Uruguay / Umwelt

Wasserkrise in Uruguay: "Erschreckendes Maß an Improvisation" der Regierung

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Trinkwasser in Flaschen machen in Uruguay hohe Kosten
Trinkwasser in Flaschen machen in Uruguay hohe Kosten

Montevideo. Der Wassernotstand in Uruguay hält unvermindert an. Die Reserven gehen zur Neige und die Regierung schätzt, dass es noch sieben bis zehn Tage trinkbares Wasser gibt.

Die normale Kapazität des Staudamms, der Montevideo und den Großraum mit Wasser versorgt, beträgt 67.000.000 Kubikmeter. Am 1. Juli enthielt er nur noch 1,87 Prozent dieses Volumens.

Der staatliche Versorger Obras Sanitarias del Estado (OSE) mischt bereits das Wasser des Flusses Santa Rica mit dem des Río de la Plata, um die Trinkwasserversorgung aufrechtzuerhalten. Der Anstieg von Chlorid und Natrium in dem Mischwasser hat die zulässigen Höchstwerte damit bereits überschritten.

Nach einer schlicht administrativen Anpassung der zulässigen Höchstwerte für Natrium, Chloride und Trihalomethane durch das Gesundheitsministerium, bezeichnen einige die Krise bereits als Umwelt-, Wasser- und Gesundheitskrise. In der Verfassung Uruguays ist der Zugang zu Trinkwasser, das als "lebenswichtige Ressource" definiert wird, als Grundrecht verankert.

Dem Mangel insbesonders an Trinkwasser soll mit Tankwagen, die die Stadtviertel beliefern, sowie mit einem erhöhten Angebot von Trinkwasser in Flaschen begegnet werden. Bei letzterem werden verschiedene Modelle diskutiert, wie die Kosten für die Verbraucher reduziert werden sollen.

Kritikern zufolge hat Präsident Luis Lacalle Pou viel zu spät den Notstand in diesem Bereich ausgerufen, der kürzere Verfahren für notwendige Maßnahmen erlaubt. Inzwischen wird fieberhaft an einem provisorischen Reservoir gebaut, das das Wasser des Río San José aufstaut und nach San Severino leitet.

Luis Aubriot, Mitglied des Instituts für Ökologie und Umweltwissenschaften der Fakultät für Naturwissenschaften der Universität der Republik, erklärte gegenüber der Tageszeitung La Diaria: "Bei den Arbeiten handelt es sich um Dringlichkeitsentscheidungen mit einem Maß an Improvisation, das angesichts der Bedeutung des Wassers erschreckend ist. Das Einzugsgebiet des St.-Lucia-Flusses ist von strategischer Bedeutung, und es mangelt an einer langfristigen Planung. Für andere Bereiche wie Landwirtschaft oder Energie gibt es eine detailliertere Planung, aber das Wasser scheint nicht so wichtig zu sein."

Marcel Achkar, Geograph und Forscher am selben Institut, äußerte sich ähnlich. Er sprach die Landnutzung und das in Uruguay gewählte Entwicklungsmodell hinsichtlich des Auftretens der Dürre an. In der Politik gebe es nicht viele, die bereit sind, das Entwicklungsmodell in Frage zu stellen.

Beide Wissenschaftler gehörten zu einer Gruppe, die im November letzten Jahres ein Manifest verfasste und davor warnte, dass "die Trinkwasserversorgung im Süden des Landes, insbesondere in den Ballungsgebieten, zunehmend gefährdet ist". Das Manifest machte bereits Vorschläge zur Verbesserung der Situation, die von der Regierung bisher jedoch nicht beachtet wurden.