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Guatemala: Bluestone Resources will Gold- und Silbermine Cerro Blanco in Tagebau umwandeln

Die Vorgängerregierung hatte den Antrag des kanadischen Bergbauunternehmens bewilligt. Nun will die neue Regierung die Umweltlizenzen prüfen

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"Auf dass die Mine uns nicht das Leben raube": Proteste gegen Cerro Blanco
"Auf dass die Mine uns nicht das Leben raube": Proteste gegen Cerro Blanco

Asunción Mita/Jutiapa. Das Ministerium für Umwelt und natürliche Ressourcen (Marn) der amtierenden Regierung von Bernardo Arévalo hat eine Überprüfung der Umweltlizenz für das umstrittene Cerro Blanco-Projekt angekündigt.

Ende Januar hatte Bluestone Resources die Wiedereröffnung der Cerro Blanco Mine im Landkreis Asunción Mita verkündet. Diese liegt nur etwa 15 Kilometer entfernt von der Grenze zu El Salvador. Aufgrund der Umweltrisiken, die der Rohstoffabbau in dem transnationalen Geothermalgebiet birgt, ist das Projekt längst ein trinationales Anliegen zwischen Guatemala, El Salvador und Honduras.

Das Bergbauunternehmen beantragte 2021, die Mine in einen Tagebau zum Abbau von Erzen umzuwandeln und die Schürferlaubnis auf vier Millionen Tonnen jährlich zu erweitern. Die Vorgängerregierung von Alejandro Giamattei hatte am 9. Januar 2024, kurz vor Ende der Legislaturperiode, die von Bluestone vorgelegten Änderungen genehmigt.

Jüngsten Berichten zufolge hatte die US-Botschaft in Guatemala im Juni 2023 an das Marn appelliert, das Genehmigungsverfahren voranzubringen. In dem Schreiben betonte sie die Relevanz US-amerikanischer Kapitalinvestitionen für die ländliche Entwicklung Guatemalas. Der ehemalige Umweltminister Gerson Barrios bestätigte die Kommunikation mit der US-Botschaft und kommentierte diese als "ungewöhnlich" und "überraschend".

Das Unternehmen versprach Anfang 2022 durch seine Wirtschaftlichkeit von 160 Millionen US-Dollar jährlich, sowie 300 Millionen Dollar Steuern und Lizenzgebühren, das BIP des durch die Pandemie zusätzlich geschwächten zentralamerikanischen Landes zu erhöhen und Arbeitsplätze in der Region zu schaffen. Allerdings ist der Anteil des BIP durch Einnahmen aus dem Bergbau seit Jahren in Guatemala gering, 2022 lag er bei 0,6 Prozent.

Gefahren von erheblicher Umweltverschmutzung würden durch den Abbau über Tage verstärkt, beklagen Umweltverbände. Neben der Abholzung von 461 Hektar Wald und einem extremen Wasserverbrauch, würden außerdem giftige Elemente wie Arsen und Zyanid durch den Bergbau freigesetzt. Diese würden laut Umweltschützer:innen in den Bach El Tempisque gelangen, der in den Guija-See zwischen El Salvador und Guatemala mündet.

Der Guija-See speist den Lempa-Fluss, die wichtigste Süßwasserquelle El Salvadors, wodurch eine konkrete Gefahr für die Trinkwasserversorgung von etwa vier Millionen Salvadorianer:innen bestehe. Die Außenministerin von El Salvador, Alexandra Hill, wandte sich über die Plattform X im Januar an den Botschafter Guatemalas, Rubén Estuardo Nájera, und warb für die Förderung des bilateralen Dialogs und für die Einrichtung einer binationalen technischen Kommission.

2017 verkaufte Entre Mares, ein Tochterunternehmen der kanadischen Bergbaufirma Goldcorp Inc., seine Konzession an Bluestone Resources. Dieses Unternehmen ist wiederum eine Tochterfirma der kanadischen Lundin Group. Entre Mares hatte 2007 von der damaligen guatemaltekischen Regierung eine Bau- und Betriebslizenz für die Dauer von 25 Jahren für die Förderung unter Tage erhalten. Das Marn hatte die Schürfrechte nach einer vom Unternehmen vorgelegten Umweltverträglichkeitsprüfung genehmigt.

Auf Grundlage von guatemaltekischen und internationalen Expertenstudien kritisierten lokale Organisationen schon damals, dass mögliche Umweltschäden vom Ministerium nicht ausreichend überprüft wurden. Außerdem würde die vorgelegte Umweltverträglichkeitsprüfung keine hydrografischen (den Gewässeruntergrund betreffende) Informationen enthalten.

Entre Mares behauptete, der Abbau würde in einem unabhängigen Mikrobecken stattfinden. Umweltschützer:innen warnten jedoch, dass die Wasserquellen des Geothermalgebiets unterirdisch miteinander verbunden sind. 2012 verkündete das Ministerium für Energie und Bergbau, dass das Unternehmen Entre Mares den Abbau vorrübergehend "suspendiert" habe. Offiziell, um eine Wertsteigerung von Edelmetallen auf dem internationalen Markt abzuwarten. Berichten zufolge hatte es jedoch technische Mängel bei der Planung des Betriebs gegeben, die zu Ausfällen und Überschwemmungen in Erkundungsstollen geführt haben sollen.

Mit der neuen Regierung und der Ankündigung des Marn, die Umweltlizenz für Cerro Blanco zu prüfen, steht eine Suspendierung der Konzession im Raum. Diese wird von Teilen der lokalen Bevölkerung und Umweltverbänden seit 2007 gefordert.