Kolumbien / Politik

Skandal um Hacker in Kolumbien weitet sich aus

Video zeigt Präsidentschaftskandidaten Zuluaga im Gespräch mit Sepúlveda. Zeuge: DEA und US-Südkommando haben für Spionage bezahlt

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Andrés Sepúlveda
Andrés Sepúlveda

Bogotá. Nur wenige Tage vor der Präsidentschaftswahl in Kolumbien am 25. Mai ist ein Video aufgetaucht, das den Präsidentschaftskandidaten

der Partei Demokratisches Zentrums (CD), Oscar Iván Zuluaga, schwer belastet. In der Aufnahme ist der ultrarechte Politiker mit dem Hacker Andrés Sepúlveda zu sehen, mit dem er sich über den Umgang mit Informationen des Militärgeheimdienstes berät. Sepúlveda hatte die Verhandlungsdelegationen der FARC während der laufenden Friedensgespräche in Kuba und die kolumbianische Regierung ausspioniert. Der Präsidentschaftskandidat Zuluaga steht in aktuellen Umfragen an zweiter Stelle, knapp hinter Amtsinhaber Juan Manuel Santos. Er spricht sich offen für den Abbruch der Friedensverhandlung mit der FARC-Guerilla aus.

Die kolumbianische Generalstaatsanwaltschaft eröffnete zudem ein offizielles Ermittlungsverfahren gegen den ehemaligen Wahlkampfleiter von Zuluaga, Luis Alfonso Hoyes, dessen Stimme in dem Video ebenfalls zu hören ist.

Zuluaga behauptete auf einer Pressekonferenz, dass es sich bei dem Video um eine Montage handelt, um ihn zu verunglimpfen. Den zahlreichen Kongressabgeordneten und Vertretern sozialer und politischer Bewegungen, die ihn in den letzten Tagen aufgefordert hatten, seine Kandidatur niederzulegen, antwortete er: "Es gibt überhaupt keinen Grund, um zurückzutreten."

Im Rahmen der laufenden Untersuchungen stellte sich Ende letzter Woche ein spanischer Staatsbürger und Spezialist in Cybersicherheit freiwillig der Staatsanwaltschaft. Der Informatiker, dessen Namen von der kolumbianischen Behörden mit Rafael Revert angegeben wurde, war von Sepúlveda angeheuert wurden, um offiziell die Onlinekampagne von Zuluaga gegen Angriffe zu schützen.

Tatsächlich arbeitete er aber nach eigenen Aussagen in einem Nobelviertel im Norden von Bogotá ausschließlich an der Ausspähung und Überwachung der FARC-Verhandlungsdelegation in Havanna.

Seinen Aussagen zu Folge hatte ihm Sepúlveda versichert, dass er für die US-amerikanische Antidrogeneinheit (DEA) und das Südkommando der US-Armee arbeitet, das in Lateinamerika stationiert ist. Beide US-Institutionen hätten ein großes Interesse daran, den Verhandlungsverlauf in Havanna zu überwachen.

Wie Revert weiter ausführte, hat der Hacker ihm gegenüber erklärt, dass die DEA ihm pro Informationsblock zur FARC-Delegation 90.000 US-Dollar zahle.

Der spanische Informatikspezialist befindet sich mittlerweile in einem Zeugenschutzprogramm der Staatsanwaltschaft und gilt als Schlüsselzeuge zu den Verstrickungen des Präsidentschaftskandidaten Zuluaga mit dem Hacker Sepúlveda. 

Laut der Präsidentschaftskandidatin des Linksbündnis Demokratischer Pol-Patriotische Einheit, Clara López, ist es unumgänglich, dass die Justiz angesichts der offensichtlichen Beweislage gegen Zuluaga "Entscheidungen treffen muss, die der Schwere der Vorwürfe entsprechen".

"Ich glaube, es ist dass erste Mal in der Geschichte Kolumbiens, dass wir eine Präsidentschaftswahl unter solchen Bedingungen abhalten", so López abschließend.