Proteste gegen Fracking im Norden von Kolumbien

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"Ich habe nicht vor, die Welt zu ändern, aber in dem Stückchen, in dem ich lebe, möchte ich einen Unterschied machen – Nein zum Fracking": Protestbanner in San Martín
"Ich habe nicht vor, die Welt zu ändern, aber in dem Stückchen, in dem ich lebe, möchte ich einen Unterschied machen – Nein zum Fracking": Protestbanner in San Martín

San Martín en Cesar, Kolumbien. Mehr als tausend Menschen haben vergangene Woche gegen die Lieferung der Fracking-Maschinen und den bevorstehenden Beginn der Erdölförderung im Landkreis San Martín en Cesar im Norden von Kolumbien protestiert. Dabei kam es zu mehreren Verletzten. Ungeachtet dessen trafen die Maschinen des US-Konzerns ConocoPhillips in der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag ein.

Die Demonstranten versammelten sich friedlich, um die Zufahrt zum Ort Cuatro Bocas zu blockieren und so die Anlieferung der Fördermaschinen zu verhindern. Die Polizei und die kolumbianische Aufstandsbekämpfungseinheit (Esmad) gingen unter anderem mit Tränengas gegen die unbewaffneten Protestierenden und machten somit die Zufahrtswege für die Anlieferung der Maschinen frei. 

Berichten zufolge wurden währenddessen mehr als zehn Personen verletzt und rund 15 Demonstranten festgenommen, die die Zufahrt nach Cuatro Bocas versperrten. Augenzeugen sprechen von Menschenrechtsverletzungen beim Vorgehen der Polizei und der Esmad. So schilderte Romario Torres, Anführer der Gemeinschaft von San Martín und Mitglied der Umweltorganisation Cordatec, gewaltsames Vorgehen gegen unbewaffnete Menschen in Cuatro Bocas, unter denen sich auch Kinder, schwangere Frauen und ältere Menschen befunden haben sollen. 

Ähnliches bestätigte Julia Figueroa, Anwältin für Menschenrechte bei Ccalcp. Bereits im Vorfeld des Protests gab es demnach Versuche der Polizei, die Bevölkerung mit Belästigung, Bildern und Aufnahmen einzuschüchtern. Sie berichtete weiterhin, dass nach dem Protest sowohl verhafteten Jugendlichen als auch deren Eltern mit Sanktionen gedroht wurde. Zudem seien bewaffnete Unbekannte auf Motorrädern ohne Plakette nach den Protesten durch die Straßen gefahren, um die Bevölkerung weiter einzuschüchtern und so von weiteren Protesthandlungen abzuhalten. In einer allgemeinen Stellungnahme der Kanzlei Cclap hieß es unter anderem, dass das Maß der zu beobachtenden und angewandten Gewalt im Kontext der Fracking-Proteste in keinem Verhältnis stand.

Nun befürchten die Menschen in Nordkolumbien, dass durch die Bohrungen die Erde erschüttert und das Wasser in dem Gebiet verunreinigt werde. Gesprächsversuche mit dem Ministerium für Inneres, dem Umweltministerium oder dem Ministerium für Bergbau scheiterten an mangelndem Interesse der Ressortleitungen, so Carlos Andrés Santiago, ein Mitglied des Cordatec. Aber auch auf lokalpolitischer Ebene fanden die Bewohnerinnen und Bewohner keine Unterstützung.

Bereits seit März gibt es Proteste der Bevölkerung gegen Fracking-Vorhaben in San Martín en Cesar und anderen Regionen Nordkolumbiens. Diese führten zur zeitweiligen Einstellung der Arbeiten am Erdölvorkommen Picoplata 1. Im September hatte die Bevölkerung für Proteste im Oktober mobilisiert, um die Anlieferung der notwendigen Maschinen für das Fracking zu stoppen. Um das zu verhindern veranlasste der Bürgermeisters von San Martin, Saúl Eduardo Celis Carvajal, bereits am 14. Oktober mit der Resolution 674, die Zufahrt sowohl durch Polizei als auch die Esmad absichern zu lassen und ebenfalls den Beginn der Arbeiten zu gewährleisten. Allerdings sorgte die Esmad bereits in den vergangenen Monaten für scharfe Kritik an ihrer repressiven Vorgehensweise gegen die Bevölkerung und willkürlichen Verhaftungen.

Ungeachtet der Repressionen wird die Bevölkerung sich weiter gegen Fracking wehren und die Proteste fortsetzen. So erklärte Romario Torres, dass der Bürgermeister mit seinem Vorgehen nur noch mehr Unruhe und Unmut in der Bevölkerung gestiftet habe. Gleichzeitig forderte er die Menschen auch über San Martin hinaus auf, sich gegen Frackig zu positionieren und die Nebenwirkungen zu diskutieren. Nur so könne es zu einer Debatte über das Vorgehen der Regierung kommen, die sich erneut über den Willen und die Zustimmung der lokalen Bevölkerung hinweggesetzt habe.

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