Wasserkrise in Uruguay: UNO kritisiert Regierung wegen falscher Prioritäten

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Die Menschen sind gezwungen, abgefülltes Trinkwasser zu kaufen. Proteste gegen die Privatisierung des Wassers nehmen zu
Die Menschen sind gezwungen, abgefülltes Trinkwasser zu kaufen. Proteste gegen die Privatisierung des Wassers nehmen zu

Montevideo/Genf. Experten der Vereinten Nationen (UN), darunter der Sonderberichterstatter für das Menschenrecht auf Wasser und Sanitärversorgung, Pedro Arrojo-Agudo, und die Vorsitzende der Arbeitsgruppe für Wirtschaft und Menschenrechte, Damilola Olawuyi, haben die Behörden in Uruguay aufgefordert, "der Nutzung von Süßwasser für den menschlichen Verbrauch Vorrang einzuräumen".

Das südamerikanische Land leidet seit Monaten unter einem schwerwiegenden Rückgang seiner Wasserreserven.

Mittlerweile gelten 60 Prozent der Bevölkerung als betroffen von der zunehmenden Versalzung des Wassers, die "besonders gefährdete Gruppen wie Kinder und Jugendliche, schwangere Frauen und Menschen mit chronischen Krankheiten" beeinträchtigt. Die UN-Experten äußerten sich besorgt über diejenigen, die sich den Kauf von Trinkwasser in Flaschen nicht leisten können, und über "Menschen mit Behinderungen oder eingeschränkter Mobilität, die kein Wasser tragen können".

Der hohe Salzgehalt im Leitungswasser der Haushalte geht darauf zurück, dass der staatliche Versorger Obras Sanitarias del Estado (OSE) das Wasser der eigentlichen Reserve bereits mit dem des Río de la Plata mischt, um die Trinkwasserversorgung aufrechtzuerhalten. Verschiedene zulässige Höchstwerte von Schadstoffen werden in dem Mischwasser bereits überschritten.

Die UN-Experten anerkennen im allgemeinen die Maßnahmen der Regierung, die Versorgung der Bevölkerung sicherzustellen. Sie legen jedoch einen Fokus auf die Übernutzung des Wassers insbesondere durch einige Industriezweige im Land. Die Regierung empfehle zwar den privaten Haushalten, den Wasserverbrauch zu senken, dies würde sich jedoch nicht an die Großverbraucher richten, einschließlich der Industrie, die Wasser für die Produktion benötigt.

Das Programm zur Unterstützung einkommensschwacher Gruppen beim Kauf von Wasser in Flaschen sehen die UN-Experten nicht nur positiv. Dieser Weg berge "die Gefahr einer De-facto-Privatisierung von Wasser für den menschlichen Gebrauch und zwingt die Bevölkerung, Wasser zu kaufen", so die Experten. Sie begrüßen die Senkung verschiedener Steuern und Gebühren bei Flaschenwasser, die Maßnahmen müssten "jedoch vertieft werden, um sicherzustellen, dass alle Menschen Zugang zu dem lebensnotwendigen Wasser haben".

Indes antwortete das Außenministerium den UN-Experten in einem Text, dem es die Überschrift "Angesichts der Ungenauigkeiten in der Erklärung des UN-Sonderberichterstatters" gab. Das Ministerium sehe die bisherigen Natriumwerte "nicht als alarmierend“ an. Die zur Sicherstellung der Versorgung genehmigte Erhöhung würde "von den Gesundheitsbehörden und wissenschaftlichen Einrichtungen bewertet". Das Wasser des staatlichen Versorgers sei "weiterhin trinkbar … für die große Mehrheit der Bevölkerung, mit Ausnahme einiger spezieller Gruppen, die anfälliger für übermäßigen Salzkonsum sind".

Der Text erinnerte daran, dass die von den Maßnahmen des Staates Begünstigten eine finanzielle Unterstützung für den Kauf von 60 Litern Wasser in Flaschen pro Monat bekämen. Nach Angaben des Ministeriums erhält jeder dritte Einwohner des Stadtgebiets diese Unterstützung. Die Regierung habe "nie empfohlen, den menschlichen Wasserverbrauch zu reduzieren, sondern ihn bei nicht lebensnotwendigen Aktivitäten zu verringern, um eine bessere Wasserqualität für einen längeren Zeitraum zu gewährleisten".

Zur Kritik an falschen Prioritäten und an einer Übernutzung von Wasser durch die Industrie äußerte sich das Außenministerium nicht. Insbesondere die Produktionszweige in Uruguay für den Export wie Zellulose, Rindfleisch und Reis sind außerordentlich wasserintensiv.