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Kuba testet eigenen Impfstoff gegen Covid-19 und verstärkt Kooperation mit China

Testphase von "Soberano 01" beginnt. Luftbrücke nach Shanghai soll Versorgung mit wichtigen medizinischen Rohstoffen sichern

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"Soberana" (Souverän) ist der Name des in Kuba entwickelten Imfpstoffes gegen Covid-1ß, der jetzt klinisch getestet wird
"Soberana" (Souverän) ist der Name des in Kuba entwickelten Imfpstoffes gegen Covid-1ß, der jetzt klinisch getestet wird

Havanna. In Kuba beginnt am Montag die klinische Studie eines eigenen Covid-19-Impfstoffs. Bei einer Zusammenkunft von Präsident Miguel Díaz-Canel mit Wissenschaftlern und Experten im Palast der Revolution wurden die Testphasen offiziell vorgestellt.

Der Generaldirektor des auf Impfstoffe spezialisierten Institutes Finlay, Dr. Vicente Vérez Bencomo, gab bekannt, dass der kubanische Impfstoffkandidat "Soberana 01" von der staatlichen Kontrollbehörde für Arzneimittel, medizinische Ausrüstung und Geräte (CECMED) die Zulassung für klinische Studien erhalten hat.

Am 24. August wird das Serum 20 Personen im Alter zwischen 19 und 59 Jahren verabreicht. Eine Woche später wird er an der gleichen Anzahl Personen im Alter zwischen 60 und 80 Jahren getestet. Ab dem 11. September ist dann die zweite Testphase geplant, an der 676 Freiwillige teilnehmen werden. Die Ergebnisse der Studie liegen voraussichtlich im Januar 2021 vor.

In der Fernsehsendung "Mesa Redonda“" erklärte Vérez Bencomo: "Weltweit befinden sich über 200 Impfstoffkandidaten in der Entwicklung. Nur 30, darunter auch unserer, sind für klinische Studien zugelassen worden." Die Länder, in denen heute die meisten Seren entwickelt werden, seien China, die USA, Großbritannien, Russland und Deutschland. "Dies sind entwickelte Länder, die mit multinationalen Unternehmen verbunden sind". Kubas "Soberana 01" sei der erste Impfstoff aus Lateinamerika "und der erste aus einem Land, das zwar arm an wirtschaftlichen Ressourcen, aber groß im Geiste ist", so Vérez Bencomo.

Bezüglich der Bewertungsphase wies Dagmar García Rivera, Forschungsdirektorin am Finlay Institut, darauf hin, dass nicht nur die CECMED, sondern auch die Weltgesundheitsorganisation der Vereinten Nationen die klinische Studie des kubanischen Impfstoffs dokumentiere.

Unterdessen berichtete das Nachrichtenportal Cubadebate, dass Kuba eine Luftbrücke in die chinesische Stadt Shanghai eingerichtet hat, über welche die Versorgung mit wichtigen medizinischen Rohstoffen sichergestellt werden soll. Inzwischen sind die ersten sechs Charterflüge der staatlichen Fluggesellschaft Cubana aus der Volksrepublik zurückgekehrt.

Durch die mehrfache Verschärfung der US-Wirtschaftsblockade hat das Land in letzter Zeit mit zunehmenden Problemen bei der Versorgung mit Rohstoffen zur Medikamentenherstellung und weiteren medizinischen Gütern zu kämpfen, die im Kontext der Corona-Pandemie dringend benötigt werden. Bis Juni hatte sich die Zahl der knappen Medikamente auf der Insel auf 116 erhöht, was rund 19 Prozent aller zugelassenen Mittel entspricht. Vor allem die instabilen Lieferketten aus Drittländern bereiten dem Gesundheitssystem Probleme.

Hinzu kommt, dass Washington seit Beginn der Pandemie den Druck auf die Handelspartner der Insel verstärkt hat, wovon auch humanitäre Lieferungen betroffen sind.

Die französische Fluggesellschaft Air France beteiligt sich trotz der Drohungen aus den USA mit wöchentlichen Transportflügen an der Sicherstellung dringender Importe für Kuba. Bisher wurden bis Mitte August auf diesem Weg mehr als 130 Tonnen an Gütern eingeführt. Auch wurden 385 Tonnen per Luftfracht exportiert. Durch den Rückgang der weltweiten Flugpassagierzahlen seit Anfang Mai habe sich die Kooperation für den kubanischen Frachtverkehr ergeben, wie Vertreter der Firma gegenüber der Parteizeitung Granma erklärten.

Nachdem Kuba Ende Juli erstmals null Neuinfektionen mit dem neuartigen Coronavirus gemeldet hat sind die Fallzahlen seit August wieder angestiegen, weshalb in Havanna am 8. August ein erneuter Lockdown angeordnet wurde.

Derzeit gibt es auf Kuba 520 Covid-19-Kranke. Insgesamt wurden 3.617 Personen positiv auf SARS-CoV-2 getestet, 88 starben mit oder an dem Virus.