Regierung von Kolumbien investiert Milliarden in Landkauf für Bauernfamilien

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Die Regierung von Kolumbien will Kleinbauernfamilien durch Kauf von Land und Abnahme ihrer Produkte massiv fördern
Die Regierung von Kolumbien will Kleinbauernfamilien durch Kauf von Land und Abnahme ihrer Produkte massiv fördern

Bogotá. Die kolumbianische Regierung will zwischen 2022 und 2026 insgesamt 1,5 Millionen Hektar Agrarland zur Verteilung an Kleinbäuer:innen kaufen und dafür 4,5 Milliarden US-Dollar investieren. Von diesem Projekt sollen ungefähr 150.000 Familien mit zehn Hektar pro Familie profitieren können, wie Gerardo Vega, Direktor der Nationalen Landagentur (Agencia Nacional de Tierras, ANT), gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters erklärte.

Die Übergabe von Land an arme oder enteignete Bäuer:innen als Teil der Agrarreform soll dazu beitragen, die Armut und die Ungleichheit im Land mit seinen insgesamt 50 Millionen Einwohner:innen zu reduzieren.

Die extrem hohe Konzentration von Land in wenigen Händen gehört zu den größten Problemen in Kolumbien. Nur 0,4 Prozent der Bevölkerung besitzen 67 Prozent des produktiven Landes.

Der Gini-Koeffizient bezüglich Konzentration von Land beträgt in Kolumbien 0,89 und ist damit einer der höchsten Werte weltweit. In Lateinamerika beträgt dieser Koeffizient im Durchschnitt 0,79, in Europa 0,57, Afrika 0,56 und in Asien 0,55. Je näher dieser Wert bei 1,0 ist, desto größer ist die Konzentration von Land.

Ursprünglich war geplant, drei Millionen Hektar Land zu kaufen. Im Lauf der Zeit wurde dieses Ziel jedoch auf die heutigen 1,5 Millionen Hektar reduziert. Es ist vorgesehen, die Ländereien in verschiedenen Gebieten des Landes zu erwerben. Damit sollen Anreize geschafft werden, Reis, Mais und Früchte zu produzieren.

Neben dem aufgekauften Land sollen auch Grundstücke, die Drogenhändlern gehörten und konfisziert wurden, der Bauernschaft zur Verfügung gestellt werden. Zudem sollen Landtitel an Bäuer:innen vergeben werden, die das Land – ohne es legal zu besitzen – bereits bewirtschaften. Am Ende der Regierungszeit sollen es insgesamt sieben Millionen Hektar werden, die von Kleinbauernfamilien produktiv genutzt werden.

"Land ist Synonym von Frieden, Fortschritt, Entwicklung, Wachstum und Wohlergehen der Gesellschaft", sagte Vega.

Die Landreform solle in einer friedlichen Weise durchgeführt werden, indem mit öffentlichen Geldern und entsprechendem Budget Land gekauft wird. Dies bedeute eine Anstrengung der ganzen Gesellschaft, sagte der Präsident Gustavo Petro anlässlich einer Übergabe von Landtiteln an demobilisierte Farc-Kämpfer:innen, Indigenas und  Bäuer:innen in San Juan de Arama im Departamento Meta. Frieden bedeute den Aufbau von Demokratie in der Politik und der Wirtschaft. Demokratie in der Wirtschaft im ländlichen Raum heiße auch Agrarreform, so Petro.

Die Regierung will die Nahrungsmittelproduktion nicht nur durch die Vergabe von Land an Bauernfamilien steigern. Kleinere Produzent:innen sollen durch Kauf von Agrarprodukten durch die öffentliche Hand unterstützt werden. Entsprechend arbeiten Regierung und soziale Organisationen bei der Umsetzung des Gesetzes "Compras Públicas de Alimentos" zusammen.

Laut der Norm müssen mindestens 30 Prozent der Mittel für den staatlichen Kauf von Nahrungsmitteln für Bäuer:innen der jeweiligen Region eingesetzt werden. Dies soll neue Impulse für die Lokalwirtschaft setzen und dazu beitragen, die Lebensbedingungen der Bäuer:innen und deren Familie zu verbessern. Damit soll auch ein Beitrag für die Erhaltung der landwirtschaftlichen Traditionen und zur Sicherung der Biodiversität geleistet werden.