Medellín. Die Nachfolgepartei der Guerillaorganisation Farc-EP (Fuerzas Armadas Revolucionarias de Colombia – Ejército del Pueblo) hat in Medellín ihre zweite Außerordentliche Nationalversammlung beendet. Dabei wurde der bisherige Name der Partei, "Alternative revolutionäre Kraft des Volkes" (Fuerza Alternativa Revolucionaria del Común, Farc), in "Comunes" geändert.
Damit will die Partei sich offenbar von den dissidentischen Gruppen absetzen, die sich vom 2016 geschlossenen Friedensvertrag mit der Regierung abgewendet haben und unter dem Namen Farc-EP wieder oder weiterhin bewaffnet kämpfen. Deren Mitgliederzahl hat nach Angaben des Instituts für Friedens- und Entwicklungsstudien im August 2020 schätzungsweise 3.400 betragen. Dies seien "neue Rekrutierungen", während 94 Prozent der früheren Farc-Angehörigen sich weiter im Wiedereingliederungsprozess in das Zivilleben befänden.
"Wir ändern unseren Namen, um die Ära des Krieges hinter uns zu lassen, mit der uns der Name Farc assoziiert. Wenn wir uns 'Comunes' nennen, wird es für uns zweifellos einfacher sein, verschiedene soziale und politische Bereiche des Landes anzusprechen“, hatte Parteichef Rodrigo Londoño alias "Timochenko" erklärt.
Die Partei war im Rahmen der Umsetzung des im November 2016 unterzeichneten Friedensabkommens gegründet worden, damit die ehemaligen Guerilla-Mitglieder ihre politische Arbeit in einer legalen Organisation weiterführen können. Öffentliche Mittel und eine parlamentarische Quote von zehn Abgeordneten wurden garantiert.
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"Ich möchte Kolumbien und die internationale Gemeinschaft darüber informieren, dass wir ab heute den Namen 'Comunes' tragen werden, weil wir eine Partei der einfachen Leute sind, die sich für ein gerechtes Land und das Wohlergehen der einfachen Leute einsetzt", sagte Londoño bei der Pressekonferenz am Sonntag. Zugleich rief er dazu auf, "eine große Koalition der Kräfte mit allen Demokraten des Landes zu schaffen", um die Umsetzung des Friedensabkommens zu festigen. Die Regierung von Präsident Iván Duque machte er verantwortlich für "die Welle der systematischen und generalisierten Gewalt, die sich im gesamten Staatsgebiet ausbreitet" und die bereits mehr als 254 ehemalige Kämpfer und über 500 Sozialaktiven das Leben gekostet habe.
Neben der Namensänderung stand am Wochenende die Vorbereitung der Wahlstrategie für 2022, der Wechsel des gesetzlichen Vertreters und die Reform der politischen Plattform auf der Tagesordnung.
Die Versammlung fand indes ohne drei Mitglieder des Nationalen Politischen Rates der Partei statt: Victoria Sandino, Joaquín Gómez und Benkos Biohó hatten am 18. Januar erklärt, dass sie nicht teilnehmen, da nur 230 der insgesamt 1.200 Parteidelegierten zugelassen worden seien. Unbequeme Stimmen würden so zum Schweigen gebracht. Die Versammlung sei "autoritär" und "ausgrenzend", gehe "gegen den Geist des Friedensabkommens" und zensiere Aktivisten, die forderten, dass Themen wie die Krise der Umsetzung des Friedensabkommens und der Ausschluss von Mitgliedern im Vordergrund stehen.
Interne Streitigleiten über die politische Ausrichtung und Kritik am Verhalten der Parteiführung haben schon zum Rückzug vieler bekannter Farc-Mitglieder und zu zahlreichen Parteiaustritten geführt.