Enkel der Präsidentin der Großmütter vom Plaza de Mayo wiedergefunden

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Estela de Carlotto und Familienangehörige bei der Bekanntgabe der Entdeckung ihres seit 36 Jahren verschwundenen Enkelsohnes
Estela de Carlotto und Familienangehörige bei der Bekanntgabe der Entdeckung ihres seit 36 Jahren verschwundenen Enkelsohnes

Buenos Aires/La Plata. Am gestrigen Dienstag ist nach 36 Jahren der von Militärs geraubte Enkel der Präsidentin der Vereinigung der Großmütter vom Plaza de Mayo, Estela de Carlotto, mittels eines DNA-Tests wiedergefunden wurden.

Der Sohn von Estala de Carlotto, Guido Carlotto, teilte in einer Pressekonferenz mit: "Wir sind alle total glücklich. Aus juristischen Gründen, kann ich leider zunächst nur bekannt geben, dass es sich um einen Musiker handelt, der sich freiwillig einem DNA-Test unterzogen hatte, weil er an seiner Identität zweifelte." Andere Medien des südamerikanischen Landes stellten den Mann als Ignacio Hurban vor, einen Jazz-Musiker aus der Stadt Olavarría.

Bei der Mutter handelte es sich um Laura Estela Carlotto, die im November 1977 als Regimegegnerin entführt und ins Geheimgefängnis "La Cacha" verschleppt worden war. Dort gebar sie am 26. Juni 1978 einen Sohn. Fünf Stunden nach der Geburt wurde sie von ihrem Sohn getrennt, der an einen hochrangigem Militär zur Adoption gegeben wurde. Von da an verlor sich die Spur.

Am 25. August desselben Jahres legten Polizisten die bereits stark verweste Leiche von Laura Carlotto im Vorgarten des Hauses von Estela de Carlotto ab.

Nur dank Aussagen von Mitgefangenen und der Obduktion der Leiche durch den Hausarzt der Familie erfuhr Estella de Carlotto von der Geburt ihres Enkelkindes. Daraufhin engagierte sie sich bei der zuvor gegründeten Vereinigung der Großmütter vom Plaza de Mayo. Sie war in Folge maßgeblich am Aufbau einer DNA-Datenbank beteiligt,  die ermöglichte, dass bisher über 100 während der Militärdiktatur verschwundene Kinder mit ihren echten Familien vereint werden konnten. Für ihre Arbeit bekam Estela de Carlotto 2003 den Menschenrechtspreis der Vereinten Nationen verliehen.

Bei ihrem nun wiedergefundenen Enkel handelt es sich um den mittlerweile 114. Fall einer erfolgreichen Identifizierung.

Während der argentinischen Militärdiktatur von 1976 bis 1983 wurden Babys von in Gefangenschaft befindlichen Regimegegnerinnen systematisch geraubt. Die Mütter wurden anschließend gefoltert und umgebracht. Argentinische Menschenrechtsorganisation schätzen, dass es insgesamt über 500 solcher Fälle gab.