Kolumbien / USA

US-Regierung soll bei Gefangenenaustausch helfen

Uribe und Chávez für Beteiligung der Großmacht, allerdings mit unterschiedlichen Zielen. Sarkozy lädt Chávez ein

Caracas. Im Rahmen seiner Vermittlungsbemühungen um einen Gefangenenaustausch zwischen der kolumbianischen Regierung und der linken FARC-Guerilla hat der venezolanische Präsident Hugo Chávez um ein Entgegenkommen aus den USA gebeten. Die US-Regierung könne eine große Hilfe sein, sagte Chávez am Dienstag (Ortszeit) während eines Treffens mit Familienangehörigen von drei US-Amerikanern, die seit 2003 von der FARC gefangen gehalten werden. Als Mitarbeiter einer privaten Sicherheitsfirma waren die Männer damals im kolumbianischen Regenwald mit ihrem Flugzeug abgestürzt. Die Guerilla wirft ihnen vor, für die kolumbianische Regierung spioniert und damit auf staatlicher Seite in den Konflikt eingegriffen zu haben. Chávez erklärte, dass die FARC an einem Austausch der US-Bürger mit zwei in den USA inhaftierten Guerilleros interessiert sei.

Der kolumbianische Präsident Alvaro Uribe, dessen Regierung die zwei FARC-Mitglieder an die USA ausgeliefert hatte, schloss unterdessen einen Gefangenenaustausch unter Einbeziehung der in den USA inhaftierten Guerillas kategorisch aus. Sie könnten nach dem Verbüßen ihrer Haft nach Kolumbien zurückkehren, so der Präsident. Stattdessen schlug Uribe vor, die USA sollten mit einer Kongress-Delegation an dem für den 8. Oktober in Caracas geplanten Treffen zwischen Chávez, Vertretern der FARC und der kolumbianischen Senatorin Piedad Cordoba teilnehmen. Die US-Außenministerin Condoleeza Rice begrüßte den Vorschlag.

Außerdem unterstrich der kolumbianische Präsident seine Ablehnung einer entmilitarisierten Zone für den Gefangenenaustausch wie sie die FARC vorschlägt. Sie könnte von der Guerilla genutzt werden um ihre Positionen auszubauen, so Uribe. Das Angebot der FARC ist die Übergabe von 45 Geiseln in einem solchen Gebiet, wenn die kolumbianische Regierung im Gegenzug über 400 inhaftierte Rebellen entlässt. In einer Erklärung der Guerilla, die am Mittwoch (Ortszeit) von der kolumbianischen Nachrichtenagentur ANNCOL verbreitet wurde, kritisiert die FARC den Präsidenten erneut wegen dieser Ablehnung und fordert ein Einlenken. Sie betonte aber auch die Hoffnung auf eine Einigung. Es sei das erste Mal, betonte die FARC, dass bei Vermittlungsbemühungen auch die Vorstellungen der Guerilla berücksichtigt würden.

Am Montag wird Chávez wieder mit Uribe zusammenkommen und gibt sich optimistisch am Ende des Prozesses ein Abkommen für einen Gefangenenaustausch zu erreichen. "Ich werde niemals aufhören darum zu kämpfen", versprach er. Von kolumbianischer Seite gab es optimistische Töne von dem Friedensbeauftragten der Regierung Luis Carlos Restrepo, der von einem erfolgreichen Verlauf des Treffens am 8. Oktober in Caracas ausgeht. Dann könnten auch wieder direkte Verhandlungen zwischen FARC und kolumbianischer Regierung möglich werden, stellte er in Aussicht.

Unterstützung für seine Initiative bekommt Hugo Chávez auch von der kolumbianischen Bischofskonferenz. Deren Vorsitzender war einer der Teilnehmer bei dem Treffen des venezolanischen Präsidenten mit den Familienangehörigen der US-Bürger in FARC-Gefangenschaft. Die Mutter der ehemaligen kolumbianischen Präsidentschaftskandidatin Ingrid Betancourt nahm ebenfalls an dem Treffen teil und betonte ihre Hoffnung für einen erfolgreichen Abschluss des Vermittlungsversuches von Chávez. Der französische Staatschef Nicolas Sarkozy macht sich für die Politikerin mit französischer Staatsbürgerschaft stark und hat Chávez unterdessen für November zu Gesprächen nach Paris eingeladen um die Bedingungen für die Freilassung der Geiseln zu erörtern, meldet die Nachrichtenagentur Ria Novosti unter Berufung auf argentinische Presseberichte.


Quellen: Venezuelanalysis.com, Venezolana de Televisión (1) (2), Globovisión