Jamaika / Politik

Gegen britische Monarchie: Regierung von Jamaika plant Referendum für Unabhängigkeit

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Jamaikas Ministerin für Rechts- und Verfassungsfragen, Marlene Malahoo Forte
Jamaikas Ministerin für Rechts- und Verfassungsfragen, Marlene Malahoo Forte

Kingston. Die Regierung von Jamaika will eine neue Verfassung ausarbeiten und 2024 ein Referendum über die Selbstbestimmung abhalten. Dies kündigte die Ministerin für Rechts- und Verfassungsfragen, Marlene Malahoo Forte, an. Ihre Regierung wolle die vollständige Unabhängigkeit von der britischen Monarchie erlangen und ein eigenes Staatsoberhaupt haben.

"Die Zeit ist reif. Jamaika gehört in Jamaikas Hand", sagte Forte am Freitag vor internationalen Medien. "Meine Regierung sagt, dass wir es jetzt tun müssen", fügte sie hinzu.

Großbritannien habe nun die Krönung von König Charles III. gefeiert, dies betreffe aber nur das Vereinigte Königreich. Obwohl die meisten Jamaikaner Anhänger einer Republik seien, "mochten viele Königin Elisabeth II. sehr gern und identifizierten sich mit ihr", erklärte Forte. "Aber sie identifizieren sich nicht mit König Charles. Er ist uns sehr fremd. Schlicht und einfach." Für die Jamaikaner "ist es an der Zeit, sich von der britischen Krone zu verabschieden".

Bei der Schaffung einer Republik gehe es darum, "dass wir uns von einer Regierungsform verabschieden, die mit einer schmerzhaften Vergangenheit des Kolonialismus und des transatlantischen Sklavenhandels verbunden ist". London habe sich dafür nie entschuldigt oder Wiedergutmachung geleistet, so die Ministerin.

Laut der Nationalbibliothek von Jamaika verschleppte Großbritannien 600.000 Menschen aus Afrika gewaltsam in diesen Karibikstaat und war einer der größten Sklavenhändler im 18. Jahrhundert.

Die Karibikinsel, seit 1655 eine britische Kolonie, erlangte 1962 die Unabhängigkeit. Die damalige politische Führung entschied, Teil des Commonwealth zu werden, dem Großbritannien und fast alle seine ehemaligen Kolonien angehören, mit Elisabeth II. als Staatsoberhaupt.

Mitte April dieses Jahres hatte sich der Ausschuss für die Verfassungsreform auf die Umwandlung des Landes in einen republikanischen Staat und die Abtrennung von der britischen Monarchie geeinigt, sofern dies in einem Referendum beschlossen wird. "Sobald wir die konstitutionelle Monarchie aus der Zusammensetzung unserer Regierungsform gestrichen haben, wird sie durch die Republik Jamaika ersetzt werden", sagte Forte.

Laut Medienberichten planen auch die Bahamas, Antigua und Barbuda, Belice, Grenada, St. Kitts und Nevis sowie St. Vincent und die Grenadinen entsprechende Volksabstimmungen. Im November 2021 hatte bereits Barbados die Königin des Vereinigten Königreichs als Staatsoberhaupt abgesetzt und wurde damit zur jüngsten Republik der Region.

Vor der Krönungszeremonie am Samstag hatten Vertreter indigener Gruppen aus Australien, mehreren karibischen Staaten, Kanada, Neuseeland und Papua-Neuguinea den Thronfolger in einem Schreiben aufgefordert, "die schrecklichen Auswirkungen und das Erbe des Völkermords und der Kolonisierung an den indigenen und versklavten Völkern" anzuerkennen. Sie verlangen zudem eine förmliche Entschuldigung und die Einleitung eines Prozesses der "wiedergutmachenden Gerechtigkeit".