Miranda/Montecristo. Mit den Morden in den Departamentos Antioquia und Cauca sowie dem Massaker an einer ganzen Familie im Departamento Bolívar sind seit dem Friedensabkommen von 2016 bereits 250 Ex-Kombatant:innen der früheren Guerillaorganisation Revolutionäre Streitkräfte Kolumbiens – Volksarmee (Fuerzas Armadas Revolucionarias de Colombia – Ejército del Pueblo, Farc-EP) der Verfolgung zum Opfer gefallen.
Am 1. Januar wurden in Briceño in Antioquia die ehemalige Guerillera Yolanda Zabala Mazo (22) und ihre Schwester Reina (17) von Unbekannten getötet. "Der erste Tag im Jahr 2021 und jetzt sind es bereits 250 Morde", hieß es in der Nachricht auf dem Twitter-Account der Nachfolgeorganisation der Guerilla, der Partei "Alternative revolutionäre Kraft des Volkes" (Fuerza Alternativa Revolucionaria del Común, Farc).
Zuvor war am 27. Dezember der 55-jährige Manuel Alonso Villegas in der Gemeinde Miranda im Süden von Cauca tot aufgefunden worden. Wie die kolumbianische Nichtregierungsorganisation Indepaz erklärte, war Villegos Teil des 2017 im Rahmen des Friedensabkommens gestarteten Reintegrationsprogrammes in Miranda. Die "Territoriale Gebiete für die Ausbildung und Wiedereingliederung" genannten Zonen wurden für den Übergang demobilisierter Kämpferinnen und Kämpfer in das Zivilleben geschaffen. Die Farc-Partei hat wiederholt den mangelhaften Schutz der Bewohner vor gewaltsamen Übergriffen vor allem durch paramilitärische Gruppen angeprangert.
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In der Gemeinde Montecristo in Bolívar wurden am 26. Dezember die indigene Ex-Guerillera Rosa Amalia Mendoza Trujillo und vier ihrer Familienangehörigen getötet, darunter auch die zweijährige Tochter der ehemaligen Kämpferin. Die 25-jährige Mendoza engagierte sich nach der Demobilisierung der Farc-EP für die Reintegration von anderen ehemaligen Kämpfer:innen. 2017 gründete sie die "Assoziation für ländlichen und ökologischen Wohnraum im Süden von Bolivar", eine Initiative zur Einforderung indigener und bäuerlicher Rechte der Region für würdigen Wohnraum nach Jahren der gewaltsamen Auseinandersetzung.
Nicht nur die Farc-Partei selbst beklagt das gleichgültige Zusehen der Regierung Iván Duques gegenüber den Morden an den ehemaligen Kämpfer:innen. Der Leiter der Sonderjustiz für den Frieden, Giovanni Álvarez, rechnete vor, dass bei gleichbleibender Tendenz in drei Jahren bis zu 1.600 ehemalige Mitglieder der Guerilla ermordet sein könnten.
Insgesamt wurden laut Indepaz im Jahr 2020 in Kolumbien bei 90 Massakern 375 Menschen umgebracht und 64 ehemalige Farc-EP-Angehörige sowie 310 soziale Anführer gezielt getötet.