Proteste gegen Fracking in Kolumbien angekündigt

Verträge für sieben Erdölfelder vergeben. Gemeinden im Nordkolumbien wollen Fracking verhindern. Staat würde vorerst keine Gewinne erzielen

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Protestplakat aus Kolumbien: "San Martin im Cesar ist Territorium des Friedens. Kein Fracking mehr"
Protestplakat aus Kolumbien: "San Martin im Cesar ist Territorium des Friedens. Kein Fracking mehr"

Bogotá. Mehrere Gemeinden im Norden von Kolumbien haben zur Mobilisierung gegen das Fracking-Verfahren aufgerufen, das der US-Konzern Conocophillips und die kanadische Firma CNE Oil & Gas in drei Landkreisen des Departamentos Cesar und einem des Departamento Santander anwenden wollen. Die Bevölkerung des Gebiets protestiert seit März gegen das Vorhaben. Damals hatten sie von einem Vertrag zur unkonventionellen Gewinnung von Erdöl zwischen der Nationalen Ölbehörde (ANH) und den beiden Unternehmen in der Region erfahren. Der Vertrag war im Dezember 2015 ohne das Wissen der Bewohner abgeschlossen worden. Nun müssen die Firmen noch eine Lizenz von der Umweltbehörde (Anla) beantragen.

Nachdem die nordamerikanischen Unternehmen Prospektionsarbeiten infolge der Proteste vom März und April eingestellt hatten, haben sie letzte Woche versucht, ihre Aktivitäten im Erdölvorkommen "Picoplata 1" mit Unterstützung der Polizei und des Militärs wiederaufzunehmen. Die Fortsetzung der Arbeiten haben die betroffenen Gemeinden allerdings durch Blockaden vorerst verhindert.

Dass das hydraulische Aufbrechen von Gesteinsschichten in Cesar und Santander von Nachteil ist, liegt laut dem Sprecher der Umweltorganisation Cortadec, Carlos Andrés Santiago, nicht nur an der Erdbebengefahr und der Vergiftung des Grundwassers. Problematisch sei auch, dass der kolumbianische Staat auf einen kleinen Anteil von zwei Prozent der Produktion nur Anspruch hätte, wenn mehr als fünf Millionen Barrel Erdöl gefördert würden und der Erdölpreis über als 81 US-Dollar liege. Ebenso sollen die zwei Firmen 40 Prozent weniger Regionalsteuer zahlen, so laute der abgeschlossene Vertrag, enthüllte Santiago.

In San Martín, einem der betroffenen Landkreise, veranstalten Conocophillips und CNE Oil & Gas Feiern, um die Anwohner so umzustimmen. Dabei gibt es Geschenke, Festessen und sogar Musikvorstellungen. "Als würden wir unsere Haltung für einen Teller Essen aufgeben", deklariert der Anwohner Carlos Anaya gegenüber dem Portal La Silla Vacía.

Um Erdöl durch Fracking zu gewinnen, müssen die beiden Unternehmen laut Gesetz noch eine Umweltlizenz beantragen. Die dazu notwendige Umweltverträglichkeitsstudie haben sie bereits erstellen lassen, auch wurden die Ergebnisse im betroffenen Gebiet bekannt gegeben. Die multinationalen Konzerne wollen spätestens Ende des Jahres einen offiziellen Antrag bei der Umweltbehörde Anla einreichen. Dabei würde allerdings nach Angaben der Umweltorganisation Cordatec ein Interessenkonflikt entstehen, weil der Ehemann der Anla-Leiterin zum Umweltmanagement von Conocophillips gehört.

Conocophillips und CNE Oil & Gas sind jeweils mit 80 und 20 Prozent an dem Projekt beteiligt. Laut dem unterzeichneten Vertrag mit der ANH dürfen die zwei Unternehmen neun Jahre Explorationsarbeiten durchführen und 30 Jahre Erdöl fördern.

"Wenn wir zulassen, dass hydraulische Frakturierung in San Martín angewendet wird, wird sich dies landesweit wie eine Plage breit machen", sagt das Cordatec-Mitglied Rosario Torres. Deshalb ruft die Umweltbasisorganisation zu einer großen Demonstration am 25. September auf. Es gäbe bereits abgeschlossene Fracking-Verträge mit der ANH für sieben Erdölfelder. Sie lägen nicht nur in Cesar sondern auch in den Departamentos Cundinamarca, Toluma, Boyacá, Santander und Meta.

Die Regierung Santos hat im Jahr 2014 grünes Licht für das Fracking gegeben. Das Regelwerk, das die Anwendung von hydraulischer Frakturierung reguliert, sei "rigoros", "sehr detailliert" und "verantwortlich", versicherte das Energie- und Bergbauministerium bereits damals.

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