Argentinien und China weiten Währungstausch aus

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Fernández erreichte beim Seidenstraßen-Forum in China Stärkung von Argentiniens Währung
Fernández erreichte beim Seidenstraßen-Forum in China Stärkung von Argentiniens Währung

Buenos Aires. Wenige Tage vor den Gouverneur- und Präsidentschaftswahlen hat die argentinische Regierung bestätigt, den Währungsswap mit China um 6,5 Milliarden US-Dollar (rund 47 Milliarden Yuan) auszuweiten. Der Swap (engl. für Tausch) ist ein Währungstauschsystem auf Darlehensbasis zwischen den Zentralbanken beider Länder, das 2009 in Höhe von 9,9 Milliarden US-Dollar (rund 70 Milliarden Yuan) abgeschlossen wurde. Das neue Darlehen für Argentinien wurde bei der Teilnahme von Staatspräsident Alberto Fernandez am Belt and Road-Forum in Peking Anfang dieser Woche ausgehandelt. Der Zinssatz soll weniger als die Hälfte dessen betragen, was der Internationale Währungsfonds (IWF) verlangt.

Im Hinblick auf die Wahlen hat diese finanzpolitische Operation eine mehrfache Bedeutung. Zum einen kann der Wirtschaftsminister und peronistische Präsidentschaftskandidat Sergio Massa damit Stärke zeigen. Mit der Yuan-Spritze gelang es ihm, den Wertverfall des argentinischen Peso gegenüber der US-Währung zwischenzeitlich zu bremsen. Die chronische Peso-Entwertung hatte sich jüngst beschleunigt, nachdem der ultrarechte Präsidentschaftskandidat Javier Milei (Partei La libertad avanza) in einer Fernsehdebatte geraten hatte, individuelle Sparguthaben in US-Dollar statt in Pesos zu führen. Auch für den nach Umfragen wahrscheinlichen Fall, dass Massa und Milei eine Stichwahl bestreiten werden, ist der argentinische Peso nun an den Börsen gestärkt worden.

Zum anderen und strukturell werden mit der Yuan-Spritze die Reserven der argentinischen Zentralbank gestärkt. Diese kann damit ausstehende Importe bezahlen, Rückzahlungen an den IWF vorziehen und an den Devisenmärkten operieren. Für Massa, der seit Jahren mit dem IWF über die Rückzahlungsbedingungen verhandelt, hat die Maßnahme Argentiniens Position gegenüber dem IWF verbessert.

Nach Meinung von Analysten und Börsenexperten kann die argentinische Regierung die Yuan langfristig aber nur gut nutzen, wenn sie eine partielle Umwandlung in US-Dollar erreicht. Konsens besteht darin, dass die Swap-Ausweitung mehrere Vorteile mit sich bringt. Für Argentinien ist es möglich, chinesische Importe direkt zu finanzieren oder die Yuan zusammen mit den Exporterlösen (China ist der zweitgrößte Käufer argentinischer Exporte) für die nun vorgezogenen Rückzahlungen den IWF zu benutzen.

Während Fernández und Massa die Finanz- und Wirtschaftsbeziehungen Argentiniens mit China und anderen Ländern des globalen Südens stärken, setzt der in den Wahlumfragen führende Milei auf Isolationismus. Er ist für einen "minimalen Staat" und will sich weigern, mit "Sozialisten" – wie Staatspräsident Lula da Silva aus Brasilien, dem größten Handelspartner Argentiniens – Geschäfte zu machen.

Nach Milei sollen allein die Unternehmen über ihre Handelsbeziehungen entscheiden. Er kündigte an, als Präsident keine Beziehungen zu den Ländern fördern, die "Freiheit" nicht respektierten. Zugleich versprach er, die von chinesischen Unternehmen in Argentinien bereits unterzeichneten Vereinbarungen zu respektieren. Konkret handelt es sich um Verträge zum Bau von Staudämmen in Patagonien und eines Kernkraftwerks nördlich von Buenos Aires.

Wirtschaftspolitischer Nutznießer von Mileis Ideen wären die USA. Denn er verurteilt auch das Handelsbündnis Mercosur, das 1991 von Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay gegründet wurde und seit Jahren etwa versucht, ein Freihandelsabkommen mit der Europäischen Union abzuschließen. Mercosur sei "eine Zollunion von schlechter Qualität, die jedem einzelnen Mitglied schadet", vertritt Milei.