Peru / Politik

Zwei Monate vor Präsidentschaftswahlen in Peru immer noch kein klarer Favorit

Ex-Torwart von Borussia Dortmund II liegt in den Umfragen mit lediglich elf Prozent an erster Stelle. Politische Krise hinterlässt Machtvakuum

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Symptom der politischen Krise: Kein Kandidat schafft es bislang, die Wähler für sich zu gewinnen
Symptom der politischen Krise: Kein Kandidat schafft es bislang, die Wähler für sich zu gewinnen

Lima. Am 11. April finden in Peru Präsidentschaftswahlen statt und noch immer ist kaum absehbar, wer das nächste Staatsoberhaupt sein wird. Das geht aus einer aktuellen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Ipsos hervor, die am Wochenende veröffentlicht worden ist.

Spitzenreiter in der Befragung ist Ex-Profifußballer George Forsyth. Der 38-Jährige, der in seiner Karriere unter anderem für die Borussia Dortmund Amateurmannschaft im Tor stand, machte sich als Stadtteilbürgermeister von La Victoria, Lima, einen Namen. In seiner Amtszeit griff er hart gegen informelle Straßenhändler durch und vertrat eine strikte Law-and-Order-Politik. Zuletzt sank der von den Peruanern "Forzay" genannte Diplomatensohn in den Umfragen von 17 auf elf Prozentpunkte ab, bleibt damit aber immer noch aussichtsreichster Kandidat.

Gefolgt wird er von Yonhy Lescano von der zentristischen Traditionspartei Acción Popular (Volksaktion, AP) mit zehn Prozent. Die AP verfügt derzeit über die größte Fraktion im Parlament und war im November maßgeblich für das Amtsenthebungsverfahren gegen Ex-Präsident Martín Vizcarra verantwortlich. Daraufhin war es auch die AP, die den unrühmlichen Interimspräsidenten Manuel Merino stellte, der nach nur einer Woche voller Massendemonstrationen und massiver Polizeirepressionen zurücktrat. Seitdem versuchte sich die Partei von ihm zu distanzieren, ist inhaltlich aber laut Beobachtern nach rechts gedriftet.

Auf Platz drei liegen mit jeweils acht Prozent Kopf an Kopf die beiden Kandidatinnen Veronika Mendoza und Keiko Fujimori. Mendoza gilt als einzige aussichtsreiche Linkskandidatin. Sie geht für das Wahlbündnis Juntos por el Perú (Gemeinsam für Peru) ins Rennen, während Ex-Präsidententochter Fujimori zum dritten Mal für die rechtspopulistische Fuerza Popular (Volkskraft) antritt. Beide konnten 2016 noch größere Erfolge erzielen: Mendoza verpasste knapp den Einzug in die Stichwahl, in der Fujimori mit nur wenigen Tausend Stimmen dem späteren Präsidenten Pedro Pablo Kuczynski unterlag.

Weitere Kandidaten, denen eine Chance eingeräumt wird, sind Daniel Urresti (sieben Prozent), Hernando de Soto und Julio Guzmán (beide vier Prozent).

Der ehemalige Brigadegeneral Urresti tritt mit einem stramm rechten Programm auf, begann seine politische Karriere aber als Linksnationalist an der Seite des Ex-Präsidenten Ollanta Humala. Ihm wird vorgeworfen, 1988 für das Verschwinden des Journalisten Hugo Bustíos verantwortlich gewesen zu sein. Bislang erfolgte gegen Urresti kein Urteil, doch das andauernde Gerichtsverfahren strotzt vor Unregelmäßigkeiten: Unter anderem berichteten Zeugen davon, im Vorfeld der Verhandlung bestochen oder bedroht worden zu sein.

Hernando de Soto ist Entwicklungsökonom, der mit seinen Theorien über die Bedeutung des Privateigentums weit über die Grenzen Perus hinaus bekannt ist. In den 1990er-Jahren beriet er Ex-Präsident Alberto Fujimori bei der Umsetzung seiner neoliberalen "Schocktherapie" und war auch als Berater in verschiedenen Ländern des Globalen Südens tätig.

Julio Gúzmans Beliebtheit steht und fällt mit der Performance seines Parteikollegen und aktuellen Interimspräsidenten Francisco Sagasti. Beide gehören der Partido Morado (Lila Partei) an, die gesellschafts-, aber auch wirtschaftspolitisch als liberal gilt.

Im Falle einer Stichwahl, die höchstwahrscheinlich erforderlich sein wird, da keiner der Kandidaten auch nur annähernd auf eine absolute Mehrheit kommt, sagen die Demoskopen vor allem Forsyth und Mendoza gute Chancen in den verschiedenen möglichen Szenarien voraus.

Ganze 15 Prozent der Wahlberechtigten gaben in der Umfrage an, bei der Wahl ungültig abzustimmen. Denn Nichtwählen ist in Peru, wo eine Wahlpflicht herrscht, keine einfache Option und wird mit Geldstrafe geahndet.