Kolumbien / Politik

Farc-Partei: "Regierung will wieder Krieg und Zerstörung in Kolumbien"

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"Für das Leben – Für den Frieden": Farc-Mitglieder demonstrieren gegen die anhaltende Gewalt und den fehlenden Schutz durch die Regierung
"Für das Leben – Für den Frieden": Farc-Mitglieder demonstrieren gegen die anhaltende Gewalt und den fehlenden Schutz durch die Regierung

Bogotá. Nach einer Woche Fußmarsch sind demobilisierte Farc-Kämpfer:innen am Dienstag in der kolumbianischen Hauptstadt eingetroffen. Dort machen sie auf die anhaltende Gewalt und den fehlenden Schutz durch die Regierung aufmerksam. Sie wurden vom Leiter der UN-Mission und den Botschaftern von Kuba und Norwegen empfangen.

Die beiden Ländern hatten als Garantenstaaten die Friedensverhandlungen begleitet und sich verpflichtet, die Umsetzung des Abkommens von Havanna zu unterstützen.

Im Vorfeld hatte die Partei Alternative revolutionäre Kraft des Volkes (Fuerza Alternativa Revolucionaria del Común, Farc) die aus der früheren Guerilla-Organisation Farc-EP hervorgegangen ist, zu dem Marsch "für das Leben und den Frieden" aufgerufen. Eine Woche lang zogen mehr als 2.000 ehemalige Guerilla-Mitglieder aus dem ganzen Land nach Bogotá, um die Einhaltung des Friedensabkommens zu fordern.

Während des Marsches wurden erneut zwei Ex-Guerilleros ermordet. Der 61-jährige Marcial Macías Alvarado wurde in der Region Cauca von Unbekannten erschossen und der Leichnam von Libardo Becerra in Caquetá aufgefunden. Beide hatten 2016 die Waffen niedergelegt und sich für die Wiedereingliederung in das Zivilleben eingesetzt. Damit steigt die Zahl getöteter Farc-Mitglieder seit dem 2016 unterzeichneten Friedensvertrag auf 236.

Der kubanische Botschafter José Luis Ponce verurteilte die Gewalt während des Treffens mit Vetreter:innen der Farc scharf: "Ich konnte miterleben, wie dieses Abkommen ausgehandelt wurde. Es wurde nicht ausgehandelt, damit 236 von Ihnen getötet werden. Es wurde ausgehandelt, damit es einen Frieden mit sozialer Gerechtigkeit gibt und das ist nicht das, wonach es aussieht".

Norwegens Botschafter John Petter Opdahl fügte hinzu: "Wir als Garantiestaaten sind zutiefst erschüttert durch die Situation, in der sich viele von Ihnen befinden. Vor allem die Sicherheitslage der Ex-Kombattanten ist wirklich inakzeptabel und es ist unerträglich für uns, Zeuge der Ermordung von 236 Friedensunterzeichnern zu werden".

Einer der sechs ausgehandelten Punkte des Abkommens sieht den Schutz für demobilisierte Kämpfer:innen vor. Diese hatten im Tausch für ihre abgegebenen Waffen die Garantie erhalten, durch staatliche Sicherheitskräfte geschützt zu werden.

Die Farc-Delegation hofft auch auf ein Treffen mit Präsident Iván Duque. Seiner Regierung werfen sie vor, den Friedensvertrag bewusst nicht einzuhalten.

"Für das Opfern von Menschenleben, die sich nach Frieden sehnen, gibt es keine andere Erklärung, als den Versuch, das Abkommen zu zerschlagen und Kolumbien wieder in einen Zustand des Krieges und der Zerstörung zu versetzen. Das ist das, was alle Kolumbianer hinter sich lassen wollen", sagte der Farc-Abgeordnete Sergio Marín.