Folterer der Diktatur in Argentinien verurteilt

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Estela de Carlotto und ihr Enkel Guido
Estela de Carlotto und ihr Enkel Guido

Buenos Aires. Die argentinische Justiz hat hohe Haftstrafen gegen Angehörige des Repressionsapparates verhängt, die wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit während der Militärdiktatur von 1976-1983 angeklagt waren.

Der Bundesgerichtshof Nr. 1 von La Plata, 40 Kilometer südlich von Buenos Aires, verkündete in mündlicher Verhandlung sein Urteil wegen Verbrechen, die in dem als "La Cacha" bekannten Geheimgefängnis begangen wurden, das in der argentinischen Ortschaft Olmos betrieben wurde. 15 der Angeklagten wurden wegen Mordes, Freiheitsberaubung und Anwendung von Folter zu Lebenslänglich verurteilt. Vier weitere Beschuldigte erhielten Strafen von zwölf und 13 Jahren, zwei Angeklagte wurden freigesprochen.

"La Cacha" funktionierte von 1976 bis 1979 als Folter- und Haftzentrum sowie als geheime Entbindungsstation für inhaftierte schwangere Frauen. Unter ihnen befand sich auch Laura Carlotto, die Tochter von Estela de Carlotto, der Präsidentin der Großmütter der Plaza de Mayo. Der Leichnam von Laura Carlotto wurde im August 1978 mit Einschüssen im Rücken an ihre Familie übergeben. Von Mitgefangenen erfuhr die Familie Carlotta, dass Laura in "La Cacha" einen Sohn geboren hatte. Im  August dieses Jahres bekam Estela de Carlotto nach 36 Jahren der Suche ihren Enkel Ignacio Guido Montoya Carlotto wieder (amerika21 berichtete) wieder. Der leibliche Vater von Guido war, wie DNA-Analysen ergaben, Oscar Montoya, ein aktives Mitglied der peronistischen Linken, der ebenfalls verhaftet und ermordet wurde. Die sterblichen Überreste Montoyas waren in einem Massengrab aufgefunden und im Jahr 2009 vom anthropologisches Forensikteam identifiziert und an seine Familie zurückgegeben worden.

Mit Guido Montoya Carlotto sind es 114 Menschen, die als Kinder von Opfern der Diktatur dank der Anstrengungen der Großmütter der Plaza de Mayo ihre Identität wieder gefunden haben. Diese vermuten, dass es noch etwa 400 weitere Personen gibt, die zwangsadoptiert wurden und nicht wissen, wer sie in Wirklichkeit sind. Mit den nun verkündeten Strafurteilen beläuft sich die Zahl der wegen Völkermord während des diktatorischen Regimes in Argentinien Verurteilten auf 559.