Bogotá. Mehr als hundert frühere Farc-Mitglieder haben ihre politische Partei "Comunes" verlassen. Diese ging aus dem Friedensabkommen von 2016 zwischen der ehemaligen Guerilla Farc-EP und der Regierung des damaligen Präsidenten Juan Manuel Santos hervor und ist mit zehn Sitzen im Kongress vertreten. Die Austretenden kündigten an, eine neue politische Gruppierung zu bilden.
Die frühere Senatorin und ehemalige Farc-EP-Kommandantin Victoria Sandino erklärte dazu auf Twitter: "Kollektiver Austritt aus der Comunes-Partei, weil sie uns nicht vertritt und ihre Entscheidungen überhaupt nicht mit unserer Kampfgeschichte übereinstimmen."
Die Austretenden werfen in ihrem öffentlichen Brief der Partei insbesondere Vettern- und Misswirtschaft in der Verwaltung, Verleumdungskampagnen und Stigmatisierung derjenigen vor, die sich kritisch zu den ihrer Meinung nach bestehenden Missständen äußern. In der Partei Comunes gebe es keine Räume für demokratische Debatten, Autoritarismus und Ausgrenzung herrschten vor. Zudem beanstanden sie eine mangelnde Solidarität der Parteispitze mit den Unterzeichner:innen des Friedensabkommens, die einem hohen Risiko ausgesetzt seien. Seit der Unterzeichnung des Friedensabkommens sind 337 von ihnen ermordet wurden.
In dem Brief erklärten sie, was sie schon seit mehreren Monaten sagen: "Die nationale Führung, angeführt von Rodrigo Londoño, bekannt als 'Timochenko', hat den kollektiven Kampf der ehemaligen Farc, jetzt bekannt als Comunes, verzerrt, so dass wir uns weder in der Richtung, die er der Organisation gegeben hat, vertreten fühlen, noch erkennen wir uns in seinen Entscheidungen wieder." Dazu gehöre auch die mangelhafte Umsetzung des Friedensvertrages.
Das Schreiben wurde von den bekannten ehemaligen Farc-EP-Mitgliedern Victoria Sandino, Israel Zúñiga, Milton de Jesús Toncel Redondo, Benedicto González und weiteren mehr als 100 Parteimitgliedern unterzeichnet.
Sandino verkündete außerdem, dass sie eine Gruppe gründen werden, die den Namen "Avanzar" (Vorankommen) tragen soll. Das Ziel sei, die politische Arbeit aufzunehmen und sich für den Friedensvertrag einzusetzen und zudem eng mit den Territorien und den Gemeinschaften im ganzen Land zusammenzuarbeiten.