fünf Themengebiete Bildung, Gesundheit, Sicherheit, Wirtschaft und Regierungsführung.
In der ersten Abstimmungsrunde im Februar erhielten Noboa und González zusammen 88 Prozent aller Stimmen und lagen dabei annähernd gleich auf. Alle anderen Präsidentschaftskandidat:innen lagen weit abgeschlagen dahinter (amerika21 berichtete). Die Ecuadorianer:innen werden daher in einer Stichwahl am 13. April darüber abstimmen, wer von beiden die Präsidentschaft übernimmt.
Noboa kündigte während der Debatte unter anderem an, durch Fernunterricht den Zugang zu höherer Bildung zu verbessern und die Sicherheitskräfte zu stärken, denen er eine außerordentliche Prämie zukommen lassen will. Weiterhin möchte er ausländische Investitionen fördern und dadurch Arbeitsplätze schaffen, sowie durch IT-Technologie, etwa von Google, die Effizienz von staatlichen Dienstleistungen steigern. Außenpolitisch strebt Noboa engere Beziehungen zu den USA, Kanada, Spanien und Italien an.
González hingegen will die Infrastruktur der Bildungseinrichtungen verbessern, ein kostenloses Frühstück in Schulen anbieten und den Gesundheitsnotstand ausrufen: "Mehr als tausend Nierenkranke sind gestorben, und diese Regierung kümmert sich nicht darum". Außerdem möchte sie innerhalb von vier Jahren zwei Millionen Arbeitsplätze schaffen. Die Wirtschaft soll durch die Wiederherstellung internationaler Beziehungen angekurbelt werden. Damit spielt sie auf Mexiko an, das letztes Jahr seine Beziehungen zu Ecuador abgebrochen hatte (amerika21 berichtete).
González will weiterhin die Regierung in Venezuela anerkennen: "Ich muss die Regierung von Nicolás Maduro anerkennen, um die venezolanischen Migranten zurückschicken zu können, die du in mein Land gelassen hast". Dabei sagte sie auch, dass diese Migranten im Rahmen eines von der derzeitigen Regierung geförderten Regularisierungsplans illegal eingereist seien. Noboa antwortete, er werde "niemals eine diktatorische und totalitäre Regierung anerkennen. Das sagen wir der internationalen Gemeinschaft und allen Venezolanern, die unter Nicolás Maduro gelitten haben."
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Während der Debatte warf Noboa González vor, die US-Dollar-Währung des Landes abschaffen zu wollen, nannte sie "verwirrt" und versuchte sie mit Nachfragen über Korruption in ihrem politischen Umfeld in die Enge zu treiben. González hingegen nannte Noboa wiederholt einen Lügner "der alles, was er in der Kampagne 2023 sagte und versprach, in diesen anderthalb Jahren nicht getan hat" und attackierte ihn damit, dass seine Familie in Drogengeschäfte verwickelt sei.
Tanya Torres, politische Analystin, bezeichnete die Veranstaltung als "Spektakel mit machistischen und fremdenfeindlichen Haltungen". Weitere Beobachter:innen, beispielsweise der Analyst Max Donoso und die Kommunikationswissenschaftlerin Karina Granja, kritisierten, dass es wenig konkrete Vorschläge von beiden Kandidat:innen gegeben habe.
Dem Politologen Daniel Crespo zufolge richteten sich Noboa und González an Ecuadorianer:innen, die sie bereits unterstützen würden, nicht an potentielle neue Wähler:innen.
Am Tag der Debatte wurde auch der offizielle Wahlkampf für die Stichwahl eröffnet, der bis drei Tage vor der Wahl dauern wird. Nach Umfragen von Anfang bis Mitte März liegt González mit sechs bis acht Prozentpunkten vorne. Laut der Zeitung El País sind die Meinungsforscher:innen für die zweite Wahlrunde jedoch zurückhaltend und viele wagen keine Prognose.