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Staatlich-private Partnerschaft zur Lithiumausbeutung in Chile vereinbart

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Boric erläutert in den Ruinen von Huanchaca, wo im 19. Jahrhundert Silber verarbeitet wurde, den neuen Vertrag zur Lithiumgewinnung
Boric erläutert in den Ruinen von Huanchaca, wo im 19. Jahrhundert Silber verarbeitet wurde, den neuen Vertrag zur Lithiumgewinnung

Santiago. Der staatliche chilenische Kupferkonzern Codelco hat mit dem privaten chilenischen Lithiumproduzenten SQM die gemeinsame Ausbeutung riesiger Lithiumvorkommen in der Atacamawüste vereinbart.

Nach mehr als 260 Verhandlungstagen, an denen auch Vertreter indigener Gemeinden der Atacamawüste zugegen waren, haben die beiden Giganten der Mineralienindustrie einen Vertrag über Zusammenarbeit bei der Förderung und Vermarktung der Lithiumvorkommen für die nächsten 35 Jahre geschlossen. Die Reserven im Salar Atacama, um den es im Vertrag geht, werden auf etwa neun Millionen Tonnen geschätzt.

Die Regierung von Präsident Gabriel Boric hat bereits bei ihrem Amtsantritt ihr Augenmerk auf eine für das Land vorteilhafte Ausbeutung und Verarbeitung der Lithiumvorkommen gelenkt, wobei der Staat die Rahmenbedingungen unter Einbeziehung privater Finanzierung und Know-how festlegen soll.

Boric lobte nun das Projekt bei seiner Vorstellung als "beispiellosen Meilenstein in der Bergbauindustrie und konkreten Schritt in Richtung einer fairen und nachhaltigen Entwicklung."

Die staatliche Codelco (Corporación Nacional del Cobre) ist weltweit der größte Kupferproduzent. Im Oktober konnte das Unternehmen zudem die Übernahme der australischen "Lithium Power International" vereinbaren, um in den Besitz des Projektes "Blanco" in Chiles Salar de Maricunga zu kommen.

Der chilenische Chemiekonzern SQM (Sociedad Química y Minera) ist weltweit die Nummer zwei im Lithiumgeschäft.

Der jetzt geschlossene Vertrag sieht ab 2025 die schrittweise Bildung eines staatlich-privaten Gemeinschaftsunternehmens vor, bei dem der Staat 50 Prozent plus eine Aktie halten wird, während sich SQM bis 2060 die Abbaurechte sichern kann.

Da SQM noch bis 2030 gültige Verträge hat, wird sie vorerst noch die Aktienmehrheit halten und das operative Geschäft abwickeln. Das Direktorium wird jedoch paritätisch besetzt und von einem Dreiparteiengremium, an dem auch die Atacama-Gemeinden beteiligt sind, begleitet.

Bergbauministerin Aurora Williams äußerte dazu: "Wir wollen eine Lithiumexploration und -förderung, die zwei relevante Punkte aufweist: Es sind neue Technologien, so dass wir dies effektiv im ökologischen Gleichgewicht und unter voller Beteiligung der Gemeinden tun."

Im Bezug auf die Weiterverarbeitung brachte Boric von seiner kürzlichen Chinareise die Nachricht mit, dass die Firma Tsingshan in Mejillones 233 Millionen US-Dollar für den Bau einer Fabrikationsanlage für Lithiumbatterien investieren will.

Die nun von Codelco und SQM getroffene Vereinbarung hat vielfältige Reaktionen ausgelöst.

Der kommunistische Abgeordnete Felipe Ramírez gab etwa zu bedenken, dass der ehemalige Schwiegersohn von Diktator Augusto Pinochet, Luis Ponce Lerou, Eigentümer eines beträchtlichen Aktienpaketes ist und langjähriger Direktor von SQM war. Wegen illegaler Parteispenden wurde er vom Geschäft ausgeschlossen. Ramírez hoffe, dass dies auch in Zukunft so bleiben werde.

Die Fraktion der sozialdemokratischen Partei für Demokratie (PPD) möchte eine parlamentarische Anhörung einberufen, um mehr Information zum Zustandekommen der Vereinbarung und die künftige Entwicklung zu erhalten.

Aus dem rechten Lager kommen Stimmen der Ablehnung. Der Abgeordnete Guillermo Ramírez von der rechten Unabhängigen Demokratischen Union, UDI meinte, "das ist der falsche Weg".

Die zwei wichtigsten Unternehmerorganisationen, die Gesellschaft für industrielle Entwicklung, die Unternehmen und Verbände des Industriesektors zusammenbringt sowie der Bund für Produktion und Handel hatten mehr Spielraum für private Investitionen erwartet und kritisieren, der Privatsektor werde "in den Hintergrund gedrängt".