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Militärs in Kolumbien wegen illegaler Spionage verhaftet

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Staatsanwalt Julian Quintana: "Geheimoperation Andrómeda wurde weitergeführt"
Staatsanwalt Julian Quintana: "Geheimoperation Andrómeda wurde weitergeführt"

Bogotá. Die Generalstaatsanwaltschaft in Kolumbien hat die Verhaftung von drei Militärs bekanntgegeben, die in Verbindung mit einer Geheimoperation mit dem Namen "Andrómeda" stehen sollen. Dabei seien Delegierte bei den Friedensgesprächen zwischen FARC-Guerilla und kolumbianischer Regierung ausspioniert worden.

Den beiden Gefreiten der Streitkräfte und dem Agenten des Geheimdienstes DNI (Dirección Nacional de Inteligencia), die am vergangenen Freitag festgenommen wurden, wird Bestechlichkeit, Spionage und Verletzung des Schutzes personenbezogener Daten vorgeworfen. Der DNI wurde von Präsident Juan Manuel Santos im Jahr 2011 geschaffen und untersteht direkt dem Präsidialamt.

Die Operation des Militärgeheimdienstes, in deren Rahmen die Kommunikation der Friedensdelegationen ausspioniert worden ist, war im Februar dieses Jahres aufgedeckt worden und führte zum ersten von mehreren Spionageskandalen im Zusammenhang mit den Friedensgesprächen (amerika21 berichtete). Bei der Geheimoperation wurden auch Menschenrechtsaktivisten in Kolumbien sowie Journalisten in aller Welt ausgeforscht, darunter auch ein Investigativjournalist der "Süddeutschen Zeitung".

Am 6. Mai 2014 wurde der Hacker Andrés Sepúlveda verhaftet. Er hat nach eigenen Angaben während des Wahlkampfes für die Präsidentschaftswahlen die E-Mails von Präsident Santos und der Delegationen in Havanna ausspioniert, um den Friedensprozess und das Image von Santos zu schädigen. Sepúlveda arbeitete als Informationstechniker und Online-PR-Mann für die rechtsgerichtete Partei des Ex-Präsidenten Álvaro Uribe, Demokratisches Zentrum (CD), und in der Kampagne des Präsidentschaftskandidaten der CD, Óscar Iván Zuluaga. Uribe und Zuluaga sind als strikte Gegner des Friedensdialoges bekannt. Im August wurde bereits ein Angehöriger der Nationalpolizei verhaftet, der mit Sepúlveda zusammengearbeitet haben soll.

Bei einer Pressekonferenz nach der Gefangennahme der drei Militärs am vergangenen Freitag sagte der Leiter der Ermittlungsabteilung der Generalstaatsanwaltschaft, Julian Quintana, die Festgenommenen hätten in "enger Beziehung" zu Sepúlveda gestanden. Die Geheimoperation "Andrómeda" sei nach ihrer Aufdeckung im Februar unter ihrer Mitwirkung durch das Büro Sepúlvedas weitergeführt worden. Nach der Verhaftung des Hackers existierten jedoch offensichtlich weitere Überwachungszentralen des Geheimdienstes. Ein Zusammenhang mit der Abhöraktion, von der der Verhandlungsführer der Regierung bei den Friedensgesprächen, Humberto de la Calle, unlängst betroffen war, werde geprüft, so Quintana.